Facebook-Reichsbürger und sonstige Verschwörungstheoretiker mit Internet-Anschluss haben am vergangenen Wochenende der gemeingefährlichen „BRD GmbH” ein echtes Schnippchen geschlagen. Eiskalt nutzten sie eine vermeintliche Lücke in der Fahrzeug-Zulassungsverordnung, um ihrem Protest gegen die Realität gewichtigen Ausdruck zu verleihen und ihre Nummernschilder kurzerhand umgedreht ans Auto montierten.
Aus dem Dunstkreis der Facebook-Seite BRD Pseudostaat-Regierung war Ende letzter Woche erstmals die Idee eines Kennzeichen-Flashmobs als „Erkennungsmerkmal unter allen aufgewachten Menschen” ans Tageslicht gekommen—ein Essener Jeep-Fahrer hatte dann schnell und bedenkenlos nach dem Motto „Besser als nix machen ist irgendwas machen” gehandelt und zeigte per Kennzeichen, dass „wir diese Politik und Un-Rechtsprechung nicht hinnehmen werden.”
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Seine Nachricht mit entsprechenden Beweisfotos und der aufmunternden Botschaft, er habe eine Kontrolle durch die „Firma Polizei” nach drei Minuten unbeschadet und bußgeldlos überstanden, verbreitete sich dann wie ein Lauffeuer unter den selbst ernannten „Problembürgern”, die das EU-Symbol auf ihrem Kennzeichen gerne auch mal mit einem schwarz-rot-weißen Reichsbürger-D überkleben. Der Facebook-Post wurde bereits über 22.200mal geteilt und zeigt damit auch, welches Ausmaß die Szene von Verschwörungstheoretikern in Deutschland tatsächlich angenommen hat. Selbst wenn einige Shares ironisch gemeint sein mögen, so finden sich unter dem Post auch zahllose positve und schulterklopfende Kommentare für die tolle Idee.
Ein kurzer Blick auf den Facebook-Account des Vorzeige-Protestlers offenbart dann auch, welche ideologischen Ausflüge er sonst so unternimmt. Likes für die Fotos vom Pegida-Jahrestag in Dresden am 20. Oktober 2015, „Aufklärungsbotschaften” über die „Lügenpresse” oder Anti-Merkel-Propaganda finden sich zwischen einem Haufen negativer Berichterstattung über etwaige Unverschämtheiten von Flüchtlingen in Deutschland und „Enthüllungen” über Deutschland als gelenktem Staat.
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Der Jeep-Fahrer scheint unzufrieden mit einer ganzen Menge an Dingen. Deswegen hat er nun sein Kennzeichen umgedreht. Sogar die Essener Polizei fühlte sich angesichts der im Netz kursierenden Botschaft genötigt, für Aufklärung zu sorgen: In einem Facebook-Post warnte sie potentielle Nachahmer, man könne bei einer solchen Aktion dann auch gleich schon mal „sein Portmonee umdrehen”. So schlügen nach §10 Abs 2, 12 § 48 FZV; § 24 StVG; 179 zehn Euro Bußgeld für das nicht vorschriftgemäße Anbringen von Kennzeichen zu Buche.
Ein Reichsbürger, der sein Kennzeichen ebenfalls umgedreht hatte, berichtet auf Facebook, sogar eine deutliche höhere Strafe kassiert zu haben:
Nichtsdestotrotz tauchen immer noch vereinzelt umgedrehte Nummernschilder auf den Straßen und in den sozialen Netzwerken auf. Ob sie auch vor Chemtrails schützen, ist bisher nicht geklärt, aber auch dass werden die Facebook-Aufklärer sicherlich bald ausführlich erläutern.