Vielleicht steckt Tom Cruise in der längsten Midlife-Crisis der Welt. Aber womöglich ist er auch einfach der engagierteste Schauspieler Hollywoods. Für Mission: Impossible – Fallout, den sechsten Teil der Reihe, hat der 55-Jährige ein Jahr lang Fallschirmsprünge aus einer Höhe von mehr als sieben Kilometern trainiert. Diese sogenannten HALO-Sprünge machen sonst hauptsächlich Soldaten, die dünne Luft in extremer Höhe kann schnell tödliche Folgen haben. Aber ein Cruise führt seine eigenen Stunts durch, so gut er kann. So brach er sich beim Fallout-Dreh auch den Knöchel – ein missglückter Sprung von einem Hausdach zum nächsten. Badass-Bonus: Er drehte die Szene trotzdem zu Ende, sie ist im Film zu sehen.
Tom Cruise mag als Aushängeschild der Scientology-Sekte etwas problematisch sein, aber vor der Kamera verdient er durchaus Respekt. Kaum jemand legt sich mehr ins Zeug, um den letzten Blockbuster zu übertreffen und uns alle zu unterhalten. Deshalb haben wir seine elf besten Stunts aus den fünf bisherigen Mission: Impossible-Filmen gerankt.
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11. Messerkampf – M:I-2
Alter: 38
Schaden: keiner
Statt ein herkömmliches Hollywood-Fake-Messer zu nehmen, entschieden Cruise und Regisseur John Woo, dass es nur ein echtes aus Stahl tun würde. Im Kampf mit dem Bösewicht Sean Ambrose (Dougray Scott) geht Cruise als Ethan Hunt bis zum Äußersten, die Messerspitze stoppt einen halben Zentimeter vor seinem Augapfel. Scott hielt das Messer an einer abgemessenen Schnur, sodass er beim Kampf um die Klinge wirklich Druck auf Cruise ausüben konnte. Mit einem echten Messer. Direkt vor seinem Auge. Nicht nur das Messer dürfte echt gewesen sein, sondern auch das Adrenalin.
10. Motorrad-Verfolgung – Mission: Impossible – Rogue Nation
Alter: 53
Schaden: keiner
Kugeln fliegen, es gibt eine Notbremsung und gefährliche Schräglagen bei völlig bekloppten Geschwindigkeiten. Tom Cruise fährt im halsbrecherischen Slalom, trotzt Gegenverkehr und Serpentinen, und alles ohne Helm. Ohne eine Motorradszene ist es einfach kein Cruise-Film, aber in Rogue Nation haben die Macher mal wieder alle Vorgängerfilme getoppt.
9. Drohnenrakete – M:I-3
Alter: 44
Schaden: verletzte Rippen
Gegen Ende von Mission: Impossible 3 gibt es eine dramatische Szene auf einer Brücke. Unter anderem schießt eine Drohne eine Rakete ab, die nur Meter von Ethan Hunt entfernt detoniert. Cruise sprintet mit Topgeschwindigkeit von dem gleich explodierenden Auto weg und wird von seinen Stunt-Seilen seitlich in die Tür eines weißen Dodge gerissen. Natürlich hatte man die Außenseite des Autos gepolstert, aber wenn man sich ansieht, wie hart Cruise aufprallt, sind leicht lädierte Rippen eigentlich noch ein guter Ausgang.
8. Drahtseilakt – Mission: Impossible
Alter: 34
Schaden: keiner
Ethan und seine Crew brechen im CIA-Hauptquartier ein, um eine Liste von Undercover-Agenten zu stehlen. Natürlich befindet sich die Liste auf einem Computer, in einem Tresorraum, der nur mit Stimmerkennung, einem sechsstelligen Code, einem Netzhautscan und einer Keycard zugänglich ist. Jedes Geräusch, das lauter ist als ein Flüstern, löst den Alarm aus, außerdem erfassen Sensoren die Körperwärme eines Eindringlings. Kinderspiel, oder?
Ethan schafft es hinein und schwebt mit rotem Gesicht und hervortretenden Adern nach unten. Natürlich passiert irgendeine Scheiße und der Agent fällt plötzlich, bis kurz überm Boden. Aber Mr. Cruise fängt sich kraft seines adretten Haarschnitts und seiner Hollywood-Bauchmuskeln, bevor auch nur eine Zehe auf dem Boden auftippt. Das Gleichgewicht in dieser Position zu halten, ist nicht einfach, aber Cruise hat nicht nur Muskeln, er hat auch MacGyver-Ideen: Er füllte seine Schuhe mit Kleingeld, um mehr Gegengewicht für den Oberkörper zu haben.
7. Der Sprung in Shanghai – M:I-3
Alter: 44
Schaden: keiner
J.J. Abrams ist nicht so leichtsinnig wie vorherige Regisseure und lässt Cruise nicht einfach in schwindelerregender Höhe den kaum gesicherten Stunt-Teufel spielen. In dieser Szene muss Ethan Hunt auf dem Luftweg von einem Wolkenkratzer zum nächsten gelangen, weil das irgendwie praktischer ist als anders – Spannung muss sein. Cruise schwingt sich, mit Stunt-Seilen ausgestattet, von einer ziemlich hoch gelegenen Green-Screen-Plattform und wirft sich dann mit einem Sicherheitsgeschirr in die Luft. Es sieht zugleich lächerlich und überaus befriedigend aus.
