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Wieso ist Halloumi in den USA so scheißteuer?

Seit ich aus London wieder zurück in meine Heimat, die USA, gezogen bin, habe ich auch zwangsläufig meine Ernährungsgewohnheiten wieder ein bisschen angepasst. Statt Heinz Baked Beans muss ich mich jetzt beispielsweise wieder mit Goya Black Beans begnügen, ich muss auf Marmite verzichten, obwohl ich es mittlerweile echt gerne mag. Aber eines der schwierigsten Dinge war es, mich wieder mit einem Leben anzufreunden, in dem Halloumi—den leckere, quietschende zypriotische Grillkäse—für den täglichen Verzehr einfach viel zu teuer und generell viel schwieriger erhältlich ist. Was ist los dir mit, Amerika?

Halloumi kommt aus Zypern und ist ein halbharter Käse, der meistens aus einer Mischung von Schafs- und Ziegenmilch und manchmal auch Kuhmilch hergestellt wird. Die Konsistenz ist ähnlich wie fester Mozzarella und Fadenkäse aus Armenien oder Oaxaca. Halloumi wird besonders im Mittelmeerraum gegessen und kann entweder gegrillt oder angebraten werden und egal, für welche Zubereitungsart du dich entscheidest, er wird immer verdammt lecker schmecken. Außen wird er ganz knusprig und goldbraun und innen ist er schön weich und klebrig, aber trotzdem noch ein bisschen fest. Der Käse schmeckt würzig und salzig, bestimmten Sorten Feta recht ähnlich, aber die Konsistenz ist anders. Außerdem ist er sehr vielseitig einsetzbar. Das hat scheinbar ganz Großbritannien erkannt und jetzt gibt es den Käse an jeder Ecke.

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Die Briten, die am Mittelmeer Urlaub machen wie die Amerikaner in der Karibik Urlaub machen, haben eine besondere Vorliebe für Zypern. Sie machen den Großteil der ausländischen Besucher auf der Insel aus und zwischen Januar und August diesen Jahres reisten 48 Mal mehr Briten als Amerikaner nach Zypern. Obwohl es nicht unbedingt eine unmittelbare Verbindung zwischen der Beliebtheit Zyperns als Urlaubsdestination der Briten und der Beliebtheit von Halloumi in Großbritannien geben muss—viele Touristen essen dort sowieso ihre altbekannten Lieblinge wie ein englisches Frühstück oder Würstchen mit Kartoffelpüree—ist es trotzdem offensichtlich, dass Zypern und die zypriotische Kultur in den Köpfen der Briten präsenter ist, als in denen der Amerikaner.

Laut eines ein Jahr alten Artikels von der BBC und meiner eigenen persönlichen Erfahrung, stehen dem britischen Einkäufer bei einem kurzen Besuch im Supermarkt um die Ecke sage und schreibe sechs verschiedene Arten von Halloumi zur Auswahl, darunter auch die günstige Eigenmarke für £2 (2,50 Euro) für einen 1/4-Kilo schweren Batzen. Kürzlich nahm Tesco absolut geniale burgerförmigen Halloumi im Sortiment auf, gerade rechtzeitig für die sommerlichen Grillpartys und rettete so zahlreichen Portobello-Champignons das Leben. Der Käse wartet aber nicht nur im Regal im Supermarkt auf dich, sondern auch in (wahrscheinlich?) mediterranen Kebab-Shops, auf Mezze-und anderen Platten in Bars und als „vegetarische Option” in unzähligen Lokalen. Es wäre als Brite komisch, Halloumi nicht zu kennen, was von einer Statistik bestätigt wird, die besagt, dass in Zypern nirgendwo in Europa mehr Halloumi verzehrt wird, als in Großbritannien.

Der Halloumi von Tesco ist, wie das Etikett besagt, „In Zypern produziert, mit zypriotischer Milch für Tesco Stores Ltd.”, was bedeutet, dass die Supermarktkette Käsereien auf der Insel engagiert, die den Käse für sie in großen Mengen produzieren. Das erklärt, warum die Preise für Tescos Standard-Halloumi so niedrig sind, wenn sie selbst die Produktion überschauen. Auf der anderen Seite des Atlantiks ist Halloumi nicht nur eine Seltenheit, es ist auch schweineteuer. Da die Vertriebskette nach Amerika ein bisschen komplizierter ist, kostet ein gleich großes Stück wie der£2-Tesco-Käse bei Whole Foods $8 (6,30 Euro), was aber eher am teureren Ende angesiedelt ist. Bei Trader Joe’s sind die Preise mit $4.99 (3,90 Euro) ein bisschen annehmbarer, aber das Stück ist auch kleiner (200 g) als der Standard (225 g), nur im Sommer erhältlich und aus unerfindlichen Gründen aufgeschnitten, was nicht nur merkwürdig ist, sondern auch eine Beleidigung für Leute wie mich, denen das Aufschneiden Freude bereitet. Tescos amerikanische Pendants führen Halloumi mit großer Wahrscheinlichkeit gar nicht und haben erst recht nicht die Weitsicht, ihn in den Form eines Burger zu verkaufen.

Es ist eine Schande—während sich Vegetarier in diesem Land mit verschiedenen faden Versionen von Tofu, Seitan oder nur selten zufriedenstellenden Veggie-Burger abfinden müssen, genießen unsere britischen Freunde über dem Teich eine unglaubliche Auswahl an Gerichten mit Halloumi und das zu durchaus annehmbaren Preisen. Das Ziel liegt jetzt darin, hier Bewusstsein zu schaffen: Ohne Nachfrage schaffen wir es nie aufs britische Halloumi-Niveau und der quietschige Käse wird schwer erhältlich und teuer bleiben. Wir sollten uns Großbritannien als Vorbild nehmen und diesen wunderbaren Käse endlich zu einem Teil unseres Lebens machen: wir alle—Vegetarier, Omnivore, die gebeutelte zypriotische Wirtschaft—würden davon profitieren.

Alle, außer Veganer.