Eigentlich müssen AfD-Politiker nur “Familiennachzug” hören, um mehr Schaum vorm Mund zu haben als ein tollwütiger Deutscher Schäferhund. Lovis S. wollte trotzdem nachhelfen und warf der stellvertretenden AfD-Vorsitzenden Beatrix von Storch bereits im November 2016 eine Torte aus Rasierschaum ins Gesicht. Ihre Aktion während einer AfD-Wahlveranstaltung in Kiel pries die Studentin und linke Aktivistin in einem Blog später als “kreativen Protest gegen die AfD und deren rassistische, sexistische und homophobe Politik“. Das Amtsgericht Kiel sah das etwas anders – und verurteilte die 22-Jährige wegen Beleidigung zu einer Geldstrafe von 150 Euro.
Lovis S. weigerte sich, die Geldstrafe zu zahlen, und entschied sich für eine Ersatzfreiheitsstrafe: 15 Tage Gefängnis. Geldmangel sei aber nicht der Grund gewesen. Es habe Angebote aus ihrem Umfeld gegeben, die Kosten zu übernehmen, schrieb sie.
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Doch Lovis S. verfolgte nicht nur mit dem Tortenwurf zu Kiel ein höheres Ziel. Ihre Entscheidung für das Gefängnis solle zeigen, dass “Strafe und Knast nicht dabei helfen, gesellschaftliche Probleme zu lösen”, schrieb sie in einer Pressemitteilung des antifaschistischen Infoladens “Subtilus”. Auch an ihrer unorthodoxen Protestmethode wolle sie festhalten: “Ich werde weiterhin mit Torten werfen, wenn sich Politikerinnen wie Beatrix von Storch so menschenverachtend äußern.” Damit meinte sie laut dem Statement unter anderem einen Tweet, in dem von Storch Anfang des Jahres über “barbarische, muslimische, gruppenvergewaltigende Männerhorden” geschrieben hatte.
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Zu Lovis S.’ Haftantritt am Montag wollen linksautonome Gruppen aus Kiel und Flensburg ihre Art von kreativem Protest demonstrieren. Vor der JVA Lübeck soll es neben einer Kundgebung auch Stände geben, an denen man Rasierschaumtorten auf Porträts von AfD-Politikern werfen kann. Auch die Rechtskonservativen selbst schäumen bereits.
Dem Berliner AfD-Politiker Carsten Ubbelohde dauert die Haftstrafe nicht lang genug. Er twitterte ein Bild mit der Aufschrift: “Tortenwerferin geht ins Gefängnis. Leider nur für zwei Wochen!” Beatrix von Storch retweetete Ubbelohdes Bild mit einem applaudierenden Emoticon. Über den Tortenwurf schrieb sie 2016 auf Facebook “Wieder eine Torte. Wieder der Versuch uns mundtot zu machen” und sagte, es sei ein “jämmerlicher, faschistoider Versuch, Andersmeinende körperlich niederzumachen”.
Womöglich war sie inzwischen etwas genervt, denn Lovis S.’ Torte war nicht die erste, die in von Storchs Gesicht landete: Bereits im Februar 2016 bewarf der Peng!-Kollektiv-Aktivist Jean P. die AfD-Politikerin mit einer Sahnetorte, während sein Kollege “Happy Birthday” sang.
Parteinahme kann man den Tortenwerfern jedoch nicht unterstellen. Auch Sahra Wagenknecht hatte bereits einen Torten-Frontalzusammenstoß, hinter dem ebenfalls linke Gruppen steckten. In einem Statement sagte sie damals: “Schlimmer als die Torte finde ich die Beleidigung, mit Frau von Storch auf eine Ebene gestellt zu werden.” Einen geschmacklichen Unterschied gab es trotzdem: Während von Storchs Torte beim zweiten Mal nur aus Rasierschaum bestand, traf Wagenknecht wenigstens eine Schokotorte.