Identity

Von der Kunst, sich selbst zu hassen

Auf all meinen Reisen rund um die Welt—zum Leben und zum Lernen—habe ich etwas gefunden, worin alle Menschen gleich sind. Sie alle haben diese innere Stimme voller Angst und Zweifel. Wir versuchen alles, um sie stumm zu machen oder sie loszuwerden. Wir belegen Workshops bei Gurus, lesen Selbsthilfebücher, gehen zum Psychiater, Psychologen oder zum Tiermedium. Wir machen eine Paläo-Diät, essen Rohkost oder vegan, werden Mitglied des Crossfit-Kults und versuchen, unseren Selbsthass in Infrarotsaunen auszuschwitzen. Milliardenschwere Industrien werden rund um „Experten” aufgebaut, die uns helfen sollen, die Stimme loszuwerden und sie in Selbstliebe und Selbstbewusstsein zu verwandeln.

Warum verschwindet diese Stimme nicht? Weil diese Stimme recht hat.

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Als international anerkannter Coach für Selbsthass, bringe ich Leuten auf der ganzen Welt bei, wie sie sich selbst voll und ganz hassen können. Mehr noch, als sie es selbst je für möglich gehalten hätten. Und dasselbe kann ich auch für dich tun. Hör auf deine Zeit damit zu verschwenden, diese Stimme des Selbsthasses zum Verstummen zu bringen und fang an, deine Zeit dafür zu nutzen, die Lautstärke der Stimme aufzudrehen.

Du wirst geboren mit Gedanken voller Hass. Ein Haufen Leute ist schlauer als du. Und die, die nicht schlauer sind, sind definitiv glücklicher als du. Du wirst niemals schlau genug sein. Außer in den Momenten, in denen du zu schlau bist und es abschreckend ist.

Du bist kreativ, was heißt, dass du oft abschweifst und stundenlang tagträumen kannst, aber wie kreativ bist du wirklich? Es wäre ja nicht so, als ob du Blade Runner geschrieben hättest oder der Erfinder von Pizzataschen wärst. So gut bist du einfach nicht.

Du hast ein Leben, das du hassen kannst. Hast du alles im Leben, was du willst? Du könntest alles haben, wenn du besser wärst.

Kennst du irgendwen, der mehr verdient als du, in einem größeren Haus lebt, einen cooleren Job hat oder einen Tesla fährt? Natürlich tust du das und jeder einzelne von diesen Menschen hat ein besseres Leben als du. Hasse dich selbst dafür, dass du nicht so gut lebst.

Kämpf nicht gegen den Selbsthass an. Das ist etwas ganz natürliches. Nimm ihn an.

Hier zeige ich dir ein paar einfache und effiziente Methoden, wie du anfangen kannst, deinen Selbsthass zu nutzen.

Mach eine Liste von Leuten, die besser sind als du

Eine großartige Methode, um den eigenen Selbsthass zu nähren, ist es, sich auf Leute zu konzentrieren, die besser sind als du. Sie haben mehr, sie tun mehr, also sind sie auch mehr wert. Bildlich gesprochen, andere Leute sind dazu da, dir zu zeigen, was du sein solltest, aber nicht bist. Um die Leute, die besser sind als du, niemals aus dem Blick zu verlieren, mach dir eine Liste von ihnen und halte sie griffbereit. Leg sie neben dein Bett und lies sie dir vor dem Schlafen durch. Kleb sie neben deinen Badezimmerspiegel und lies sie, während du vergebens versuchst, dich für die Öffentlichkeit vorzeigbar zu machen. Steck dir eine kleine Kopie davon in den Geldbeutel, kleb sie an deinen Rückspiegel oder tätowier sie dir auf den Unterarm. Sieh sie dir so oft am Tag an wie möglich, sodass du immer die Leute vor Augen hast, die besser sind als du.

Ich helfe dir für den Anfang:

  • Grimes
  • Die neue weibliche Besetzung für das Remake der Ghostbusters
  • Deine verheiratete Grundschulfreundin, die eine gute Partie gemacht hat
  • Einfach jeder in den Magazinen
  • Astronauten
  • Leute, die mehr Sprachen sprechen als du
  • Jonas Salk
  • Babys—sie haben noch keine Fehler gemacht, du schon. Babys sind besser als du.
  • Pam Grier

Wenn du erst den Bogen raus hast, wirst du mit deiner eigenen List nicht mehr zu stoppen sein. Viel Vergnügen!

Nutze Facebook so oft wie möglich

Um den maximalen Selbsthass aus Facebook zu generieren, ist es wichtig, jeden Post zu verinnerlichen und ihn auf dich zu beziehen.

Wenn deine beste Freundin postet, dass sie einen neuen Job hat, hass dich selbst. Du hast keinen neuen Job. Du hast noch nicht einmal darüber nachgedacht, dir einen neuen Job zu suchen. Du hast immer noch den selben dämlichen Job wie letzte Woche. Auch wenn du deinen Job magst, kannst du dich selbst dafür hassen, dass du keinen neuen hast.

