Es war Sommer 2015. Yung Hurn sagte in seinem Video immer wieder “Nein!” und drückte wenig später der Rapszene ein Cap von Polo Ralph Lauren auf den Kopf. Cloud Rap drückte aus allen Boxen und dieses Cap war das unverzichtbare Accessoire zum Sound der Stunde. Eine Rich-Kid-Marke und Rap – passt das zusammen? Guckt man sich die neue Doku Horse Power: Hip-Hop’s Impact on Polo Ralph Lauren an, lernt man: Klar und das schon seit den Neunzigern.
Damals gab es in New York die Lo-Life Crew, die komplett in Polo eingekleidet war. Eigentlich lebten die Mitglieder in Brooklyns Sozialbauten und das in einer Zeit, als man dort noch wegen seiner teuren Jacke getötet werden konnte. Sie konnten sich die edle Sportmarke nicht leisten, also klauten sie sich ihre Klamotten einfach zusammen. Rapper Thirstin Howl The 3rd erklärt in der Doku, warum: “Wenn wir das getragen haben, vergaßen wir, wo wir waren und womit wir es zu tun hatten.”
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Es kommen noch andere Rapper wie 2 Chainz oder A$AP Ferg zu Wort, Sammler präsentieren stolz ihre exklusivsten Teile und wir bekommen eine Lehrstunde in Sachen Jugendkultur-Marketing. Und langsam werden wir immer mehr in diese Welt reingezogen, in der der gestickte Polo-Spieler mehr als nur ein Logo ist. Er fungiert eher als Symbol für eine Religion, statt als eine Art Streetwear-Kruzifix.
Angesichts des übertriebenen Marken-Wahnsinns, der in der Doku immer wieder anhand des letzten Polo-Outfit-Wettbewerbs Lo Goose On The Deuce auf dem New Yorker Times Square gezeigt wird, kommt uns allerdings ein bisschen Galle hoch. Wenn Leute laut jubeln, nur weil jemand seinen Strickpulli mit einem Ski-Fahrer drauf zeigt, können wir nur noch ein entschiedenes “Nein!” von uns geben.