Werber haben Avocados den Krieg erklärt

Die Beziehung der Australier zu Avocados ist – gelinde gesagt – schwierig.

Einerseits stellt die Avocado-Produktion einen gigantischen Industriezweig des Landes dar. Über 70 Prozent der australischen Haushalte haben 2016 die Beere gekauft und der heimischen Branche mit ihren fast 66.000 Tonnen Alligatorbirnen im Jahr Hunderte Millionen australische Dollar beschert. Andererseits hat sich Australien zu einem Land der Avocado-Lattes, des schweren Avocado-Diebstahls und der bräunungsverhindernden Avocado-Zeitmaschinen entwickelt.

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Aus Angst davor, zum “internationalen Gespött” zu werden, haben australische Werber sich nun daran gemacht, mit Aufklärungsfilmen vor den Gefahren des #avocadolife zu warnen.

Dem Branchenmagazin AdLife zufolge haben Werbeagenturen jetzt der fettigen Frucht den PR-Krieg erklärt und die Zuschauer der erfolgreichen australischen Fernsehsendung Gruen, bei der sich alles um Werbung dreht, bekamen einen Platz an der Front. Dort hatten die Agenturen H&T und Red Engine schwere Geschütze aufgefahren: harte Fakten und bitterböse Millennial-Häme.

In dem Filmchen von Red Engine sehen wir eine Gruppe Mittzwanziger im kulturell problematischen Kopfschmuck amerikanischer Ureinwohner beim Avocado-Toast-Brunch und aggressiven Selfies-Machen. Kurz danach erwägen Konsumenten in einem Supermarkt den Kauf der “Baum-Köttel”. Die Früchte sind jedoch mit Warnungen wie “Du bist kein Künstler”, “Niemand interessiert sich für deinen Blog” und “Avocados führen zu Angeberei” versehen.

“Wir haben recherchiert und herausgefunden, dass es auf Instagram über eine halbe Millionen Erwähnungen von Avocado-Toast gibt”, sagten die Macher des Films zu AdLife. “In Brooklyn hat eine ‘Avocaderia‘ aufgemacht und Gwyneth Paltrow liebt Avocados abgöttisch.”

“Wir haben erkannt, dass das Problem nicht der zukünftige Wohlstand unseres Landes ist, sondern unsere Zukunft als eine Nation prätentiöser Wichser. Das Creative Team hatte die Idee, die Warnungen auf Zigarettenschachteln zu imitieren und neue Avocado-Warnungen zu machen. Damit sollen Eltern davon abgehalten werden, Möchtegern-Foodblogger-Hipster-Kids heranzuziehen – sowie Letztere zu schlagen.”

Für harte Fakten entschloss sich dagegen die Agentur H&T. Sie verweist auf den hohen Fettgehalt, den “üppig-faden” Geschmack und gibt Avocados die Schuld daran, dass sich junge Australier keine Häuser mehr kaufen. Viel aggressiver geht PR nicht, auch wenn die Agenturen dem wachsenden kulturell-kollektiven Augenrollen mit ihren Filmchen nur eine Stimme geben.

Aber dank der australischen Wissenschaftler, die gerade einen Weg gefunden haben, 20.000 Avocado-Bäume auf 10 Quadratmetern pflanzen zu können, sieht es momentan nicht so aus, als würden die “Baum-Köttel” bald wieder verschwinden. Der Krieg hat offensichtlich gerade erst begonnen.