Wie die Bundeswehr einen Haufen Geld mit Werbung auf Pizzakartons verprasst

Screenshot: YouTube | DFG-VK

Runter von der Couch, rein in den Wehrdienst: So hätte es die Bundeswehr gerne. Aber wie macht man aus Faulpelzen dringend gebrauchte Nachwuchssoldaten? Das Ergebnis der Brainstorming-Runde der Kreativ-Abteilung der Bundeswehr: mit YouTube und Pizza.

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Aber von vorn: Seit einem halben Jahr versucht die Bundeswehr, mit der YouTube-Serie Die Rekruten junge Menschen für den Wehdienst zu begeistern. Im Nah-dran-Doku-Stil erzählen zwölf Neulinge von ihren ersten zwölf Wochen Wehrdienst. Im Trailer erfährt man: Camouflage ist das ootd – das Outfit of the Day. (Wohl eher das Outfit of the next 23 Monate: So lange dauert nämlich der freiwillige Grundwehrdienst im Höchstfall.) In der ersten Folge kann man zum Beispiel einen Frisch-Rekruten dabei beobachten, wie er eine Panzertape-Linie vor einer Bürotür respektieren muss. Nicht übertreten, strammstehen, anklopfen. 

Am Anfang haben sich noch eine Million Menschen angeguckt, wie Neusoldaten weinen, wenn sie für den Wehrdienst ihre Piercings ablegen müssen. Aber ziemlich schnell ist es ihnen langweilig geworden. Möglicherweise war die Serie zu authentisch. Denn Grundausbildung bedeutet oft auch einfach: Ödnis. In den letzte Wochen haben sich nicht einmal 250.000 Menschen die Videos angeguckt. Und das, obwohl die Bundeswehr schon seit Ende letzten Jahres für die Serie wirbt – auf Pizzakartons. Der Aufdruck: “Ab jetzt wird die Ernährung umgestellt”, weiter unten das Logo von Die Rekruten. 725.000 dieser Kartons wurden Deutschlandweit kostenlos an Pizzabäcker verteilt, hat fragdenstaat.de herausgefunden. Wie viele dieser Kartons tatsächlich ausgeliefert wurden, ist nicht bekannt. Bekannt ist nach der Anfrage von fragdenstaat.de allerdings der Preis für die Werbe-Aktion: 202.000 Euro, knapp 30 Cent pro Karton.


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Die 202.000 Euro für die Pizza-Werbung sind übrigens nur ein kleiner Teil des Werbe-Etats für Die Rekruten. Rechnet man alle Werbe-Posten für die YouTube-Serie zusammen, landet man bei 6,1 Millionen Euro, ausgegeben vor allem für Plakatwerbung. Zählt man die Produktionskosten der Serie dazu – 1,7 Millionen Euro – , ist man bei fast acht Millionen Euro. Oder anders ausgedrückt: Ungefähr eine Million Pizzen, die von diesem Geld hätten bestellt werden können.

Die schwindenden Zuschauerzahlen der Serie (wir vermuten, der Klickzahlenrückgang hat weniger damit zu tun, dass die ehemaligen Zuschauer nun alle in der Grundausbildung sind) zeigen, dass das möglicherweise die bessere Investition gewesen wäre.

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