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Das steckt 2016 in den Kühlschränken von Studenten

Billig-Bier und verschimmelte Pasta-Sauße oder Soja-Milch und frischer Spinat? Sind Studenten so abartig, wie immer alle denken?

165 Euro geben Studierende in Deutschland im Schnitt monatlich für ihr Essen aus. Da sind Toast mit Ja!-Gouda, das Dreierpack Salamipizza oder 49-Cent-Nudeln mit Ketchup fast vorprogrammiert. Dazu noch zu viele Becher Automatenkaffee und Mate beim Binge-Learning vor Klausuren. Der akademische Nachwuchs ist nicht unbedingt dafür bekannt, besonders gut auf sich zu achten, wenn es um Ernährung geht. Generell wird den Deutschen ja immer zur Last gelegt, dass sie zu wenig für Lebensmittel ausgeben.

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Aber ist das wirklich so? Was steckt hinter den Kühlschrank-Türen der Wohnungen und WGs? Lesen die Studenten MUNCHIES? Und haben wir heute unser Verhalten gegenüber Lebensmitteln geändert? Da wir schon probiert haben, von einem Euro am Tag zu leben, sind wir den Fragen fotografisch und in Interview-Form auf den Grund gegangen, haben einen Blick in die Kühlschränke von Studenten geworfen und mit ihnen über ihre Essgewohnheiten gesprochen.

Peter, 28, studiert China Studies

VICE: Hi Peter! Wow, dein Kühlschrank ist ja voll. Was gibst du im Monat für Essen aus?
Peter: Was gebe ich aus, puh. Ehrlich gesagt habe ich mich das noch nie gefragt. Ich glaube, das variiert sehr, ich nehme mir eben, was ich brauche, und bezahle das dann an der Kasse. Monatlich zwischen 200 und 300 Euro vielleicht? Hängt davon ab, wie viele Dinner ich veranstalte, haha!

Was gibst du sonst noch drumherum für Essen aus?
Na ja, wenn viel Pantry im Monat anfällt, kommt da auch noch was zusammen. Ein gutes Sesamöl ist halt teuer. Und wenn ich außerhalb essen gehe, ist das vielleicht ein Hunderter im Monat. Manchmal können das auch 200 Euro sein.

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In deinem Kühlschrank ist ganz schön viel Fleisch. Was ist da los?
Das ist ein besonderer Fall heute. Normalerweise ist in meinem Kühlschrank viel Frisches und viel Grünes—eigentlich esse ich gar nicht so viel Fleisch. Und wenn, dann muss es auch gutes Fleischs ein. Ich war gerade über Ostern in der Heimat in Nord-Hessen und habe einen Freund auf seinem Bauernhof besucht, der dort Bio-Fleisch verkauft. Der hat mir ganz viel mitgegeben, Speck und Ahle Wurscht. Und generell: Wenn man in Nord-Hessen ist, kann man sich sicher sein, dass die Eltern und Großeltern fragen, ob man eine Ahle Wurscht mitnehmen will. Und klar will man das! Ansonsten liegen im Kühlschrank noch so vietnamesische Würstchen, die ich neu entdeckt habe.

Du scheinst ein guter Koch zu sein.
Ich koche viel zu oft! Und dann auch stundenlang. Eigentlich jeden Tag, an manchen Tagen auch zwei-, drei- oder viermal. Klingt vielleicht ein bisschen absurd, aber ich steh drauf. Da nehme ich mir dann sehr viel Zeit. Ich kiffe halt auch gerne—kochen und kiffen verträgt sich eben gut. Es gibt nichts Schöneres!

Wovon lässt du dich inspirieren?
Größtenteils von der ostasiatischen und südostasiatischen Küche—also Japan, Korea, China, Malaysia oder Thailand. Ich mag die regionale Küche immer sehr gerne und kaufe danach ein, was saisonal so gerade angebaut wird. Es gibt auch eine fabelhafte Essensszene in den USA, die auf Blogs auch viel über gutes Essen und die richtige Behandlung von Lebensmitteln schreibt—von der lasse ich mich gerne beeinflussen. Ich hänge schon viel auf Food-Blogs ab.

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Dann solltest du uns bald mal zu einem Dinner einladen!
Klar, ich koche immer mehr als ich brauche, weil ich furchtbar gerne Leute einlade. Heute Abend um 9? Oder sagen wir besser halb 12, ha ha!