6. Die Zug-Szene – Mission: Impossible
Alter: 34
Schaden: keiner
“Rotes Licht! Grünes Licht!” ist womöglich einer der besten One-Liner aus der gesamten Filmreihe. Hier klammert sich Cruise an einem fahrenden Zug fest, weil die Bösewichte (Jon Voight und Jean Reno) sich davonmachen wollen. Ja, das ist ein echter Zug, und ja, das ist ein echter Hubschrauber. Cruise springt vor eine Windmaschine mit 225-km/h-Wind, damit es so aussieht, als würde er von der Hubschrauber-Explosion zurückgeworfen. Die Szene mag eine der lächerlichsten sein, die uns Mission: Impossible beschert hat, aber sie hat eindeutig auch Charme.
5. Explodierendes Aquarium – Mission: Impossible
Alter: 34
Schaden: Knöchelverletzung
Diese Szene hat viel Gutes. Ethan Hunt sieht so verzweifelt aus wie nie zuvor, ihm ist klar, dass man ihm ein schreckliches Verbrechen angehängt hat. Die Streichinstrumente tönen immer höher und intensiver, die Kameraeinstellung wird ganz komisch: Unser Held hat etwas bescheuert Waghalsiges vor (wie so oft). Er greift sich mit “Scheiß’ drauf”-Mimik den explosiven Kaugummi, wirft ihn, und das Aquarium geht in die Luft, überall fliegt Glas durch die Gegend und, ach ja, 16 Tonnen Wasser. Bei seinem amüsanten Abgang verletzte sich Cruise am Knöchel.
4. Unterwasser-Einsatz – Mission: Impossible – Rogue Nation
Alter: 53
Schaden: schmerzende Lungen
In Rogue Nation muss Ethan Hunt einen Unterwasser-Computer-Tresor infiltrieren, schließlich ist das hier Mission: Impossible. Er springt von einem mehr als 35 Meter hohen Vorsprung ins Wasser und taucht ohne jegliche Ausrüstung – aus Plot-Gründen. Für diese Szene trainierte Tom Cruise mit Militärspezialisten, um sechs Minuten lang (!) die Luft anzuhalten. Vielleicht gibt es dafür von der Church of Scientology auch bionische Upgrades, wer weiß.
3. Klettern in Dubai – Mission: Impossible – Ghost Protocol
Alter: 49
Schaden: Muskelschmerzen
Ethan Hunt beschließt, den höchsten Wolkenkratzer der Welt zu beklettern, weil er so Zugang zu einem Server auf einer höheren Etage bekommt. Der Burj Khalifa in Dubai ist ja auch bloß läppische 829,8 Meter hoch. Er trägt Spider-Man-artige Klebehandschuhe, die natürlich für den gesteigerten Unterhaltungsfaktor eine Fehlfunktion kriegen. Es ist völlig übertrieben und für Menschen mit Höhenangst vermutlich kein Spaß, aber Cruise hat tatsächlich am höchsten Gebäude der Welt herumgeturnt. Dafür musste er auch nur die (anscheinend ziemlich vernünftige) Versicherungsgesellschaft des Films feuern.
2. Freeclimbing – M:I-2
Alter: 34
Schaden: Sehnenriss in der Schulter
Cruise war beim Dreh dieser Szene jünger, aber das hier ist trotzdem aberwitzig. Und dann gehört es noch nicht einmal zu einer Mission – Ethan Hunt macht einfach nur im Urlaub einen auf krass und klettert ohne Sicherung auf Berge, denn so was tun Geheimagenten anscheinend, wenn sie entspannen wollen. In echt trug Cruise ein Sicherheitsgeschirr, allerdings gab es kein Netz. Selbst Regisseur John Woo konnte es nicht ertragen, sich die krönende Stelle im Bildsucher anzusehen, als Cruise in mehr als 600 Metern Höhe von einer Hand hängt, um umzugreifen und letztendlich mit ausgebreiteten Armen vom Berg zu baumeln. Dabei zog Cruise sich einen Sehnenriss in der Schulter zu.
1. Vom Flugzeug hängen – Mission: Impossible – Rogue Nation
Alter: 53
Schaden: keiner
So beginnt Rogue Nation, ohne Einleitung oder Vorwarnung. Wir sehen einfach zu, wie der 53-jährige Tom Cruise außen an einem Frachtflugzeug hängt. Nach Anzeichen für digitale Tricks suchen unsere Augen vergebens – vergesst nicht, mit wem wir es zu tun haben. Tom Cruise ist ein Oprahs Sofa bespringender, echte Flugzeuge umarmender Freak. Warum sollte man etwas im Studio drehen, wenn man sich auch in Lebensgefahr begeben kann? Während der Dreharbeiten zu dieser Szene musste Cruise spezielle Sclera-Kontaktlinsen tragen, die seinen gesamten Augapfel schützten, weil im Flugwind ständig winzige Steine auf ihn einprasselten – von denen Cruise sagt, sie hätten ihm fast den Kiefer zerstört. Ein Stunt, der in der Filmgeschichte einzigartig sein dürfte.
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