Und, was hast du so gemacht, als du sieben warst? Yung Lenox hat Rapper gemalt, mit Raekwon abgehangen, mit Action Bronson Tic-Tacs gegessen und sich mit E-40 in Clubs geschlichen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich damals die Stimme von Zazu aus König der Löwen imitiert habe, weil mir das damals besonders schlau vorkam, außerdem habe ich versucht, meinen Teddybären Mathe beizubringen. Ja, ich war ein ganz besonderes Kind. Der in Seattle lebende Lenox ist auch ein besonderes Kind, aber auf eine viel, viel coolere Art. Deswegen haben die Regisseure Stacey Lee und Anthony Mathile auch eine Dokumentation mit dem Namen Live Fast, Draw Yung über den kleinen Virtuosen gedreht (den Teaser gibt es weiter unten und den vollständigen Trailer hier.)
Der junge HipHop-Zeichner ist inzwischen neun und Live Fast, Draw Yung wird auf der ganzen Welt gezeigt—vom Tribeca Film Fest (letzten April) in New Yrok bis zum Melbourne International Film Festival in Australien vor ein paar Wochen. Lenox hat alle von 2Pac, bis hin zu Gucci Mane, Cam’ron und Biggie gemalt. Ich habe mich mit Stacey und Lenox über Rap, den Kurzfilm und die unerwartete Geschichte einer Freundschaft zwischen Vater und Sohn unterhalten, die auf einer geteilten Leidenschaft für kreatives Schaffen fußt.
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Noisey: Wie habt ihr Lenox entdeckt?
Stacey: Wir sind über seinen Instagram-Account @yunglenox auf ihn gestoßen. Sein Feed war voller Filzstift-Interpretationen der bekanntesten Rap-Ikonen. Da war Mac Dre mit seinen schiefen Ellbogen, Biggie Smalls mit Augen, die etwas mehr als nur ein bisschen daneben waren—und zwischendurch sah man auch den Jungen dahinter: einen Zweitklässler mit Brille, der so ziemlich alles repräsentierte, was Rap nicht war. Dieser überraschende Gegensatz war gleichzeitig witzig und liebenswürdig—und es war ziemlich klar, dass dieses Kind Geschmack hat (oder zumindest die Person im Hintergrund).
Wie seid ihr an seinen Vater wegen dem Film herangetreten?
Ursprünglich hatten wir uns eine Stunde lang mit seinem Vater, Skip, [der anderen Hälfte hinter Yung Lenox] unterhalten. In dem Telefonat ging es aber nie um eine Filmidee, sondern es war mehr eine Unterhaltung unter Kreativen. „Hey, wir finden super, was ihr da macht. Können wir vielleicht rüberkommen und ein paar Tage mit euch abhängen—dabei vielleicht ein bisschen filmen und einfach schauen, was passiert?“ Und so lief es auch das ganze Projekt lang. Wir haben es stückchenweise gemacht und dadurch, dass wir bei den ausschlaggebenden Hochs und Tiefs dabei waren, die aus dem Hobby ein Geschäft gemacht haben.
Wie haben sie reagiert?
Skip, Anthony und ich sind alle ungefähr gleich alt, haben einen ähnlichen Geschmack und ähnliche Interessen—um ehrlich zu sein, war das alles also keine große Herausforderung. Solange Lenox cool damit war, war auch Skip cool und wir sind einfach hin, ohne uns etwas anderes vorzunehmen, als dort abzuhängen. Man hat ja schließlich mit einem Kind und seiner Familie zu tun. Da kann man sich nicht einfach so reindrängen. Von Anfang an herrschte gegenseitiger Respekt auf beiden Seiten und ich würde sagen, dass das bei der Arbeit, die wir machen, auch unglaublich wichtig ist.
Was habt ihr entdeckt, was ihr nicht erwartet hattet?
Wir waren total umgehauen, als wir zum ersten Mal Lenox dabei zugeschaut haben, wie er ein Album malt. Er war voll dabei: „Dad, kannst du mir die Roten geben?“, „Soll ich erst die Außenlinien oder das Innere malen?“, „In welcher Farbe soll ich den Totenkopf machen?“ Wenn er einmal drin ist, ist er drin—und 15 Minuten später ist er fertig und spielt im Nebenzimmer Minecraft oder Lego.
Wie war es, Lenox und seinen Vater zu filmen?
Es ist einfach super cool, die Verbindung zwischen Lenox und Skip mitzubekommen. Beide teilen diese Leidenschaft für Kunst miteinander. Skip bringt Lenox bei, wie man Schatten macht und koloriert—und natürlich einiges über die Helden seiner Jugend. Lenox wiederum verbringt Zeit mit seinem Vater und den Hobbys, die ihm am meisten Spaß machen. Einen Vater dabei zu sehen, wie er mit seinem Kind auf eine so ehrliche und gehaltvolle Art Zeit verbringt, war einfach supercool für uns. Es hat definitiv auch dazu geführt, dass wir uns ein paar Gedanken über unsere eigene Beziehung zu unseren Eltern gemacht haben—und darüber, was wir wohl für Eltern wären.
