Wenn eine Essensschlacht außer Kontrolle gerät

Du hast erst richtig gelebt, wenn du weißt, wie es sich anfühlt, jemandem eine Handvoll Spaghetti Bolognese in den Nacken zu schmeißen. Zumindest scheint das die Regel bei denjenigen von uns zu sein, die in Ländern aufgewachsen sind, wo Essen ist nicht nur zum Überleben oder zum Genießen da ist, sondern auch auch als Waffe in Essensschlachten, einem Zeitvertreib mit jahrelanger Tradition, eingesetzt werden kann.

Ich kann nicht mehr an einer Hand abzählen, wie oft ich mich in einem Kühlraum versteckt habe oder mich unter einen Tisch gekauert habe, um Eiern, Tomatensauce, Kuchen und anderen essbaren Dingen auszuweichen, die in meine Richtung geworfen wurden. Das hört sich zwar alles ziemlich gefährlich an, aber ich habe es immer geschafft, es relativ unversehrt zu überstehen. Doch nicht jeder hat so viel Glück wie ich.

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Food Fights können lebensgefährlich sein. In Italien zum Beispiel wurden letztes Jahr bei einer Orangenschlacht 70 Menschen verletzt. Und es gibt definitiv auch bei mir in den Niederlanden einige Horrostorys. Ich habe ein paar peinliche Geschichten von Leuten zusammengetragen, die sich eigentlich aus Spaß mit Essen bekriegen wollten , aber am Ende in alles andere als angenehmen Situationen steckten.

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Ich habe heißen geschmolzenen Käse in mein Ohr bekommen und musste wegen Verbrennungen ins Krankenhaus.

Rosa, Rotterdam
In meiner kleinen Heimatstadt ist die jährliche Kirmes eine ziemlich große Sache – auch wenn die meisten irgendwann eher in der Kneipe sind als in den Fahrgeschäften. Letztes Jahr habe ich mit Freunden eine Menge Bier getrunken und wir landeten in einem Imbiss in einem belebten Kneipenviertel. Jeder von uns hatte einen unglaublichen Fressflash und wir verschlangen Pommes und andere frittierte Sachen. Ab und zu bewarfen wir uns mit einer Pommes, alles aus Spaß. Aus einer Pommes wurden zwei und bevor ich mich versah, flog alle möglichen frittierten Sachen durch die Luft. Mein Ding war das nicht so, also versuchte ich wegzukommen, bevor ein Hamburger in meinen Haaren landete. Aber meine Freundin fand es irre witzig und klatschte – natürlich ohne darüber nachzudenken – ihre brühend heiße frittierte Käsetasche in mein Ohr.

Mein Gebrüll muss sie spontan ausgenüchtert haben. Der heiße Käse ist in mein Ohr gelaufen und lief an meinen Haaren herunter. In dem Laden war so viel los, dass es niemand mitbekommen hatte. Ich landete schließlich mit Verbrennungen am Ohr in der Notaufnahme. Man kann sagen, dass mir damit jeglicher “Appetit” auf Essensschlachten vergangen ist. Zum Glück bin ich nur mit ein paar Brandblasen am Ohr davongekommen.

Ich konnte 20 Minuten lang nichts sehen.

Darla, Amsterdam
Meine Eltern hatten mir einmal erlaubt, meinen Geburtstag in ihrem Ferienhaus zu feiern. Also fuhr ich mit 15 Freunden aufs Land und malte mir gedanklich einen Spring Break aus. Unsere Taschen waren bis zu Rand voll mit Bier und Schnaps: die perfekte Rezeptur für ein Katastrophe.

Wir waren schon ziemlich betrunken, saßen zusammen und aßen Sloppy Joe’s, richtig amerikanisch. Plötzlich schrie eine Freundin: “FOOD FIGHT!” – und schmiss ihren Hackfleisch-Burger jemand anderem ins Gesicht. Von einer plötzlichen Welle der Begeisterung ergriffen, schnappte sich mein Freund eine volle Flasche Martini und übergoß mich komplett damit. Der Alkohol gelange in meine Augen und ich konnte gut 20 Minuten lang nichts sehen. Ich dachte echt, ich werde blind und wurde total panisch. Wir hatten keine Smartphones, konnten also nicht nachgucken, was man in so einem Fall macht. Irgendwann ging der Schmerz weg. Die Essensschlacht ging weiter, doch ich habe ein ganz schönes Martini-Trauma seitdem: Sobald ich ihn rieche, muss ich fast kotzen.