Paul, 24, studiert Schauspiel

VICE: Hi Paul, sag mal, wie viel gibst du monatlich für Lebensmittel aus?
Paul: Oha, du meinst nur, was in meinen Kühlschrank kommt? Ich gebe monatlich zwischen 150 und 200 Euro für Essen aus, welches ich hier mit nach Hause bringe. Außer Haus sind das auch nochmal 50. Oder … eigentlich eher 100, um ehrlich zu sein.

Wohnst du alleine oder in einer WG?
Mit drei netten Frauen in einer Wohngemeinschaft!

In deinem Kühlschrank sind viele Soja-Produkte. Lebst du vegetarisch oder vegan?
Ich bin Veganer, seit einem Monat, um genau zu sein. Davor war ich anderthalb Jahre Vegetarier.

Kochst du oft?
Ja, sehr gern und viel. Ich koche am liebsten verschiedenste Dinge mit Gemüse.

Peet, 26, Angewandte Informatik

VICE: Hey Peet, netter Kühlschrank. Wie oft gehst du einkaufen?
Peet: Ich kaufe täglich ein, entweder nach der Arbeit oder nach der Uni. Meistens überlege ich mir über den Tag, was ich abends essen will, und besorge das dann schnell. Deswegen habe ich auch nicht wirklich viel im Kühlschrank—Nudeln und Reis sind immer da, aber das war's.

Wie viel Geld gibst du in der Woche für Essen aus?
Normalerweise esse ich mittags in der Mensa, da gibt's jeden Tag ein veganes Gericht, und abends koche ich dann was. Richtig essen gehe ich selten, höchstens am Wochenende. Und dann eher Kuchen, hehe. Deswegen komme ich in der Woche auch nur auf maximal 40 Euro, die ich ausgebe.

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In welchem Zustand ist deine Küche generell?
Sauber würde ich es hier nicht nennen, aber es ist auch keine totale Katastrophe. Bei Frauentausch würden sie sagen: „Es ist sauber, aber nicht steril." Und man weiß ja, was das heißt.

Was kochst du dir am liebsten?
Am liebsten mag ich Pizza, Ofenkartoffeln mit Gemüse und Sojachunks oder das, was es gerade irgendwo im Angebot gibt. Das ist schön unkompliziert. Aber ich habe auch schon mal für ein Mädchen Rouladen selbst gemacht. Das war ein riesiger Aufwand! Aus der Beziehung ist dann leider trotzdem nichts geworden.

Anthea, 27, studiert Islamwissenschaften

VICE: Hi Anthea. Wie viel gibst du monatlich für Lebensmittel aus?
Anthea: Ganz klar—zu viel!

Isst du eher außer Haus oder kochst du mehr?
Ich kaufe nur bei Kraut und Rüben am Heinrichplatz hier in Berlin ein und ansonsten esse ich beim Asiaten unten im Haus.

Und was schätzt du, wie viel du ausgibst?
Warte, lass mich mal nachdenken. Dadurch, dass ich nur diesen kleinen Bioscheiß einkaufe, gebe ich unheimlich viel für das bisschen, was ich einkaufe, aus. Ich kaufe irre wenig Essen, aber es ist eben auch irre teuer. Weil ich von unterschiedlich viel Trinkgeld lebe, kann ich gar nicht sagen, was ich ausgebe.

Gibst du viel Geld für Alkohol aus?
Ja.

Dein Kühlschrank ist ganz schön dreckig, wie kommt das?
Na ja, er ist kaputt und das Wasser kann nicht mehr durch das Gefrierding ablaufen und staut sich. Ich lagere darin im Moment die Sachen, die weggeschmissen werden müssen …

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Kochst du denn häufig?
Nein, eigentlich nicht. Dafür meine Mitbewohnerin umso mehr.

Chris, 29, studiert BWL

VICE: Wie viel gibst Du pro Woche für Essen aus?
Chris: Knapp 100 Euro. Auch wenn mein Budget tight ist, Essen ist mir wichtig.

Na ja … dein Kühlschrank sieht nicht gerade danach aus, um ehrlich zu sein.
Ich esse meistens auswärts, da ich nicht viel zu Hause bin. Daher gibt es in meinem Kühlschrank nicht allzu viel zu entdecken.

