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Die Wehrpflicht ist der Witz der Woche

Aus der Armee geschmissen zu werden, ist so einfach, dass es weh tut.

Foto: Blick

Mal ehrlich, wer hat geglaubt, dass es anders hätte laufen können? Wieder einmal hat das Schweizer Stimmvolk der GSoA einen kräftigen Arschritt verpasst. Es wäre doch merkwürdig, wenn ein Land, in dessen Haushalten rund eine Million unregistrierte Sturmgewehre lauern, die Wehrpflicht so leicht aus der Hand gibt. Also bleibt alles beim Alten. Daher haben wir die Chance genutzt und uns umgehört, was man denn so unternehmen kann, dass einem der Rausschmiss aus der „besten Armee der Welt“ sicher ist.

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Die entscheidende Frage

Eigentlich gäbe es ja tausend Gründe für den Dienst. Vielleicht magst du es, von menschlichen Gartenzwergen angebrüllt zu werden. Womöglich stehst du darauf, oben ohne, in Tarnhosen vor dem Spiegel zu stehen und deinen Bizeps zu bewundern. Oder du freust dich, so lange auf eine Holzscheibe zu ballern, bis auch das letzte Eichhörnchen der Umgebung an einem Herzinfarkt abgekratzt ist. Aber wahrscheinlich bist du eher Jemand, der es bevorzugt, seinen Suff nicht im Novemberschlamm irgendeiner Alp auszuschlafen.

Ein kleiner Wonnebrocken, der von zu viel Dosenfutter Blähkrämpfe kriegt, vor Spinnen kreischend davon rennt und den Gedanken kaum aushält, länger als drei Tage von seiner Mami getrennt zu bleiben. Oder du bist nur ein fauler Sack, der sich zu schade ist, Zivildienst zu leisten. Egal. Solange du über genug Scharfsinn verfügst, um einem Kleinkind den Lolli zu klauen, wird dir die Entscheidung, wie du deinen Dienst am Vaterland gestaltest, praktisch geschenkt.

Die Vorbereitung

Ja, die Armee packt dich unverfroren an den Eiern. Lange bevor dir der Militärdoktor an deinen Hodensack fasst, erhältst du einen Arschbefehl, der dir deutlich zu verstehen gibt, was da auf dich zukommt. Spätestens jetzt ist der Moment gekommen, in dem es sich lohnt, erste Gedanken darüber zu machen, welche faule Ausrede deiner Kragenweite wohl am ehesten entspricht. Natürlich kannst du dir eines dieser Arztzeugnisse für 800 Franken erschleichen, das nichts weiter über dich aussagt, als dass du ein schwächlicher Asthmatiker mit verkapptem Ödipuskomplex bist.

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Ein gewisser Stil muss sein. Dein Rauswurf aus der Armee sollte so kolossal werden wie ein David Fincher Film: Raffiniert,  theatralisch und voller Wahnanfälle. Am besten, du legst dir umgehend ein Lexikon über tropische Krankheiten oder den ICD-10 Schlüssel zu und suchst nach den ansteckendsten Seuchen, die du finden kannst. Dann durchkämmst du das Web nach unaussprechbaren sexuellen Neigungen, Panikattacken und Zwangsstörungen. Zum krönenden Abschluss verinnerlichst du das Schadensbild jeder Drogen-, und Glücksspielsucht, die seit dem Mittelalter dokumentiert ist.

Foto: Grenadier Tag

Die Story

Wird dein Auftritt nicht der totale Überraschungsangriff, bist du das reinste Frischfleisch. Bettnässer, Schlafwandler, Plattfüsser und Allergiker laufen den strammen Prüfern tagtäglich vor die Linse. Hingegen ist es für die werten Herren schon schwieriger,einem Typen, der gerade mit den eigenen Körpersäften braune kleine Kätzchen an die Fensterscheiben malt, beizubringen, dass der medizinische Fragebogen nicht zum Verzehr gedacht ist. Ganz egal was für eine Geschichte du auftischst, solange die Details zusammenpassen, gibt es keine Story, die zu übertrieben wäre. Deine Rolle muss komponiert sein wie eine venezianische Oper. Und du bist das scherbelnde Crescendo, das die Wände zum Beben bringt.

Der grosse Tag

Es ist also soweit. Von nun an solltest so untauglich sein, dass man es dir auf 100 Meter ansieht. Sei der Forrest Gump unter den Volltrotteln, der Kim Peak deiner Kaserne. Aber keine Panik. Auch wenn dir die Halbgötter in Grün nahelegen, dass sie schlechte Darsteller schon aus der Ferne riechen können – sie können es nicht. Gib den Bluthunden ruhig ihren Knochen. Zeig ihnen, dass du auffällst, aber achte darauf, dass die Brocken gerade so gross sind, dass sie dem Fressrausch nicht ganz verfallen. Im Laufe der Jahre gab es einige wagemutige Helden, die keine Opfer gescheut haben, die Kunst der Dienstuntauglichkeit bis zur Perfektion heranzubilden.

