FYI.

This story is over 5 years old.

Menschenrechtsverletzungen

Warum sich die eritreische Fußballnational-mannschaft in Botswana absetzen musste

Ein WM-Qualifikationsspiel in Botswana hat die Nationalmannschaft Eritreas dazu genutzt, vor den Menschenrechtsverletzungen in ihrem Land zu fliehen. Es ist nicht das erste Mal, dass Nationalspieler „überlaufen".

Dieser Artikel ist ursprünglich auf VICE News erschienen

Eine Gruppe von ingesamt zehn eritreischen Fußballnationalspielern hat in Botswana Asyl erhalten. Die jungen Männer hatten sich Mitte des Monats nach einem WM-Qualifikationsspiel geweigert, in ihre Heimat zurückzukehren. Eritrea—dem häufig nachgesagt wird, ein zweites Nordkorea zu sein—sieht sich von UN-Seite mit Vorwürfen systematischer Menschenrechtsverletzungen, darunter Zwangsarbeit, ausgesetzt.

Anzeige

Die Entscheidung Botswanas, den Spielern Asyl zu gewähren, wurde vom obersten Gericht des Landes getroffen und am Donnerstag offiziell von der in Südafrika sitzenden Menschenrechtsbewegung „Eritrean Movement for Democracy and Human Rights" verkündet.

„Wir danken der botsuanischen Regierung. Ihre Entscheidung zeigt, dass das Land über ein funktionierendes Rechtssystem verfügt", erklärte Eyasu Hatemarian—ein Sprecher der Menschenrechtsbewegung—in einem Interview mit Reuters.

Der Verteidigungsminister Botswanas, Shaw Kgathi, hatte zuvor noch gesagt, dass die Spieler in ihr Land zurückkehren sollten. „Der Sachverhalt ist simpel: Sie müssen zurück. Man kann nicht herkommen, um Fußball zu spielen, und danach politisches Asyl beantragen. Wer in unserem Land als politischer Flüchtling aufgenommen werden will, muss die ordnungsgemäßen Schritte befolgen", so Minister Shaw Kgathi im Interview mit einem lokalen Radiosender. Am Ende folgte das oberste Gericht aber nicht der Auffassung des Verteidigungsministers. Wären die Spieler zurückgeschickt worden, wären sie wohl als Deserteure angeklagt worden, weil sie allesamt Mitglieder der eritreischen Armee sind.

Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass Mitglieder der Fußballnationalmannschaft Eritreas nach einem Spiel im Ausland „überlaufen" und Asyl beantragen. Insgesamt haben seit 2009 50 Nationalspieler die Flucht ergriffen.

Auch Vertreter anderer Sportarten aus Eritrea haben bereits Auslandsaufenthalte zur Flucht genutzt. Prominentestes Beispiel: der Marathonläufer Weynay Ghebresilasie, der bei den Olympischen Spielen 2012 in London noch der Fahnenträger seines Landes war, aber nach seinem Wettkampf umgehend einen Asylantrag in England gestellt hat.

Doch nicht nur Sportler haben dem Land den Rücken gekehrt. Tausende Eritreer sind in den letzten Jahren geflüchtet, Tendenz steigend. Allein im letzten Jahr sind mehr als 35.000 Menschen nach Europa geflohen (13.000 mehr als noch im Jahr zuvor).

Zuletzt geriet Eritrea im Juni dieses Jahres in die Schlagzeilen, als der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen in einem Bericht angekündigt hat, auch im nächsten Jahr gegen Eritrea wegen des Verdachts auf schwere Menschenrechtsvergehen (bei einigen Vorwürfen soll es sich sogar um Verbrechen gegen die Menschlichkeit handeln) zu ermitteln.