Dieser Artikel stammt aus der Privacy and Perception Issue des VICE Magazines, das in Zusammenarbeit mit Broadly produziert wurde. Mehr Geschichten aus dem Heft kannst du hier lesen.
Im Dezember 2014 fing Laurence Philomene in einem Studio in Montreal an, Selbstporträts zu schießen – mit anderen Menschen in der Hauptrolle. Philomene identifiziert sich als nichtbinär und zieht auf Englisch das geschlechtsneutrale Pronomen “they” vor, hier als “Person” wiedergegeben.
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Ursprünglich wollte Philomene das Publikum täuschen: Wer die Bilder betrachtete, sollte glauben, in den Fotos sei wirklich Philomene selbst zu sehen. Philomene hatte online viel Belästigung erlitten, vor allem von Männern, und fühlte sich zunehmend eingeschüchtert von der Vorstellung, Fotos vom eigenen Körper zu zeigen. Somit verlagerte sich Philomene trotz jahrelanger Selbstporträtpraxis auf andere Protagonisten, die für Philomene einstehen.
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“Das Nichtbinäre macht einen großen Teil dieses Projekts aus”, sagt Philomene. “Manchmal bin ich eine Frau, manchmal bin ich ein Mann. Meist bin ich keins von beidem.” Ursprünglich wollte Philomene lediglich einen Freund namens Edwin als Philomene verkleiden, mit einem pinkfarbenen Trainingsanzug und einer orangefarbenen Perücke, die sein Gesicht verdeckt. Der Prozess, das Ergebnis und die künstlerischen Konnotationen gefielen Philomene so gut, dass Person immer mehr Selbstporträt-Stellvertreter anfragte. In dieser Ausgabe zeigen wir Fotos von Philomenes Doppelgängern und -gängerinnen – inmitten von Blumen, leidenschaftlich küssend, beim Chillen am Pool.
“Schon seit jungen Jahren nutze ich Fotografie, um mich selbst zu erforschen, und das tue ich auch mit dieser Reihe”, sagt Philomene. “Ich will den Rest meines Lebens an dieser Sache arbeiten.” Eines Tages, so hofft Philomene, wird Person einen möglichst vollständigen Katalog von sich haben: “Von allen, die ich schon gewesen bin oder hätte sein können.”