Millenials zeigen ihre Schreibtische

Was gehört in ein Zimmer? Die minimale Standardausstattung mag wohl aus einem Bett, einem Schrank, einem Regal, einem Stuhl und einem Schreibtisch bestehen. Im Bett wird geschlafen, im Regal steht Schönes, im Schrank horten wir unsere Kleidung und am Schreibtisch wird gearbeitet.

Der Tisch strotzt vor Funktionalität und schreit nach Effizienz. Das Epizentrum der Arbeit und die ultimative Ablagefläche. Seit Ewigkeiten ist der Schreibtisch Pop—Adornos Tisch steht als Denkmal ausgestellt in einem Glaskasten in Frankfurt und der Videoausschnitt, in dem Nikel Pallat von Ton Steine Scherben den Talkshow-Tisch zerstört, ist für immer in unsere Netzhäute gebrannt.

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Heute arbeiten wir in der Cloud, im Café und auf dem Bett. Wer braucht noch einen Schreibtisch, wenn man mit dem Laptop überall, nur nicht am für das Arbeiten deklarierten Ort sitzen kann. Wir sind es gewohnt, dass alles um uns herum passiert—zum Schreibtisch muss man sich hinquälen. Und wenn man sich doch mal an den Selbigen verirrt, muss man nur kurz blinzeln und findet sich plötzlich auf dem Sofa, auf dem Bett oder ganz woanders wieder.

Hat der Schreibtisch als Relikt einer vergangenen Ära ausgedient? Nein, denn er zeigt immer noch authentisch, wie wir heute arbeiten. Und wenn wir nicht an ihm sitzen, stapelt sich dort der analoge Teil unserer Arbeit und wir legen wir alles darauf ab.

Niemand kam an ihm vorbei. In den frühen Nullerjahren hatte fast jeder den typischen Computer-Tisch. Gern als Ecklösung aus Spanplatten gepresst und mit maximal vielen, verschieden großen Fächern für Ordner, Drucker, Unterlagen und kleinen CD-Racks aus Plastik versehen—und natürlich mit ausziehbarem Brettchen für die Tastatur. Dort haben wir auf Herlitz-Blöcken unsere Hausaufgaben gemacht und mit Windows XP an Röhrenmonitoren „computert”.

In unserem Jahrzehnt dreht sich alles um Tischplatten mit Böcken darunter. In Zeiten von schön-gefilterter Wohnungsbeschau auf Instagram, Freunde von Freunden und Pinterest sehen wir tagtäglich den most appealing Wohnungs-Lifestyle. Die Schreibtische auf den Fotos sind vor allem: Aufgeräumt. Symmetrisch angeordnete Notizblöcke, neurotisch parallel dazu liegende Stifte und selbst sichtbares Chaos haben für uns augenscheinliches, kreatives System. Wir haben einige VICE-Leser darum gebeten, sich dieser ästhetischen Perspektiv-Verirrung unserer Zeit anzunehmen und für uns die dokumentarische Realität der Schreibtische abzubilden. Wie sehen unsere Schreibtische aus, wenn wir sie nicht gerade mal wieder für unser Ego-Update im Netz veröffentlichen?

Wenn ihr glaubt, dass auf euren Schreibtischen auch eine Menge los ist, dann könnt ihr eure Fotos hier anonym hochladen oder uns eure Fotos an themen@vice.com schicken.

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