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Der Waffennarr

Der Waffennarr ist ein Klassiker. Wenn die Armee auf eines verzichten kann, dann sind es Schlägertypen, die nur darauf warten, eine Knarre in die Finger zu kriegen. Man erkennt sie etwa daran, dass ihr aufgemotzter Opel vor der Kaserne steht, oder, dass sie damit prahlen, wie sie den Sommer über mit Opa in Sibirien auf Bärenjagd waren. Eigentlich brauchst du nichts weiter zu tun, als deinen Gruppenführer den Tag lang damit zu penetrieren, wie toll es doch wäre, die Tauben auf dem Kasernenvorplatz mit dem Mörser zu bearbeiten oder mit welchem Messer man wohl die besten Dum-Dum-Geschosse schnitzt.

Der Amokläufer

Solange man sanft mit ihm redet ist er ganz normal. Macht man hingegen den Fehler, ihn mit dem Ausdruck zu beleidigen, mit dem er seine Schulzeit durch gehänselt worden ist, stülpt sich sein soziopathisches Inneres blitzartig nach Aussen und man muss aufpassen, nicht mit der Schere bearbeitet zu werden, wie Zottel, das Kaninchen aus seinem Kindergarten. Da gab es etwa den Typen, der dem Militärarzt erzählte, wie er jede Nacht von einem nackten, grauen Teufel träumt, der ihm befiehlt, seinem Chef einen Schlauch in den Arsch zu rammen, um ihm so die schlechten Manierenauszusaugen. Oder da gab es den Rekruten, der bei der ersten Schiessübung einfach aufstand, und der erstbesten Kuh der Weide nebenan ins Genick schoss.

Der Obdachlose

Den Obdachlosen riecht man schon zwei Meilen gegen den Wind. Andere zu zwingen, ihn eine Nacht lang im selben Zimmer zu ertragen, verstösst bereits gegen mehrere Auflagen der Genfer Konvention. Die Masche ist zwar radikal, aber dafür simpel und effizient. Mit ein wenig Glück lassen sie dich nicht einmal in die Kaserne. Eigentlich musst du nichts weiter tun, als zwei Wochen lang weder zu duschen noch die Zähne zu putzen. Du trägst löchrige Sandalen, eine dicke Skijacke, zwei fleckige Strickpullis und eine Aldi-Tasche, voll mit zerknitterten Zeitungen, Kleingeld und leeren Tankstellenweinflaschen. Natürlich kaufst du nichts zu Essen, sondern lungerst bei der Geschirr-Abgabestelle herum und kratzt die Speisereste deiner Kameraden von den Tellern. Und du nutzt jede Gelegenheit um zu furzen oder deinen Nasenschleim genüsslich den Hals hinab zu ziehen.

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Foto: Blick

Der durchgeknallte Einsiedler

Er hat panische Angst vor öffentlichen Verkehrsmitteln, Spülbecken oder Treppenstufen. In der Nähe von Besteck, Bleistiften, ja allem, was auf irgendeine Weise als Waffe gebraucht werden könnte, wird er ganz zappelig. Am besten schaust du andauernd nervös hin und her und zuckst ruckartig zusammen, wann immer dich jemand anspricht. Wagt sich jemand näher als einen halben Meter an dich heran, springst zu fauchend zurück und blickst ihn an wie ein giftiges Reptil. Ansonsten starrst du mit geweiteten Augen ins Leere, kratzt dich am ganzen Körper und knirschst verbissen mit den Zähnen. Am besten schläfst du die letzten zwei Tage vor der Aushebung gar nicht, sondern hältst dich mit einer konstanten Dosis Koffein, Splatterfilmen und Egoshootern über Wasser. Ein paar Tropfen Salzwasser in die Augen und dein Auftritt ist perfekt.

Der Junkie

Es war einmal ein Rekrut, der hatte einfach keinen Bock mehr auf den Dienst. Also täuschte er eine Verletzung vor, und als der Arzt einen Moment lang aus dem Zimmer verschwand, begann er damit, alle möglichen Schmerzmittel aus den Schubladen zu räumen. Natürlich wurde er in flagranti erwischt und innert 48 Stunden unehrenhaft entlassen.

Das unentdeckte Talent

Es gibt Leute, die haben eine seltene Gabe, die ihnen im realen Leben nichts bringt, ausser, dass sie damit auf dem Jahrmarkt auftreten könnten. Das sind sie stillen Genies der Aushebung. Wie etwa der Bursche, der sich auf Kommando übergeben konnte. Er sagte den Prüfern, dass er erbrechen müsste, sobald er denn obersten Knopf zuknöpfen würde. Da ihm die gewieften Militärpsychologen kein Wort glaubten, forderten sie ihn dazu auf, die Story zu beweisen. Wahrscheinlich waschen sie sich heute noch die Kotze aus dem Hemdkragen.

Wir gratulieren

Gelingt es dir trotz all unseren Bemühung nicht, dich der Wehrpflicht zu entziehen, kannst du immerhin froh sein, bald etwas sinnvolles zu tun. Ueli Maurer zählt auf dich. Ist dir die Verteidigung der seit 1815 unberührten Landesgrenzen aber dennoch nicht aufregend genug, kannst du dich selbstverständlich auch bei der Schweizer Garde melden. Wir gratulieren dir zu deinem zölibatären Patriotismus, und hoffen, dass du dich umgehend kastrieren lässt.