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Video: Wenn sich ein Tai-Chi-Meister mit einem MMA-Kämpfer anlegt

In China wird MMA-Kämpfer Xu Xiaodong von den Behörden zensiert, weil er immer wieder angebliche Kampfkunst-Meister verprügelt.
Ein MMA-Kämpfer und ein selbsternannter Tai-Chi-Meister stehen sich im Ring gegenüber, der MMA-Kä
Der Tai-Chi-Meister Chen Yong versucht, einen Kick des MMA-Kämpfers Xu Xiaodong zu blocken | Foto: bereitgestellt von Xu Xiaodong

Ein selbsternannter Tai-Chi-Meister hat einen bekannten chinesischen MMA-Kämpfer zum Kampf im Ring aufgefordert. Aber als sich die beiden dann im Ring gegenüberstanden, gab der Tai-Chi-Meister nach wenigen Sekunden auf.

Der lang erwartete Kampf fand am 28. November im Süden Chinas statt – und war schon vorbei, als der MMA-Kämpfer Xu Xiaodong den Tai-Chi-Experten Chen Yong mit seinem ersten Schlag direkt ins Gesicht traf. Es waren nur rund zehn Sekunden vergangen, in anderen Kämpfen haben sich die Kontrahenten da noch nicht mal beschnuppert.

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Gegenüber VICE World News sagte Xu, es sei der kürzeste Kampf seiner Karriere gewesen. Vor dem entscheidenden Schlag mit der linken Faust hatte der MMA-Profi bereits zwei Kicks gelandet und dem Tai-Chi-Meister damit ordentlich zugesetzt. Chen konnte nur noch schmerzverzerrt das Gesicht verziehen und offensichtlich schwer beeindruckt abwinken. Der Schiedsrichter erklärte Xu daraufhin zum Gewinner.

Ein Video des Kampfes wurde bei Youtube bereits über eine Million Mal angeschaut.

Der 41-jährige MMA-Kämpfer Xu ist bereits 2017 zu Internet-Fame gekommen, weil er es sich zur Aufgabe gemacht hat, "Fake Kung Fu" in China als Blödsinn zu enthüllen – also zu zeigen, dass die selbsternannten Meister mit ihren Kampfkunst-Stilen und ihrem überheblichen Auftreten eigentlich gar nichts können. Damit zieht er den Zorn einiger chinesischer Kampfkünstler und Behörden auf sich.  

Tai Chi ist eine Kampfkunst, die auf dem Konzept von Yin und Yang beruht und weltweit vor allem als Form der Meditation und der Gymnastik bekannt geworden ist. Der Kampfaspekt ist dabei weitestgehend verloren gegangen. Als Chen den MMA-Kämpfer Xu Ende 2018 zum Kampf herausforderte, versicherte er aber, dass seine Form des Tai Chi auch in einer richtigen Kampfsituation eingesetzt werden kann.

"Es geht um die Jin-Kraft", sagte Chen damals in einem Fernsehinterview, also um das Konzept der inneren Stärke. Zudem gab er an, dass diese Stärke beim Boxen, beim Ringen, beim Brazilian Jiu-Jitsu und beim Muay Thai nützlich sei.

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Warum Chen nun gegen Xu verloren hat? In einem Video erklärte der Tai-Chi-Meister, dass er von der Sonne geblendet worden sei. Und der Ringboden war natürlich auch nicht so, wie er sein sollte.

"Als ich den Ring betrat, fiel mir sofort auf, wie weich der Boden war. Ich hatte ein Jahr lang auf harten Böden trainiert, denn weiche Böden hindern Tai Chi", sagte Chen in einem Video, das von dem YouTube-Kanal Fight Commentary Breakdowns übersetzt wurde. "Die Kraft und die Wucht des Tai Chi kann man nicht auf weichen Oberflächen finden."

Xu sagte daraufhin, dass er mit Chens Erklärung d'accord sei und gerne noch mal gegen den Meister in den Ring steigen würde.

Chen ist nun Teil einer langen Liste von selbsternannten Kampfkunst-Meistern, die von Xu ordentlich kassiert haben. 2017 besiegte Xu in einem Aufsehen erregendem Kampf zum Beispiel einen anderen Tai-Chi-Meister namens Wei Lei – und brauchte dafür nur 20 Sekunden. Seitdem konnte Xu Dutzende weitere Kämpfe für sich entscheiden.

Xu Xiaodong nach seinem Kampf gegen den selbsternannten Tai-Chi-Meister Chen Yong

Xu Xiaodong nach seinem Kampf gegen den selbsternannten Tai-Chi-Meister Chen Yong | Foto: bereitgestellt von Xu Xiaodong

Weil ihm vorgeworfen wird, sich über die chinesische Kultur lustig zu machen, wurde Xu in den chinesischen sozialen Medien gesperrt. Bei Twitter und YouTube hat der MMA-Kämpfer hingegen sehr viele Follower – auch wenn man die beiden Plattformen in China nur mit einem VPN-Tool erreicht.

Letztes Jahr haben die Behörden Xu dazu verdonnert, sich zu entschuldigen und umgerechnet rund 33.000 Euro Schadensersatz zu zahlen. Der Grund: Xu hatte den Tai-Chi-Großmeister Chen Xiaowang als Betrüger bezeichnet.

Als augenscheinliche Reaktion auf Xus Bloßstellung angeblicher Tai-Chi-Meister wies die chinesische Kampfsportbehörde – die Chinese Wushu Association – alle chinesischen Kampfsportler vor einigen Monaten an, sich nicht mehr als "Meister" zu bezeichnen. Ein weiterer Sieg für den MMA-Kämpfer.

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