„Burschenschaften” ist die 4. Episode unserer neuen Videoserie VICE Alps. Mehr zum Thema findet ihr hier. Hier findet ihr Teil 1 und hier Teil 2 der Doku.
In Österreich gibt es zirka 4.000 schlagende Burschenschafter, die in rund 20 deutschnationalen Burschenschaften organisiert sind. Treu dem Wahlspruch der Urburschenschaft „Ehre, Freiheit, Vaterland” verteidigen sie die Werte einer deutschen Kulturnation in einer globalisierten Welt, voll von McDonald’s und Migration. Wir haben im letzten Jahr viel mit Burschenschaftern geredet, sie beim Fest der Freiheit und zum Akademikerball begleitet und bei jedem dieser Anlässe mit ihnen über Politik, Traditionen, Mensur und Verbindungen zu FPÖ und Nationalsozialismus gesprochen.
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Im Januar und Februar haben wir insgesamt vier Mal die schlagende Burschenschaft Teutonia besucht, die uns als erstem Medium Blicke hinter die Kulissen gewährtund uns gezeigt hat, wie sich die Mitglieder auf Mensuren vorbereiten und was sie dabei tragen. Außerdem haben die Mitglieder viele Stunden mit uns über die Themen gesprochen, die einen vor allem beschäftigen, wenn man wie wir nur den Blick von Außen auf schlagende Verbindungen hat.
Wir haben David getroffen, ein ehemaliges MKV- und RKAB-Mitglied, der also selbst in keiner deutschnationalen Verbindung war, in seiner Zeit als Mitglied aber sehr viel Einblick in schlagende und nichtschlagende Verbindungen bekommen hat. Heute hat David keinen Kontakt mehr zu seinen damaligen Freunden, die auch heute noch Mitglieder katholischer bzw. deutschnationaler Bünde sind. Denn eigentlich beruhen diese Verbindungen auf dem Lebensbundprinzip. Einmal Beigetreten bleibt man normalerweise Mitglied. Erst als Fuchs, dann als aktives Mitglied, später als Alter Herr, die monatlich einen gewissen Betrag an die Verbindung zahlen, damit die aktiven Burschen, die ja großteils noch studieren, das Verbindungshaus instand halten, Gastvortragende einladen und Veranstaltungen organisieren können.
Sowohl als aktive Mitglieder wie dann auch später als Alte Herren, engagieren sich viele Burschenschafter bei der FPÖ, weil sie ihre politischen Interessen durch sie am besten vertreten sehen. Wir haben mit FPÖ-Politikern gesprochen, die selbst auch Mitglieder schlagender Verbindungen sind und mit ihnen über die Verbindungen zu und Vorteile von Burschenschaften gesprochen.
Bei unserem letzten Besuch in der Teutonia fiel ein Satz, der mich zum Nachdenken brachte: „Man kann einem Menschen nicht seine Menschlichkeit absprechen, nur weil er Ansichten hat, die Gesellschaftlich nicht akzeptiert sind.” Natürlich stimmt das und es wäre auch zu einfach, jemandem seine Menschlichkeit aus diesem Grund abzusprechen. Aber—und das ist der springende Punkt—dieser Satz wurde von einem Teutonia-Mitglied und FPÖ-Politiker über den wegen Wiederbetätigung verurteilten, ehemaligen Teutonen, Franz Radl gesagt.
All diese Unterhaltungen und Erlebnisse haben wir nun in einer dreiteiligen Dokumentation gesammelt, denn Burschenschaften sind keine kleinen, an den Rand der Gesellschaft gedrängten Gruppen—sie sind politisch höchst relevant und müssen deswegen auch genau betrachtet werden.
Hanna auf Twitter: @hhumorlos | VICE auf Twitter: @ViceAustria