Gibts du mehr für Essen oder Alkohol aus?
Meistens mehr für Essen. Klar, das ist stimmungsabhängig, aber gutes Essen kostet halt auch was.

Bist du ein guter Koch?
Definitiv nicht. Mir fehlen die Zeit und die Geduld dazu. Wenn ich Hunger habe, möchte ich essen, und nicht kochen.

Nathalie*, 25, Wirtschaftspsychologie

VICE: Hey Nathalie. Wie viel Geld gibst du in der Woche für Lebensmittel aus?
Nathalie: Bestimmt 80 Euro für Einkaufen und Auswärtsessengehen zusammen. Dazu kommen noch mal 25 Euro für Getränke, vor allem Rotwein. Da kostet eine Flasche 5 bis 8 Euro. Und wenn wir ausgehen, kommen noch mal 20 bis 30 Euro für Getränke dazu.

In welchem Zustand ist deine Küche?
Hier ist es immer sehr aufgeräumt und sauber. Ich hab eine Spülmaschine, da fällt es ja auch nicht so schwer, Ordnung zu halten. Einmal die Woche putze ich richtig gründlich, wische und mache alles schön.

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Würdest du sagen, du bist eine gute Köchin?
Ja, auf jeden Fall, ich gebe mir Mühe, abwechslungsreich zu kochen und neue Rezepte auszuprobieren. Italienisch koche ich sehr gern, das geht schnell und ist immer irgendwie anders. Lasagne, Pizza, Pasta, das sind meine Favoriten.

Was ist das Beste, das du jemals selbst zubereitet hast?
Wir haben vor ein paar Wochen eine vegane kanadische Pizza gemacht, mit Süßkartoffeln, Cashewnüssen, Rucola und Ahornsirup. Die Inspiration habe ich von Ron Telesky, das ist der interessanteste Pizzaladen in Berlin und immer eine gute Inspiration.

Gabriele, 22, studiert Kulturwissenschaften

VICE: Wie viel gibst du monatlich für Lebensmittel aus?
Gabriele: Ich würde sagen zwischen 200 oder 300 Euro. Also zusammen mit dem Essen, welches ich draußen zu mir nehme. Wenn ich nur die eingekauften Lebensmittel rechne, sind das wohl so 200 Euro.

Empfindest du das als viel?
Nee, eigentlich ist das OK!

Euer Kühlschrankinhalt sieht sehr gesund aus, wie kommt das?
Weil wir eben gerne kochen, zum Kochen braucht man frische Sachen. Trotzdem kaufen wir ab und zu auch mal drei Packungen Butter, wenn es sich ergibt.

Seid ihr Schnäppchenjägerinnen?
Ja, na ja. Ich bin da nicht so, ich kaufe das, was ich will—und das kann dann auch mal was Teures sein. Aber meine Mitbewohnerin kauft schonmal zwei oder drei Packungen mehr, wenn sie gerade im Angebot sind, obwohl man sie jetzt gar nicht braucht.

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Das heißt auch, dass ihr alles teilt?
Ja, wir teilen schon alles. Ist jetzt nicht so, dass man das dann gegenrechnet, meine Mitbewohnerin kauft ein bisschen mehr, weil ihr Freund ab und zu hier rumhängt. Wir teilen und wir kochen oft zusammen. Aber man weiß schon, wenn etwas Besonderes im Kühlschrank ist, dass man fragt. Ist ja auch schöner so, gibt sonst Stress in der WG.

Florian, 24, studiert Jura

VICE: Florian, hältst du deine Küche sauber?
Florian: Ja, das ist mir wichtig. Unordentlich kann es sein, aber ich habe halt gewisse Hygeniestandards.

Was war die beste Mahlzeit, die du jemals an deiner Uni gegessen hast?
Mhm, das war wohl 'ne Quiche—eine erforderliche Abwechslung zu ständig trockenen Pommes und Spaghetti Bolognese.

Was ist dir wichtiger: Alkohol oder Essen?
Auf jeden Fall Essen! Saufen muss ich nicht jeden Tag.

Wie viel gibst du dann pro Woche für Essen aus?
So circa 40 Euro—ich bin nicht so der hungrige Typ.

*Name geändert.