Wie ein KKK-Anführer in einer bizarren Strahlenwaffen-Verschwörung zum FBI-Spitzel wurde

Eine hypothetische Darstellung der „Erfindung”, die Glendon Scott Crawford bauen wollte. Screenshot via ABC News

Glendon Scott Crawford war ein Mann, der einen Traum hatte: Er wollte eine mobile radioaktive Strahlenkanone bauen, um damit Muslime in den USA zu ermorden.

Eines der Probleme mit diesem Traum war, dass die einzigen Menschen, die ihm ihre Hilfe anboten, FBI-Informanten und verdeckte Ermittler waren.

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Crawford stand letzte Woche in Albany im Bundesstaat New York vor Gericht und wurde in allen drei Anklagepunkten—Versuch, eine radiologische Waffe zu beschaffen und einzusetzen, Verschwörung zum Einsatz von Massenvernichtungswaffen und Verbreitung von Informationen über Massenvernichtungswaffen—schuldig gesprochen. Die Strafe soll im Dezember bekanntgegeben werden, doch es drohen ihm für den ersten Anklagepunkt mindestens 25 Jahre, bis zu Lebenslänglich für sowohl den ersten als auch den zweiten Punkt und noch einmal bis zu 20 Jahre für den letzten Anklagepunkt. Am 18. August wurden der Jury Aufnahmen vorgespielt, in denen Unterhaltungen zwischen Crawford und Chris Barker, seines Zeichens Imperial Wizard der Loyal White Knights of the Ku Klux Klan und FBI-Informant, zu hören waren.

„Erst gab es die mexikanische Invasion und jetzt die muslimische. Sie versuchen, der amerikanischen Kultur den Todesstoß zu versetzen”, sagt Crawford in der Aufnahme zu Barker, wie die Zeitung aus Albany Times Union berichtet. „Mit der heutigen Technik könnte man einen [Apparat] bauen und hinten in den Van stellen … ein paar Klans, ein paar lokale Zweige müssten sich dafür zusammentun.”

Barker ist, wie VICE bereits berichtet hat, ein weißer Rassist mit einem langen Vorstrafenregister, in dem mehrere Fälle von Trunkenheit am Steuer und zahlreiche Festnahmen wegen Gewalttätigkeit vorkommen, und einem solch schrecklichen Ruf, dass selbst andere Klan-Mitglieder ihn regelmäßig anprangern. Barker war 2011 einer der Hauptverdächtigen im Fall der Verunstaltung einer Synagoge, was auch zu seinem Rauswurf aus einer Klan-Gruppe führte. Dennoch war der aus North Carolina stammende Mann eine Schlüsselkomponente der FBI-Ermittlungen gegen Crawford, einer komplexen Operation, die deutlich macht, wie weit die Behörden gehen, um jemanden wegen terroristischer Verbrechen anzuklagen—selbst wenn diese Leute ohne die Finanzierung, Anleitung und Ermutigung des FBI ihre abstrusen Pläne niemals in die Tat umsetzen können würden.

Laut Crawfords Verteidiger war der 51-Jährige weit davon entfernt, die fantastische Waffe, die ihm vorschwebte, zu erschaffen; er habe lediglich „ein Stück Papier und eine Idee” gehabt. (Crawfords mutmaßlicher Komplize Eric Feight bekannte sich 2014 schuldig, terroristische Aktivitäten materiell unterstützt zu haben.) FBI-Agenten haben vor Gericht eingeräumt, sie seien zuerst nicht sicher gewesen, ob Crawford es mit seinem bizarren Plan ernst meine—abgesehen davon haben Experten ausgesagt, die Strahlenkanone wäre praktisch kaum nutzbar, selbst wenn man sie gebaut hätte. Dennoch trieben verdeckte FBI-Ermittler Crawfords Plan immer weiter voran, indem sie ihm anboten, ihm Ausrüstung zu kaufen, damit er mit ihnen in Kontakt blieb.

Auf die Frage von Crawfords Verteidiger hin, ob das FBI Crawford ermutigt habe, ein Verbrechen zu begehen, antwortete ein Agent: „Ich denke nicht, dass ‚ermutigen’ das richtige Wort ist. Wir würden ihm erlauben, es zu tun.”

Der Möchtegern-Bösewicht stand seit 2012 unter behördlicher Beobachtung. Damals ging er auf die israelische Botschaft in New York City zu, ging zu einer Synagoge und einem jüdischen Gemeindezentrum und rief außerdem bei seinem Abgeordneten an, um Unterstützung für seinen Plan mit der tödlichen Strahlenwaffe zu suchen. Alle, die er ansprach, kontaktierten die Polizei. Später im selben Jahr kontaktierte Crawford Barker, da er hoffte, der KKK-Anführer könne ihm helfen.

Crawford schickte Barker eine E-Mail, „ohne das Wissen der Regierung”, wie das FBI mitteilte, und die zwei fingen an, gemeinsame Sache zu machen. Barkers Beteiligung ging so weit, dass Crawford 2012 einem verdeckten FBI-Ermittler, zu dem er Kontakt hatte, sagte, er solle Barker anrufen; dies geht aus E-Mails hervor, die VICE vorliegen. „Die Knights [Barkers Gruppe] haben möglicherweise die Ressourcen, um das Projekt zu verwirklichen”, schrieb Crawford.

Dann wurde Barker am 7. August wegen Besitz einer Feuerwaffe als verurteilter Verbrecher (in keinem Zusammenhang mit Crawford) verhaftet, so Strafverfolgungsbeamte in Forsyth County, North Carolina, sowie Quellen mit Einblick in die Ermittlungen gegen Crawford.

