Popkultur

Was zur Hölle geht eigentlich mit Österreich (dem Land, nicht der Zeitung)? 

Fallschirmspringer und Kackemojis

Besonders in den letzten Wochen und Monaten haben wir uns immer wieder gefragt, was in Beelzebubs Namen eigentlich in diesem gottverdammten Schnitzelland vor sich geht. FPÖ-Reimeknecht Herbert Kickl reitet dieser Tage als Innenminister durch unsere Timelines, Sebastian Kurz hat ein Langzeitprojekt gestartet, um Schweigen als Volkssport zu etablieren und überhaupt fühlen wir uns ein bisschen wie dieses Meme.

Aber wie besagt eine alte Bauernweisheit, die sogar eurer Oma zu basic war: Es gehören immer zwei dazu. Denn nicht nur unsere Politiker, sondern Österreich in seiner ganzen Pracht, mit all seinen BewohnerInnen, scheint ein zutiefst bizarres und verstörtes Land zu sein. Ihr denkt jetzt vielleicht, aus uns sprechen das linkslinke Gutmenschentum und der politische Verdruss in diesen düsteren Zeiten. Aber ihr irrt euch, ihr törichten Schuhplattler und Teilzeit-Patrioten. Das, was wir hier von uns geben, fußt auf höchstwissenschaftlichen Daten. Also Augen auf, Ohren auf! Wir sind zwar nicht Helmi, aber haben trotzdem ein paar wichtige Informationen für euch.

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Laut einer aktuellen Umfrage der Volkshilfe stimmen 26 Prozent der Österreicher der Aussage zu, man sollte einen starken Führer haben, der sich nicht um ein Parlament und Wahlen kümmert. Kein Wunder, hapert es doch schon am Basiswissen: Eine Studie aus 2017 ergab, dass fast 43 Prozent der Salzburger Schüler denken, der “Anschluss” sei gegen den Willen Österreichs passiert und unser schönes Land sei somit das erste Opfer der Nationalsozialisten. Die einzige Genugtuung für Nichtlobotomisierte: Ein Viertel der Österreicher wollte einen starken Führer – und hat doch nur Schwarz-Blau bekommen.

Was die Österreicher im Gegensatz zu einem starken Führer aber eher kritisch sehen, sind natürlich arbeitende Mütter. Eine Studie aus dem Jahr 2016 ergab, dass 42 Prozent der unter 45-Jährigen meinen, ein “Volksschulkind leidet, wenn seine Mutter arbeitet”.

Dass die Erde leidet, wenn wir alle Scheiße bauen, ist den Österreichern hingegen eher wurscht: Nicht einmal ein Drittel der Österreicher fühlt sich für die Erderwärmung mitverantwortlich. Auch der Prozentsatz der Skeptiker ist in Österreich deutlich höher als zum Beispiel in Deutschland und der Schweiz.

Im Jahr 2017 ergab die Bertelsmann-Studie, die sich mit der Integrationssituation von Muslimen in Österreich, der Schweiz, Deutschland, Frankreich und Großbritannien beschäftigt hat, dass fast ein Drittel der Österreicher nicht neben Muslimen wohnen will. Falls ihr noch nicht traurig genug seid, haben wir noch mehr für euch: Mehr als jeder zehnte Schluchtenscheißer will keine homosexuelle Person als Nachbar.

Wen wir übrigens nicht als Nachbarn haben wollen würden: Die Burschen, die nicht wissen, was Menstruation ist und die “Shark Week” sogar mit Masturbation verwechseln. Wie eine Umfrage des Start-ups Erdbeerwoche gezeigt hat, wissen ganze 34 Prozent der Burschen in diesem Land nicht, was die Regel überhaupt ist. 70 Prozent finden das Thema unwichtig und peinlich; und 53 Prozent der Jungen glauben, die Periode dient der Verhütung.

Aber nicht nur vor Blut, das aus Vaginen kommt, scheinen die Österreicher ein bisschen Angst zu haben. Laut einer Studie der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit gaben 22 Prozent der Befragten Terror als größten Angstfaktor an, gefolgt von “Asylanten”. Die Risiken, die die durchführenden WissenschaftlerInnen als wichtig ansahen – Keime, Antibiotika-Resistenzen und andere unwichtige Dinge – landeten auf den hintersten Plätzen. Laut einer Studie des Österreichischen Integrationsfonds bereitet auch die Verbreitung des radikalen Islams vielen ÖsterreicherInnen Hosilulu.


Hört auf, zu jammern. Österreich geht es scheißgut:


Dass wir uns völlig unbegründet vor IS-Terror fürchten, obwohl unsere Angst natürlich viel besser bei Autos und Alkohol aufgehoben wäre, ist nicht wirklich neu. Genauso wenig wie folgende Breaking News: ÖsterreicherInnen sind zutiefst unfreundliche Arschlöcher. Das bescheinigt uns jetzt – endlich! – auch eine Umfrage. Unfreundlicher geht es nur noch in Paris zu – wobei böse Zungen behaupten, dass dieser 2. Platz die Österreicher nur stört, weil wir uns den 1. verdient hätten.

Vielleicht ist das auch der Grund, warum sich viele Landsleute mit Schlafstörungen quälen. Die Hälfte der Menschen in diesem Land schläft nämlich auch noch schlecht. Welche dunklen Gedanken suchen euch nachts heim, ihr schlaflosen Grantler? Habt ihr Alpträume von den vielen Männern an Österreichs öffentlichen Universitäten, die schlagende Burschenschaften eigentlich gar nicht so verkehrt finden? Oder wacht ihr eher schweißgebadet auf, weil euch im Schlaf Bilder einer funktionierenden Multikulti-Gesellschaft heimgesucht haben?

Ihr wisst das bestimmt, weil eure Timelines seit Tagen damit zugeschissen werden: Es gibt diese eine Studie, die uns jedes Jahr wieder versichert, dass Wien die tollste Stadt der Welt ist und wir eigentlich gar nichts verkehrt machen. Einmal im Jahr spendet diese Studie uns Trost.

Wir hassen es ja (und mit “hassen” meinen wir “lieben”), euch die gute Laune zu verderben, aber wir haben eine Durchsage für euch: Die Mercer-Studie interessiert sich einen Scheiß für das Leben von euch schlecht schlafenden, vom Führer träumenden, unfreundlichen Klimawandel-Skeptikern. Sie befragt gut verdienende Expats, wie es ihnen in ihrer neuen Arbeitsheimat gefällt.

Um die eingangs gestellte Frage, was eigentlich mit diesem Land geht, zeitgemäß zu beantworten: ¯\_(ツ)_/¯. Wir wissen nur, dass uns das, was geht, hin und wieder traurig werden lässt. Und dass wir den vielen Studien, die zeigen, wo es in diesem Land hapert, doch zur Abwechslung einmal so viel Aufmerksamkeit schenken sollten wie der einen, die zeigt, wie super wir sind.

Verena auf Twitter: @verenabgnr

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