Wenn dein Cousin Fotos davon postet, wie er mit seiner Familie Spaß im Park hat und sagt „Ein super Tag”, denk mal über deinen Tag nach. War er super oder war es eher ein mittelmäßiger Tag mit Arbeit, Straßenverkehr und Essen aus der Mikrowelle? Selbst wenn dein Tag auch super war, ist das Leben deines Cousins besser als deines. Es ist besser als du, also hass dich selbst dafür, dass dein Leben nicht so gut ist, wie das deines Cousins.

Wenn ein Ex postet, dass er verlobt ist, sei dir sicher, dass er jemanden heiraten wird, der besser ist als du. Hasse dich selbst dafür, dass du nicht liebenswert bist.

Sieh dir an, was sich das Mädchen, neben dem du in der Oberstufe mal ein halbes Jahr lang in einem Kurs saßt, zum Abendessen gemacht hat: gebackener Kabeljau mit Kräuterkruste. Hast du schon jemals Kabeljau gegessen, geschweige denn mit Kräuterkruste? Weißt du überhaupt, was Kabeljau ist, außer dass es „irgendein Fisch” ist? Diese Mädchen, das du kaum kennst, hat heute Abend ein ganz unglaubliches Essen zubereitet, während du dir eine Handvoll Müsli über einen Joghurt gestreut hast, der kurz vor dem Verfallsdatum stand. Hass. Dich. Dafür.

Wenn ein Ex postet, dass er verlobt ist, sei dir sicher, dass er jemanden heiraten wird, der besser ist als du. Hasse dich selbst dafür, dass du nicht liebenswert bist.

Die Möglichkeiten, wie du dich selbst durch die Nutzung von sozialen Medien hassen kannst, sind grenzenlos.

„-er als”

Manchmal ist es nicht ganz so offensichtlich, dass jemand besser ist als du. Zum Beispiel, wenn du ein schöneres Auto hast als die anderen. Wie kannst du dich selbst hassen, wenn du genauso gut oder vielleicht sogar besser bist als andere? Das ist leicht. Stell dir etwas vor, worin die anderen besser sein könnten, was man so nicht sehen kann und verwende „-er als”. Die anderen sind wahrscheinlich schlau-er als ich … Sie sind nett-er als ich … Ihre Freunde sind cool-er als meine Freunde … Ich wette, sie sind spirituell-er als ich … Sich vorzustellen, dass ein Fremder besser ist als du, ist eine einfache und entspannte Methode, sich selbst zu hassen. Nutze sie!

Verdopple, was du nicht hast

Egal wie gut du es im Leben hast, du kannst immer einen Weg finden, dich selbst zu hassen. Du kannst dich also auch hassen, wenn du stolz auf das bist, was du erreicht hast. Sagen wir, du hast dich wirklich angestrengt, um fünf Kilo abzunehmen. Fünf Kilo? Das ist großartig! Aber es sind keine 10 Kilo! Siehst du, was ich hier gemacht habe? Wenn du dich über etwas freust, verdopple es und hass dich dafür, dass du nicht mehr hast.

Beispiel 2: „Wow! Ich habe im letzten Jahr 90.000 Euro verdient, so viel hab ich noch nie verdient!” Das stimmt, 90.000 Euro sind großartig. Aber es sind keine 180.000 Euro. Das wäre doch was.

Zahlen können ganz einfach dazu genutzt werden, um sich selbst zu hassen. Egal wie gut du etwas machst, du kannst dich immer dafür hassen, dass du es nicht doppelt so gut gemacht hast.

Zum Schluss

Eine milliardenschwere Industrie predigt den Leuten, dass sie versuchen sollen, sich selbst zu lieben. Fall darauf nicht rein. Die wollen dir nur Solariumbesuche, teure Handtaschen und Yoga-Seminare auf Bali verkaufen.

Schöne Menschen erzählen dir, dass du dich selbst lieben wirst, nachdem du dein Fett abgestrampelt hast, deine Falten weggeätzt wurden und du Pillen nimmst, durch die deine minderentwickelten Wimpern dichter werden.

Designer sagen dir, du würdest dich selbst lieben, wenn du in ihre winzigen, teuren Klamotten passen würdest.

Ratgeber geben einem Techniken, wie du dich selbst dazu bringen kannst, dich zu lieben—wie dich vor den Spiegel zu stellen und gegenüber deinem Spiegelbild darauf zu beharren, dass du dich selbst liebst; was noch nie bei irgendwem funktioniert hat. Und so weiter und so fort.

Sie liegen alle falsch. Die kleine innere Stimme voll Zweifel und Angst wird immer da sein—sie gehört zum Menschsein dazu. Und du wirst auch niemals perfekt sein, also kannst du dich genauso gut auch damit abfinden.