Während der arme Typ, dessen Wohnung wir verwüstet hatten, einen Notarzt rief, stand ich in der Mitte des Zimmers rum, total benommen und mit Pudding bedeckt.

Anonymer Beitrag
Ich hielt es für eine tolle Idee, mal eine Essensschlacht zu machen. Als ein Freund von mir eine Einweihungsparty schmiss, nachdem er von zu Hause ausgezogen war, dachte ich, das wäre doch eine gute Gelegenheit. Also besorgten ein paar Freunde und ich ein paar Dinge und planten die ganze Sache. Nachdem er vom Klo zurückkam, fingen wir an, ihn mit Sahne einzusprühen. Überraschung! Wir haben alles mögliche gekauft, was man gut werfen konnte: Obst, Kekse und Pudding. Wir hatten uns Klamotten angezogen, die ruhig dreckig werden konnten, und waren bereit für den Kampf.

Als wir anfingen, stellte sich jedoch heraus, dass unser Freund weniger begeistert von der Aktion war als wir. Seine neue Bude mit klebrigem Zeug zuzukleistern passte ihm nicht besonders. Die anderen Gäste wollten keine Flecken auf ihre Kleidung bekommen und haben sich auf den Balkon geflohen.

Ich wollte lustig sein und schnappte mir mit alkoholisiertem Enthusiasmus ein Plastikweinglas, das, wie sich herausstellte, gar nicht aus Plastik war. Als das Glas aus meiner Hand durch die Luft flog, wurde mir klar, was ich getan hatte – und ich schaute nur zu, wie das Glas in Zeitlupe auf dem Kopf eines Mädchens zersplitterte. Sie blutete ganz schön. Während der arme Typ, dessen Wohnung wir verwüstet hatten, einen Notarzt rief, stand ich in der Mitte des Zimmers rum, total benommen und mit Pudding bedeckt. Es war mir so peinlich, dass ich sie kontaktiert habe. Den Freund sehe ich auch nur noch selten.

Jeder wusste, in der großen Pause musste man mit Äpfeln bewaffnet sein und sich damit bewerfen.

Jaap, Amsterdam
Ich war in puncto Essensschlachten frühreif. Als ich zwölf war, kam der Zwarte Piet [zu Nikolaus] mit Süßigkeiten zu uns in die Schule und ich habe ihm eine Pfeffernuss ins Auge geworfen. Er musste dann ins Krankenhaus.

Später wurde es auch nicht besser. Einmal hatte irgendjemand während der Pause anderen Schülern Äpfel an den Kopf geworfen. Also heckten wir einen Plan aus: Während der nächsten Pausen würden wir mit noch mehr Äpfeln zurückschlagen. Andere Cliquen sorgen auch dafür, dass sie in der Pause genug Äpfel dabei hatten. Ich erinnere mich noch, wie sich sich alle mit gelben, grünen und roten Früchten bombardierten. Das war ein mehrtägiges Ereignis: Jeder wusste, in der großen Pause musste man mit Äpfeln bewaffnet sein und sich damit bewerfen. Auf einmal rannte jeder mit Obst rum.

Die Schule hatte die Sache ziemlich schnell satt und am Ende der Woche wurden die Flure wie verrückt bewacht. Die Nachricht hatte sich schnell verbreitet: Wer mit Obst wirft, bekommt einen Verweis. Ich war hin und hergerissen, denn auf der einen Seite, war ich derjenige, der mit den Essensschlachten angefangen hatte; auf der anderen Seite bat mich der Schulleiter um Hilfe, weil ich Mitglied in der Schülerversammlung war.

Scheinheilig wie ich bin, hänge ich Schilder auf mit Warnungen wie “Ein Apfel in der Hand ist besser als zehn in der Luft!” oder “Der Hausmeister wird deinen Apfel schneller finden, als du ihn werfen kannst!”. Zum Glück hat nie jemand rausbekommen, dass ich es war, der die Essensschlachten angezettelt hat.