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Fleisch

#wurstgate: Die WHO verärgert die ganze Welt

Die WHO hat Fleisch als krebserregend eingestuft und die ganze Welt ist empört. Für manche Nationen und deren Wurstproduzenten liegt das Problem nicht in dem Bericht selbst, sondern darin, was die WHO unter „verarbeitetem Fleisch" versteht.
Photo via Flickr user Jakob Montrasio

Werden wir alle irgendwann aufwachen und realisieren, dass die letzten 48 Stunden nur ein furchtbarer Albtraum waren?

Nachdem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) der Vereinten Nationen diese Woche das Undenkbare getan hat und einen Bericht veröffentlicht hat, in dem verarbeitetes Fleisch als krebserregend bezeichnet und auf die gleiche Stufe mit Tabak, Arsen, Alkohol und Asbest gestellt wird, ist das eine Frage, die viele Menschen beschäftigt.

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Leider ist das kein Traum und die Welt muss lernen, mit diesen Neuigkeiten und den düsteren Konsequenzen klarzukommen. Wir hatten euch ja gewarnt.

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Für manche Nationen und deren Wurstproduzenten liegt das Problem jedoch nicht in dem Bericht selbst, sondern darin, was als „verarbeitetes Fleisch" bezeichnet wird. Da wäre beispielsweise die stolzen, noblen Vertreter des italienischen Consorzio del Prosciutto di Parma, einer fünf Jahrzehnte alten Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, ein wachsames Auge auf den uralten Prozess der traditionellen Prosciutto-Herstellung zu werfen.

Das Konsortium möchte gerne, dass die ganze Welt weiß, wie besonders Prosciutto ist. „Prosciutto di Parma ist kein verarbeitetes Fleisch oder eine Wurst, sondern ein Produkt, das über einen sehr langen Zeitraum gereift wird", erklärte der Pressesprecher des Verbands der Parmaschinken-Hersteller gegenüber der Zeitung The Guardian. Die Parmaschinkenfreunde sind ziemlich sauer wegen dieser Studie und das scheint hauptsächlich daran zu liegen, dass es jemand gewagt hat, den König unter den Fleischwaren mit minderwertigen Produkten wie Speck oder Würsten zu vergleichen.

Sie erklären: „Ohne jetzt über die Werte diskutieren zu wollen, mit denen diese Studie ‚verarbeitetes Fleisch' definiert, ist es wichtig, einige Aspekte klarzustellen, um keine unnötige Panik aufkommen zu lassen."

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Photo via Flickr user Scott Brenner

Photo via Flickr user Scott Brenner

Deshalb erklärte die Consorzio del Prosciutto di Parma, dass Parmaschinken ein streng kontrolliertes Produkt mit einer Herkunftsbezeichnung ist wie Champagner oder schwedischer Spettekaka. „Es ist kontrolliert, echt und komplett natürlich. Keine Zusätze oder Konservierungsstoffe werden bei der Zubereitung verwendet. Das Produkt hat seinen Erfolg nicht nur seinem Geschmack, sondern auch der Tatsache, dass es Teil einer ausgewogenen und vielseitigen Ernährung ist, zu verdanken", sagt der Verband.

Glaubt aber nicht, dass das der Verband der Parmaschinken-Hersteller der einzige auf dieser Welt ist, der mit dem Bericht der WHO nicht ganz einverstanden ist.

Eigentlich ist ja die ganze Welt angepisst.

Der österreichische Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter war ebenfalls empört und nannte den Bericht eine „Farce". Für ihn handelt es sich um Angstmache seitens der WHO, deshalb reagierte er auf Twitter mit einem Selfie, auf dem er österreichische Wurstwaren schlemmt.

Krebswarnung b Fleisch&Wurst ist Farce&verunsichert nur d Menschen!Österreichs Wurst ist und bleibt die Beste!AR ;) pic.twitter.com/n0wwTdqFxD

— Andrä Rupprechter (@BMRupprechter) October 27, 2015

Auch die Spanier waren wutentbrannt. „Die europäische Fleischindustrie findet es unangemessen, einem einzelnen Faktor ein erhöhtes Krebsrisiko zuzuschreiben", sagte Nieves Herranz García von der spanischen Fleischindustrie zu The Local. „Es gibt umfassende wissenschaftliche Beweise, die die Vorteile von Fleischkonsum als Teil einer gesunden Ernährung belegen", lautet es in der Stellungnahme.

Die Argentinier? Ein Volk, dessen Küche quasi für Rindersteak steht? Auch nicht glücklich, um es gelinde auszudrücken. Die Modedesignerin Marcela Duhalde sagte zu The Guardian: „Alles, was ich mag, ist ungesund—Steak, Alkohol, Drogen und andere Dinge. Ich sterbe lieber, als auf alles zu verzichten. Ich habe nicht die Energie, ohne all diese Dinge glücklich zu sein."

Photo via Flickr user Michela Simoncini

Austria's wurst. Photo via Flickr user Michela Simoncini

Die Franzosen hingegen wollen nichts davon wissen. Eine Pariserin sagte: „Wenn man davon Krebs bekommt, dann ist das eben so. Ich könnte nie ohne leben." Ein 83 Jahre alter Kriegsveteran stimme mit ein: „Ich habe den zweiten Weltkrieg überlebt und das hat mich nicht umgebracht, also scheiß drauf, was sie sagen." Ein Metzger reagierte folgendermaßen: „Ich höre auf zu rauchen und zu trinken, wenn es sein muss, aber auf Fleisch könnte ich nie verzichten, es ist ein wichtiger Teil meiner Ernährung."