Food

Wie Menschen uns dieses Jahr das Essen versaut haben

2015 gab es weltweit viele Storys über Essen, bei denen uns warm ums Herz wurde: Obdachlose bauen in einem Garten in Atlanta ihr eigenes Obst und Gemüse an, palästinensische Flüchtlingsfrauen erkämpfen sich mit einem Food-Truck ihren Weg in die Eigenständigkeit. Und dann gab es zahlreiche Geschichten, die uns wieder runterziehen. Da will man sich einfach nur in ein dunkles Loch vergraben, ganz laut Elliott Smith aufdrehen und über die Sinnlosigkeit unserer Existenz auf diesem Planeten sinnieren.

Selbst in der Welt des Essens zeigt sich der ewige Hang der Menschheit zu Gewalt, Ausbeutung und zum Bösen überhaupt.

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Wenn der IS nicht gerade Ausländer abgeschlachtet oder sich jesidische Frauen als Sexsklavinnen gehalten hat (oder noch Schlimmeres), haben sie ihren heiligen Krieg mit den Mitteln des Essens weitergeführt: Wir haben über eine Organisation berichtet, die versucht, junge Frauen in den Schoß des IS zu locken, indem sie ihnen beibringen, wie sie für ihren Dschihadisten-Ehemann kochen. Kurz danach kam auch raus, dass der IS Dutzende Kisten mit Lebensmittelrationen der UN geklaut und einfach das eigene Logo mit der IS-Flagge aufgeklebt hatte. Da der Bürgerkrieg in Syrien auch zu einer regelrechten Nahrungsmittelkrise geführt hat, waren diese Lebensmittelrationen eigentlich dringend benötigt. Für den IS war es trotz der Krise auch vollkommen OK, hunderte Kisten mit amerikanischem Hähnchenfleisch zu verbrennen, weil das Fleisch nicht halal genug gewesen sei.

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Durch die Kämpfe im Nahen Osten mussten zahlreiche Menschen aus ihrer Heimat fliehen. Wir trafen uns mit einigen von ihnen in Flüchtlingscamps in der Türkei und in Deutschland. Einige hatten das Glück, in ihren notdürftig eingerichteten Küchen immerhin mit frischen Zutaten kochen zu können. Andere mussten sich ihre Fertigwürstchen und ihr Fladenbrot auf geschmuggelten Pfannen braten.

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Konservative Strömungen in anderen Ländern des Nahen Ostens führten auch dazu, dass zahlreiche Cafés und Bars geschlossen wurden. Wir haben uns mit einem Barbesitzer aus der Türkei unterhalten: Weil die konservative türkische Regierung ihre Alkoholgesetze verschärft hatte, hat er neben einer Moschee eine illegale Bar aufgemacht. In Kairo wurden Cafés in einem der lebendigsten Viertel, das als Treffpunkt für Sexarbeiter und die LGBT-Szene galt, geschlossen.

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In jedem gastronomischen Bereich wurden Menschen ausgebeutet oder sogar körperlich missbraucht. Die Teehauskultur in Myanmar beispielsweise überlebt nur durch minderjährige Tea-Boys, die für einen Hungerlohn schuften müssen. Die Schrimpindustrie Südasiens hat gleich mehrere Probleme mit Zwangsarbeit und Sklaverei, aber nur so gibt es deine Garnelen auch zum Dauertiefpreis.

Reinaldo a farm worker from El Valle, Posoltega, Nicaragua tends to a sugarcane field recently cut, burning the remaining dried leaves on the ground as the sun sets on March 11, 2015. Photo courtesy of facinganepidemic.com.

In Nicaragua rackern sich Arbeiter auf Zuckerrohrfeldern für die Rumproduktion des Landes ab und leiden durch die schrecklichen Arbeitsbedingung an einer chronischen Nierenkrankheit epidemischen Ausmaßes. Denk mal dran, wenn du dir das nächste Mal einen Mai Tai bestellst…

Auch in der westlichen Welt, insbesondere in den USA und Kanada, war nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. Wir haben mit einigen Insidern über die Schattenseiten ihres Jobs gesprochen: eine Kellnerin, für die sexuelle Belästigung zum Arbeitsalltag gehört, ein Lebensmittelsicherheitsinspektor, der weiß, warum er nie wieder ein Soft-Eis bestellt, und eine Ex-Köchin, die von ihrem Sous-Chef attackiert wurde.

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Das sind natürlich alles nur Geschichten, die sich um Menschen drehen. Von Klimawandel, GVO und bedrohten Arten wie Seeschildkröten und Schuppentiere wollen wir gar nicht erst reden.

2015 war so betrachtet ein ziemlich beschissenes Jahr. Hoffentlich macht es die Menschheit 2016 besser. Ansonsten wird’s in der Hölle ganz schön voll…