Ich war nie der maßvolle Typ. Dosieren, vergleichen, kontrollieren – das alles passt nicht zu mir. Genau so disziplinlos bin ich auch, wenn es ums Essen geht.
Hin und wieder habe ich eine ganze Packung Spaghetti gekocht und aufgegessen, drei Cappuccini zum Frühstück getrunken oder an einem Nachmittag eine komplette Kekspackung leergemacht. Irgendwann hatte ich 20 Kilo mehr drauf.
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Aber es war nicht nur das Essen an sich, es war auch meine Art einzukaufen, die problematisch war. Ich habe immer mehr gekauft, als ich überhaupt hätte essen können. Viel zu oft habe ich vergammeltes Zeug aus meinem Kühlschrank weggeworfen, während ich mir neues Essen bestellt habe. Es war eine unschöne Situation für mein Gewissen, meinen Körper und meinen Kontostand.
VICE-Video: Ich habe aus meinem Blut Plätzchen gebacken und gegessen
Ich habe Diäten versucht, und sie haben funktioniert. Aber sobald sie vorbei waren, bin ich sofort wieder in meine alten Muster verfallen. Ich musste etwas ändern.
Ich entwickelte einen Essensplan, um zu checken, ob ich so Geld sparen und mein Gewissen beruhigen konnte. 30 Tage lang habe ich jeweils fünf Mahlzeiten vorausgeplant (Frühstück, Mittagessen, Abendessen und zwei Snacks). So richtig mit Tabellen und Zahlen.
Faulheit raus, Vielfältigkeit rein
Als erstes habe ich mir in meinem Kalender die Rezepte notiert. Dadurch hatte ich einen Überblick, welche Mengen Obst, Gemüse, Fleisch, Eier und Fisch ich wirklich brauchte – und ich habe Geld gespart, weil ich nicht mehr die Riesenpackungen gekauft habe.
Früher habe ich locker zwei bis vier Mal pro Woche Fleisch gegessen. Aber mit Hilfe des Meal Plannings esse ich jetzt nur noch etwa fünf Mal pro Monat Fleisch. Das war gar keine bewusste Entscheidung, es gab nur plötzlich so viele andere Dinge, die ich essen wollte: Bohnen, Kartoffeln, Ricotta, Tempeh, Pilze, Kürbis, Tortellini und Kohl. Das Tolle ist: Wenn man sein Essen vorausplant, hört man automatisch auf, jeden Abend denselben Mist zu kochen.
Besser essen für weniger Geld
Meal Planning spart Geld. Ich habe nur noch einzelne Gurken und Tomaten gekauft. Also bin ich öfter zum Markt gegangen als in den Supermarkt und habe trotzdem bessere Preise bekommen. 200 Gramm frischer Thunfisch kosten bei meinem Fischhändler etwa fünf Euro – so viel kosten auch die zwei Dosen Thunfisch in schlechter Qualität im Supermarkt.
Ich habe keine Chips mehr gekauft oder Cola oder das Pizzastück auf dem Heimweg. Ich habe das ganze ungesunde Zeug einfach weggelassen, das ich sonst zwischen den Mahlzeiten gegessen habe. Stattdessen gab es als Snack Früchte, Nüsse oder Avocadotoast.
Ursprünglich wollte ich statt 300 Euro nur noch 200 Euro pro Monat für Lebensmittel ausgeben. Letzten Endes habe ich es sogar geschafft, nur 150 Euro auszugeben – obwohl ich Lebensmittel in besserer Qualität gekauft habe. Und trotz der vielen Planung glaube ich, sogar Zeit gespart zu haben. Als ich ohne Plan in den Supermarkt gegangen bin, lief ich oft ziellos durch die Gänge und stand wie hypnotisiert vor irgendwelchen Brotlaiben. Mit meiner neuen Taktik ging ich zackig rein und wieder raus.
Essen nach Plan macht nicht immer Spaß
Am Ende der ersten Woche habe ich zum ersten Mal die Nachteile gespürt. Viele Menschen sind emotionale Esser, ich auch. Für sie ist es eine Einschränkung, wenn sie nicht das essen können, was sie in dem Moment haben wollen. An einem Abend hatte ich zum Beispiel gebackenen Kürbis geplant – wollte dann aber unbedingt eine Fertigpizza. Man kann nicht vorhersagen, wonach einem an einem bestimmten Abend ist, und der Versuchung dann zu widerstehen ist echt hart.
Unzählige Male habe ich Gläser und Flaschen völlig umsonst gekauft, weil ich nur so wenig davon benutzt habe. Zum Beispiel bringt einem Tartarsauce nichts, wenn man sie laut Mealplan nur für einen einzigen Flammkuchen benötigt. Also habe ich Tartarsauce von meinem Mealplan gestrichen. Und ich liebe Tartarsauce.
Andererseits kann man wirklich Zeit sparen. Es ist schwer, ein ganzes Essen zu kochen, wenn man nur Reste verwertet. So habe ich stattdessen nährstoffreichere und leckerere Gerichte gekocht, als ich sie sonst kochen würde, wie Tortellini in hausgemachter Brühe, gefüllte Paprika und gebackene Hühnerschenkel.
Meine Freundin wusste, dass es nur ein Experiment sein wird, und es war schnell klar, dass es schwer sein würde, einen Essensplan für zwei oder mehr Leute aufzustellen und durchzuhalten. Dasselbe gilt auch für Essen mit Freunden. Es ist saublöd, einen spontanen Abend mit Freunden abzusagen, nur weil man einen Monat vorher geplant hat, an diesem Abend eine Aubergine zu grillen.
Aber je länger das Experiment ging, umso deutlicher spürte ich die körperlichen und geistigen Verbesserungen. Ich nahm weniger Zucker zu mir, bestellte weniger Junk Food und produzierte weniger Müll.
Vielleicht klingt das Experiment trivial, aber ich habe viel über mein Essverhalten nachgedacht und handele jetzt kontrollierter. Ich möchte meine Mahlzeiten weiterhin planen, aber vielleicht etwas weniger strikt.