Drei Tage nach seiner Festnahme erzählte er der Polizei von Crawfords Plan. „Während er im Gefängnis saß, rief er am 10. August das FBI an und erzählte der Regierung diese lächerliche Geschichte, er habe Informationen über einen Plan mit genug Sprengstoff, um New Jersey und New York zusammen in die Luft zu jagen”, sagte eine Quelle nahe den Ermittlungen.

Am 13. August wurde Barker aus dem Gefängnis entlassen. Er trug eine FBI-Wanze und rief Crawford an, um ihn nach North Carolina einzuladen. (Laut der Strafanzeige, die FBI Special Agent Geoffrey Kent einreichte, habe Crawford diese Reise „unaufgefordert und ohne Beteiligung oder Anleitung der Regierung” unternommen.)

Die zwei Männer trafen sich—Barker war wieder verwanzt—am 24. August. „Alles lief gut, hoffe bei dir läuft alles … großartiger Plan”, schrieb Barker am 28. August in einer E-Mail. „Ich würde so gerne diese einst große Nation wieder in unseren Händen sehen. Zurück in den Händen von weißen christlichen Amerikanern, genau wie unsere Gründerväter es auch vorgesehen hatten. Pass auf dich auf, Bruder, bleib in Kontakt. Hail Victory.”

In den darauffolgenden Wochen nahm Barker mehrere Unterhaltungen mit Crawford auf und vermittelte dann ein Treffen zwischen Crawford und zwei Männern, von denen er behauptete, sie seien wohlhabende KKK-Mitglieder, die den Nuklearwaffen-Plan finanzieren wollten. Tatsächlich waren sie verdeckte Ermittler des FBI. Die Agenten stellten in den folgenden Monaten Bargeld und gekaufte Bauteile bereit und konstruierten sogar eine gefälschte terroristische Waffe, so die Prozessunterlagen.

Barker ist beim FBI anscheinend immer noch nicht in Ungnade gefallen, obwohl er der Hauptverdächtige in einem Fall aus dem Juli 2011 ist, in dem eine Synagoge im Südosten Virginias mit einem Hakenkreuz bemalt wurde—ein aus Hass motiviertes Verbrechen, das laut den Aussagen der lokalen und bundesstaatlichen Strafverfolger, KKK-Mitgliedern und Synagogensprechern seltsam ungeahndet geblieben ist.

Am Wochenende des Unabhängigkeitstags im Juli 2011 wohnten vier Mitglieder der Rebel Brigades of the Ku Klux Klan einem Feuerkreuz–Ritual im ländlichen Südosten Virginias bei, betranken sich, fuhren nach Danville und schändeten die Beth-Sholom-Synagoge, indem sie ein Hakenkreuz auf die Haupteingangstür malten.


„Chris Barker schadet dem Ruf des Klans.” —KKK-Anführer Billy Snuffer

Einwohner von Danville hängten eine amerikanische Flagge vor die Schmiererei und die Lokalpolizei eröffnete einen Fall, wozu auch die Meldung an das FBI gehörte, ein aus Hass motiviertes Verbrechen habe sich zugetragen.

„Chris Barker ist schon seit dem ersten Tag sehr weit oben auf der Liste der Verdächtigen im Synagogen-Fall”, sagte der Polizeichef von Danville, Philip Broadfoot, in einem Interview im Juli.

Mehrere hochrangige Klan-Mitglieder, Andere mit Kenntnissen über den Vorfall sowie vier Strafverfolgungsbeamte haben VICE gegenüber bestätigt, dass Barker der Haupttäter im Fall des antisemitischen Vandalismus gewesen sei. Zwei Monate nach dem Vorfall beichtete einer der Beteiligten alles dem Imperial Wizard der Rebel Brigades of the Ku Klux Klan und nannte die Namen der anderen Täter. Die KKK-Gruppe schloss die vier Mitglieder, darunter Barker und seine Frau, umgehend aus.

„Gotteshäuser werden nicht geschändet—niemals”, sagte Rebel-Brigades-Anführer Billy Snuffer. „Wir haben sie sofort rausgeschmissen, als wir es erfahren haben, in der dritten Septemberwoche 2011. Chris Barker schadet dem Ruf des Klans.”

Niemand ist in diesem Fall festgenommen worden, doch wie aus öffentlich zugänglichen Dokumenten hervorgeht, ordnete das FBI ihn im Juli 2015 als „Ermittlungen abgeschlossen” ein.

Mitglieder der jüdischen Gemeinde von Danville fühlen sich vom FBI im Stich gelassen. Zwar schickte die Behörde am 6. März 2013 ein Dokument an die Synagoge, doch darin hieß es: „Die Strafverfolgung kann ein langwieriger Prozess sein und aus mehreren Gründen können wir Ihnen aktuell nichts über unsere Ermittlungen mitteilen.”

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„Wenn das FBI zu mir sagen würde: ‚Wir können nichts tun, aber wir können Ihnen auch nicht erklären, weshalb’, dann fände ich das als Steuerzahler weniger verwerflich als das, was hier anscheinend der Fall ist—nämlich, dass die Beweise ignoriert werden”, sagte Peter Howard, ein langjähriger Repräsentant der Synagoge. „Wie viel Geduld soll ich aufbringen, bevor ich zu dem Schluss komme, dass man mich ignoriert?”

Detaillierte Nachrichten über den Vorfall von 2011 wurden bei mehreren FBI-Stellen hinterlassen, doch es erfolgte keine Antwort seitens der Behörde. Es scheint klar, dass Barker in den Jahren seit der Schändung der Synagoge wichtig für das FBI geworden ist—auch wenn niemand die hohe Meinung der Behörde teilt.

Gott sagt, wir sollen immer etwas Gutes in allen finden, aber ich glaube nicht, dass Gott schon einmal Chris Barker begegnet ist”, sagte Snuffer.