Wir haben fabric-Stammgäste gebeten, uns an ihren schönsten Erinnerungen teilhaben zu lassen

Mein Gedächtnis ist furchtbarGedächtnis ist furchtbar. Ich kann mich nach einem anstrengenden Wochenende nicht einmal an meine eigene PIN erinnern. Trotzdem kann ich mich immer noch lebhaft an beinahe jede Nacht erinnern, die ich im fabric verbracht habe. Wie für viele andere Briten war auch für mich das fabric der erste richtige große Club, den ich besucht habe. Es war der erste Club, in dem ich Woche für Woche einzigartige und großartige LineUps gesehen habe; der erste Club mit einem vernünftigen Soundsystem, den ich regelmäßig besucht habe; der erste Club, in dem aus angeregten Gesprächen im Raucherbereich lebenslange Freundschaften wurden. Und dasselbe gilt sicherlich auch für viele andere.

Als ich richtig mit dem Raven anfing—damit meine ich legale Raves, nicht die illegalen im Wald, auf einer Wiese oder in einem verlassenen Fabrikgebäude, die ich im Teenageralter besucht habe—war das fabric ein Ort, an dem ich jedes Wochenende das Beste hören konnte, was die Dance-Szene zur jeweiligen Zeit zu bieten hatte. Die sicherste und spaßigste Umgebung, in der ich mich in Wellen von Gewummer und Beats verlieren konnte.

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Du kannst dir also sicher vorstellen, wie erschüttert ich nach dem gestrigen Bekanntwerden der Schließung war. Das Islington Council hat einfach das Mr. Miyagi des Londoner Nachtlebens zerstört. Es war nicht nur eine legendäre kulturelle Einrichtung, es war auch eine Art Lehranstalt. Ich habe alles, was ich über das Raven weiß, in diesen Wänden gelernt. Und so wie Karate Kid von Mr. Miyagi gelernt hat, habe auch ich ein paar wichtige Lektionen über das Leben darin gelernt.

Seine Trauer teilt man am besten mit anderen,anstatt sie alleine zu ertragen, also habe ich andere fabric-Stammgäste kontaktiert und sie nach ihren liebsten Erinnerungen an den Club befragt.

Alfie

Ungefähr gegen 14 Uhr an einem Sonntagnachmittag, in der Mitte einer seiner halbjährlichen 10-Stunden-Minimal-Odysseen, stoppt Villalobos die Platte, die er gerade spielt. Er scheint nicht zu merken, wie merkwürdig das gerade ist. Dann spielt er “The Imperial March” von Beginn an. Er spielt es so lange, bis es nicht mehr witzig ist, dann bis es wieder witzig ist und dann wieder nicht—fast bis zum Ende. Dann wird er wieder von seinem Set aufgesogen, als wäre das Ganze nie passiert.

Jake

Ich war 18, als ich das erste Mal dort war. Ein paar Freunde und ich beschlossen, zu einer Veranstaltung von RAM Records zu gehen. Ich hatte keine Ahnung, dass es in vielerlei Hinsicht prägen sollte, wer ich heute bin.

Das fabric war für uns nicht nur ein Club; es war ein Rückzugsort. Das fabric hat uns auf andere Orte aufmerksam gemacht, wie das Cable, wo ich anfing, bei Dubstep-Veranstaltungen wie ERGH und Dub All or Nothing zu fotografieren. Ich war jedes Wochenende von 22 Uhr bis 6 Uhr als Fotograf dort. Als die Lichter angingen, fuhr ich nach Charing Cross zu Jessops (wo ich mein Geld verdiente). Ich habe das beinahe ein Jahr gemacht, ohne Unterbrechung.

Das fabric hat mir die Augen geöffnet und eine Kettenreaktion bewirkt, durch die ich Dinge erlebt habe, von denen ich nie geträumt hätte. Ich habe großartige Menschen getroffen und es hat mich zu einer Karriere als Fotograf gebracht.

Alex

Für mich eröffnete sich eine neue Welt, als es in der Londoner Clubbing-Szene auftauchte. Die Vorfreude beim ersten Mal Warten in der Schlange, der Gang zur Garderobe, das ferne Wummern des Basses und das Betreten von Room 1—das war eine unvergessliche Erfahrung. Es hat verändert, was ich dachte, über die Drum’n’Bass-Szene zu wissen. Es war einfach der Ort, um deinem Lieblings-DJ dabei zuzuhören, wie er die Dubplate spielt, auf die du gewartet hast.

