Die meisten Pizzas sind scheiße. Es ist viel zu viel Brot dran im Verhältnis zum Belag. Die Tomatensauce schmeckt viel zu süß, der Käse ist billig, gummiartig und schmeckt nach nichts. Deswegen hasse ich Pizza.
Zugegeben trifft das am ehesten auf Pizza vom Imbissstand zu. Gelegentlich esse ich Pizza mit einer dünnen Kruste von guten Lokalen. Das geht. Aber trotzdem ist es für mich so ein nichtssagendes Gericht. Wenn jemand Geburtstag hat und es am Einfachsten ist, dann esse ich auch Pizza. Aber ich würde es niemals freiwillig bestellen, wenn es auch etwas anderes gibt.
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Zu allererst ist es ungesund, aber es gibt auch meistens etwas Besseres auf der Speisekarte als Brot und Käse. Für mich ist es einfach eine faule Ausrede. Die meisten Pizzas sind für einen unterentwickelten Gaumen gemacht. Ich glaube, Kinder mögen Pizza aus demselben Grund, weshalb sie Pommes oder Käsetoast mögen. Da ist nichts dabei.
Ich zog vor fünf Jahren von San Francisco nach New York mit all den guten Erinnerungen an San Franciscos leckeres Street Food—Burritos beispielsweise. Ich dachte mir, Pizza könnte ein richtig guter Ersatz sein. Pizza in New York soll ja deutlich besser sein als alles, was man an der Westküste bekommt. Am Anfang aß ich ständig Pizza. Es ist einfacher und billiger, ein Stück Pizza um ein paar Dollar zu kaufen, anstatt in Manhattan einen Salat um 12 Dollar zu bestellen.
Aber ich habe das Gefühl, Leute die „voll auf Pizza stehen”, sind genau die Art von Leuten, die vor einer Weile „voll auf Donuts mit Speck drauf” standen. Wenn jemand das Wort Pizza in seinem Instagram-Accountnamen hat, denke ich sofort an eine Person, die einen Pullover von Urban Outfitters mit einem Pizzaaufdruck trägt und einen auf ein Steve-Aoki-Konzert mitnehmen will. Ein Late Adopter, der behauptet, dass er gerne Cocktails mag, aber der einzige Cocktail den er kennt, ist der Old Fashioned, weil er ihn in Mad Men gesehen hat.
Irgendwie scheint es einen Markt dafür zu geben—so wie es vor ein paar Jahren einen Markt für Speck gab— und die Leute haben das Gefühl, dass Pizza sie irgendwie repräsentiert. So auf die Art: „Ich bin voll gut drauf! Mir ist meine Gesundheit scheißegal! Ich mag es, weil ich mich jung und lebendig fühle”, oder irgendetwas in die Richtung. Aber der Markt ist einfach übersättigt. Gerade habe ich aus Neugier nach dem Hashtag #pizza gesucht und bin dabei auf alle möglichen Leute gestoßen, die ich nie treffen wollte—weder on- noch offline. Angesichts unserer beschränkten Zeit auf Erden würde ich viel lieber mit Leuten sprechen, die aufmerksam genug sind, ihre eigenen Interessen über die kulturellen Trends hinaus zu verfolgen, anstatt um des kulturellen Trends willen. Es ist dieses Kleinster-gemeinsamer-Nenner-Meme geworden.
Es gibt den Leuten das Gefühl, einem Archetyp zu entsprechen, genau wie die, die ständig sagen, wie gerne sie Whisky mögen. Manchmal klicke ich mich durch die Tinder-Matches meiner männlichen Freunde und bemerke, dass viele Mädchen—und ich gebe zu, dass ich den Bogen hier vielleicht etwas weit spanne—versuchen, Männer anzuziehen, indem sie Dinge vorgeben zu mögen, die sie für „männlich” halten. So etwas wie: „Ich mag Tarantino-Filme und Whisky.” Sie glauben, das kommt gut rüber oder dass die Dinge, die sie konsumieren, sie als Individuum definieren. Sie halten sich für unglaublich originell, aber drei von zehn Profilen sehen genau gleich aus.
Sie möchten, dass man eine Laissez-faire-Attitüde mit ihnen in Verbindung bringt, weil Pizza fett, billig und bescheiden ist. Pizza ist unkompliziert und die Leute meinen, das macht sie dann auch unkompliziert. Aber wer will das überhaupt sein? Sozialer Charme beiseite, Pizza hat der Definition nach keine Ecken und Kanten. Eigentlich gibt es doch nichts Langweiligeres.
Ich kann durchaus nachvollziehen, warum Pizza so beliebt ist. Es ist meistens die erschwinglichste Wahl in einem guten Restaurant, aber gleichzeitig auch für wenig Geld auf der Straße erhältlich. Das macht Pizza für junge Menschen, die ihren Hunger stillen wollen, aber kein großes Budget haben, attraktiv. Viele Leute bringen es auch mit Feierlichkeiten in Verbindung. Für mich steht ein gutes Porterhouse Steak viel mehr für Glück oder einen feierlichen Anlass. Brot mit Käse kann ich immer essen.
Auch Tacos sind mir lieber als Pizza. Sie liegen ungefähr in der gleichen Preisklasse, aber danach hat man nicht dieses eklige Gefühl wie wenn man ein fettiges Stück Pizza vom Imbiss gegessen hat.
Ich finde es unreif, wenn sich jemand an Dingen wie Pizza als Teil seiner Identität festklammert. Ich mache mir ernsthaft Sorgen um Leute, die sich über ein bestimmtes Essen definieren. Ich würde tippen, dass ein Typ, der ein Mädchen zum Pizza essen einlädt, sein Leben weniger auf die Reihe bringt, als ein Typ, der ein Mädchen zum Steak essen einlädt. Aber das ist nur mein Eindruck. Vielleicht lieg ich auch falsch und sie sind alle einfach nur supergut drauf.
Aufgezeichnet von Hilary Pollack