Politik

Ein Gesetz in komplett weiblicher Form bringt Österreich zum Kochen

Männer mitmeinen bringt Männer zum Weinen.
Alma Zadić in einem grünen Blazer knirscht die Zähen zusammen. In dem Artikel geht es um ihren neuen Gesetzesentwurf, der in rein weiblicher Form verfasst wurde.
Alma Zadić Foto: Imago / SEPA.Media

"Frauen sind doch mitgemeint, Mensch." Das ist der Standardspruch, um das generische Maskulinum zu verteidigen. Denn im deutschsprachigen Raum schreiben und sprechen wir seit jeher nur von Männern, auch wenn wir damit gleichzeitig alle anderen Geschlechter meinen. Und mit "jeher" meinen wir wirklich jeherjeher: bereits im Althochdeutschen, das zwischen 750 und 1050 gesprochen wurde, taucht das generische Maskulinum auf. Viele Menschen, laut Studien sogar die meisten, sind der Meinung, dass das auch für immer so bleiben soll. Schließlich war das schon immer so!

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Aber: Wie wäre wohl eine Welt, in der es andersrum wäre? Eine Welt, in der sich Männer sprachlich den Frauen unterordnen müssten? Durch die österreichische Justizministerin Alma Zadić wissen wir es jetzt: Wär scheiße, finden Internet-Rohrspatzen.

Zum ersten Mal wurde in Österreich ein Gesetzesentwurf auf Bundesebene in weiblicher Form verfasst. In dem Entwurf, in dem es um flexible Kapitalgesellschaften geht, werden ausschließlich weibliche Formen wie "Gesellschafterinnen, Mitarbeiterinnen und Geschäftsführerinnen" genutzt. In Paragraf 27 des Entwurfs wird erklärt, dass Männer an dieser Stelle mitgemeint seien.

Alma Zadić von den Grünen will damit einen Beitrag zu mehr Geschlechtergerechtigkeit leisten, sagt sie. Was sie immerhin schonmal erreicht hat: Dass sich sehr viele Leute aufregen. Auch der Koalitionspartner der österreichischen Grünen, die ÖVP, findet es nicht so dolle. Generalsekretär Christian Stocker erklärte im Ö1 Morgenjournal:  "Ich wüsste nicht, welchen Beitrag das zu einer geschlechtergerechten Sprache leisten soll. Ich halte das für keine Verbesserung."

Auch bei Twitter X reagieren Menschen pikiert:

Nach Susanne Fürst von der rechtspopulistischen FPÖ sei schon allein die Debatte ums Gendern quatschig. Für sie gilt: Werde die männliche Form verwendet, seien Frauen mitgemeint, werde ausschließlich die weibliche Form verwendet, würden nur Frauen angesprochen.

Aber ist das nicht viel zu einfach? Wer hat diese Regel bestimmt? Goethe? Gott?

Im Grunde zeigen die Wutausbrüche der Internet-Rohrspatzen, dass die Diskussion um gendergerechte Sprache überhaupt nicht mehr quatschig ist, wenn Männer sprachlich hintenüberfallen. Und dafür wollen wir uns bei ihnen bedanken.

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