Rhi

An dem Tag, als ich nach London zog, bin ich alleine ins fabric gegangen. Die unvergesslichste Nacht, die ich dort drinnen verbracht habe, war wahrscheinlich der 16. Geburtstag des Clubs, den Kurupt KM kuratiert hat. Eine ausverkaufte, verschwitzte Nacht mit einem gigantischen LineUp—unter anderem Barely Legal, Chimpo und Onema—wurde noch von einem unangekündigten Auftritt von Craig David getoppt. Der, wie du dir denken kannst, absolut großartig war. Es war ein wahrer Segen, das von der Seite der Bühne zu sehen.

Tom

Ich bin also beim 12. Geburtstag des fabric und Moodyman, Headliner am Sonntagnachmittag, ist in typisch spielerischer Verfassung. Er plauderte mit dem Publikum, mixt nicht und lässt in sehr “sonntäglicher” Manier die Dinge etwas ruhiger angehen. Aus dem Nichts blendet er zu “Come As You Are” von Nirvana über. Alle bleiben wie angewurzelt stehen. Ein paar Leute fangen an zu moshen. Einige aus der Fraktion, die die ganze Nacht wach waren, verschwinden im Schatten. Jeder—ob headbangend oder nicht—sieht verwundert aus. Dann macht Kenny Dixon Jr weiter, als wäre nichts geschehen. Das war es aber.

Adam

Ich habe mich im fabric immer verlaufen. Aus irgendeinem Grund war ich nie in der Lage, mich in dem Gebäude zurechtzufinden und genau zu wissen, in welchem Raum ich genau bin oder welche Treppe ich gerade hinunterstolpere. Aber so verloren ich mich dort gefühlt habe, so geborgen habe ich mich auch gefühlt. Ob ich nun Dave Clarke hörte, der in Room 2 “Way of Life” auf dem Monster einer Anlage spielte, oder in einen Drop von Ben Klock in Room 1 gestolpert bin, das Gefühl war immer dasselbe: verloren, aber immer gefunden.

Corina

Ich war ein Jahrzehnt lang regelmäßiger Gast des Clubs. Ich trage so viele Erinnerungen daran in meinem Herzen, egal wie verschwommen sie sein mögen. Ich habe mich mit einer Frau im Raucherbereich angefreundet, nachdem ich sie gefragt habe, wie spät es ist, weil ich zu betrunken war, selbst nachzusehen und dann den Rest das Raves mit ihr verbracht. Ich habe mich an die erstbeste Person geklammert, die von der Toilette kam, und mich dann sofort in sie verliebt. Das sind die Momente, an die ich mich erinnere.

Es klingt kitschig, aber das fabric hat mein Leben verändert. Es hat mir die Augen für die Welt das Ravens geöffnet. Bevor ich ins fabric ging, war ich gezwungen, die Clubs am Leicester Square zu besuchen, wo ich mich schick anziehen musste, mich unwohl fühlte und von lechzenden Arschlöchern umgeben war, die nur auf eine Sache aus waren. Das fabric war eine Heimat für Musikliebhaber. Es bricht mir das Herz, dass junge Leute heute kaum noch eine Möglichkeit haben, neue Musik zu entdecken, loszulassen und bis sieben Uhr morgens ohne Sorgen zu tanzen. Ich werde dich vermissen, fabric.

Freya

So lange ich mich erinnern kann, fiel das legendäre Geburtstagswochenende des fabric mit meinem eigenen Geburtstag zusammen. In jenem Jahr war es besonders groß, weil sie 15-jähriges Bestehen feierten. Als wir am Sonntagmorgen in der Schlange standen, waren wir müde und hätten ins Bett gehen sollen. Gerade als ich mich fragte, ob wir einen schrecklichen Fehler begangen hatten, erblickte einer der Securitys an der Tür ein bekanntes Gesicht und kam, um Hallo zu sagen. Meine Freundin rief: “Sie hat Geburtstag!” Nachdem er meinen Ausweis überprüft hatte, um zu sehen, ob das stimmte, sprach er mit jemandem vom Club und präsentierte mir ein Bändchen für freien Eintritt. Vielleicht war es doch kein Fehler. Strahlend betraten wir den Club und stiegen hinab in die pulsierende Dunkelheit von Room 1. Um mich herum strahlte ein Meer aus bekannten Gesichtern ebenfalls. Gesichter von Freunden, Kollegen und von Leuten, die ich ab und zu im fabric sah, aber mit denen ich noch nicht gesprochen hatte. Es war kein Fehler. Das waren meine Leute und hier war mein Platz.

Dieser Artikel ist zuerst bei THUMP erschienen.

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