Der Drogenhandel im Darknet ist ohnehin schon ein recht gewagtes Unterfangen. Dealer, Käufer und der Website-Administrator arbeiten relativ offen. Theoretisch kann jeder einen Darknet-Marktplatz aufrufen und ohne weiteres eine Bestellung für jede nur denkbare Droge aufgeben.
Einige extrem unbekümmerte Darknet-Dealer gehen aber noch einen Schritt weiter. In den vergangenen Tagen haben bereits zwei Verkäufer öffentlich Fotos geteilt, auf denen scheinbar ihre Drogen-Labore zu sehen sind—und riskieren damit, Details preiszugeben, die zu ihrer Identifizierung führen können.
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Am Donnerstag postete AlpraKing, ein Verkäufer von Xanax, eine Reihe von Fotos, die angeblich die Räume zeigen, in denen die Drogen hergestellt werden.
„Das war Version 4.0. Über einen Zeitraum von neun Monaten wurden dort mehr als zehn Millionen Pillen produziert”, schrieb jemand, der Zugang zum Reddit-Account von AlpraKing hat. (AlpraKings Thread heißt hilfreicherweise „Mein Labor”)
Aber warum laden die Verkäufer solche Fotos hoch?
„Ich würde sagen, das ist eine Art des Fan-Service. Jede Werbung ist gute Werbung”, antwortete AlpraKing in einer Nachricht an Motherboard.
„Es scheint eine schlechte Idee für Drogendealer zu sein, aber vor nicht allzu langer Zeit wurde es auch noch für undenkbar gehalten, Drogen per Post zu verschicken”, führte AlpraKing aus. „Die Dinge verändern sich, und als Betreiber eines Drogen-Unternehmens im Darknet muss man genauso vorgehen, wie man es bei einem legalen Unternehmen tun würde. Das heißt, mehr Sichtbarkeit und mehr Diskussionen = mehr Umsatz.”
Auf den ersten Blick scheinen die Fotos harmlos zu sein. Auf einem Bild ist ein Regal voller Geräte und Plastikboxen zu sehen, auf einem anderen ein Stapel weißer Plastiksäcke und auf dem dritten ein großer Raum, in dem offenbar Tabletten-Pressen aufbewahrt werden.
Doch wie der unabhängige Sicherheitsforscher La Moustache auf Twitter klar machte, könnten die Bilder Ermittlern wertvolle Informationen liefern.
„Für den größtmöglichen #OPSEC-Fail mache man ein paar Bilder von den Lieferungen seiner Drogen-Utensilien mit der Fedex-Trackingnummer darauf und lade sie hoch”, twitterte La Moustache am Donnerstag und wies auf eine Zahlenreihe auf einem der Kartons sowie auf einen Screenshot der Fedex-Seite hin, der für diese Nummer eine scheinbar erfolgreiche Lieferung anzeigt.
La Moustache merkte außerdem an, dass auf einem der Fotos der Name des Lieferanten der Pharmazeutika sowie Serien- und Chargennummern auf den Plastiksäcken zu erkennen seien.
Erst am Dienstag hatte ein anderer Verkäufer ein Video seiner angeblichen Mitarbeiter aus dem Labor gepostet.
„Featuring: unbekannte chinesische Chemiker & ein dreckiges Labor (beeinträchtigt nicht die Qualität der Drogen)”, witzelte BenzoChems auf Reddit. In dem Video ist für einen kurzen Augenblick sogar das Gesicht eines Labormitarbeiters zu sehen. „Opsec 0/10, aber in China ist es denen scheißegal”, fügte BenzoChems sorglos hinzu.
Bereits im Juni hatten die Verkäufer hinter dem Pseudonym QuantikXanax ein Video geteilt, in dem ihre Tabletten-Presse zu sehen ist. Während die fertigen Tabletten in einen Plastikbehälter fallen, hört man einen der Dealer „Dollar, Dollar, Dollar” sagen.
Offensichtlich verbreitet sich diese Art des digitalen Protzens immer mehr, und das—aus welchem Grund auch immer—vor allem unter den Xanax-Dealern.
„Ich weiß nicht, warum das hauptsächlich die Xanax-Dealer machen”, sagte AlpraKing Motherboard. „Wahrscheinlich weil Xanax eine Trend-Droge ist oder weil die Strafverfolgung ihnen nicht so wirklich hinterher zu sein scheint.”