Hat euch die Arbeit mit einem Kind vor besondere Herausforderungen gestellt?
Ja, natürlich. Wir haben eine Menge Pausen eingelegt—etwa alle 10 Minuten. Es war ein sehr langsamer Prozess. Manchmal haute es uns einfach um, was aus seinem Mund kam, andere Male war er nicht in Gesprächslaune und damit war der Tag dann auch gegessen. Der Vorteil ist auf jeden Fall, dass es keine vorgefertigten Antworten gibt. Lenox sagt einfach geradeheraus, was er denkt, und das Meiste davon ist auch noch gutes Material. Wir haben ihn immer vermisst, wenn wir wieder nach Hause geflogen sind.
Was ist dein Lieblingsbild von Lenox?
Meins ist eins der ersten, das er mit fünf gemalt hat: Biggie Smalls im Coogie Sweater.
Vor was für Herausforderungen steht man denn, wenn man einen Siebenjährigen so frei in Kontakt mit HipHop bringt—die Musik ist voll mit Schimpfwörtern und kann auch homophob, frauenfeindlich oder gewaltverherrlichend sein? Hattet ihr den Eindruck, dass ihm gewisse Aspekte dieser Welt vorenthalten oder zensiert werden?
Ja klar, das war auch eine der ersten Fragen, die wir selbst bei dem Projekt hatten und die uns oft gestellt wird (und Skip natürlich auch). Skip sucht die Musik, die er ihn hören lässt, schon sehr behutsam aus, aber es wäre jetzt auch naiv zu glauben, dass er das schmutzige Zeug nicht mitbekommt—das tut er definitiv, aber es bleibt einfach nicht bei ihm hängen oder beeinflusst ihn als Person. Skip ist immer dabei, wenn sie die Musik hören, also kann er die Dinge kontextualisieren, falls Lenox eine Frage hat. Um ehrlich zu sein, ist das Meiste davon aber zu komplex für Lenox oder interessiert ihn einfach nicht. Er fährt mehr auf dieses Kinderspielplatz-Zeug ab. Einmal hat er an Dr. Octagonecologyst gearbeitet (und es sich dabei angehört), weil wir später am noch Tag Kool Keith treffen sollten. Zu der Zeit war das sein Lieblingsalbum, aber es traf bei ihm einen ganz anderen Nerv als bei uns, als wir es als Teenager gehört haben. Es durch seine Ohren zu hören, war einfach eine komplett andere Erfahrung. Lenox war total fixiert auf Dinge wie diese Doo-Doo-Pistolen und fragte, ob seine Nummer wirklich PP5001DoDo ist. Alles andere interessierte ihn nicht wirklich und ging einfach an ihm vorbei. Später am gleichen Tag haben Lenox und Kool Keith dann eine ziemlich lustige Unterhaltung über Spuckkügelchen gehabt.
Erzähl uns von der Vorführung. Wie ist der Film in den USA angekommen?
Die Premiere beim Tribeca war einfach unglaublich. Der Saal war ausverkauft und wir wurden von einem Fotografen der New York Times begleitet—es war auf so vielen Ebenen einfach unbeschreiblich. Als Filmemacher ist es schon nervenaufreibend, die eigene Arbeit vor einem Livepublikum evaluieren zu lassen, aber für Lenox und seine Familie, deren ganzes Leben hier der Welt zur Schau gestellt wurde, war das natürlich noch viel heftiger. Aber es lief so gut, wie es nur hätte laufen können, und mit der ganzen Liebe im Saal und dem positiven Feedback danach, wäre es schon untertrieben zu sagen, dass wir unglaublich erleichtert waren. Seitdem haben wir den Film in Lenox Heimatstadt, Seattle, gezeigt und in Palm Springs, DocAviv, NZIFF, Rhode Island und beim MIFF in Melbourne.
Was bedeutet es euch, die Geschichte dieses Jungen auf internationaler Ebene zu zeigen?
Wir fühlen uns von all dem ziemlich geschmeichelt, um ehrlich zu sein. Wir hatten nie vor, einen Film von diesen Ausmaßen zu machen. Der ganze Prozess muss natürlich ablaufen—keine Erwartungen, kein Druck. Also, was nach der ersten Premiere geschehen ist, war ein Bonus. Jedes Mal, wenn wir bei einem neuen Festival zugelassen werden, sind wir total begeistert. Vor allem Melbourne war eine große Sache für uns, weil das Festival einen so guten Ruf hat—aber auch, weil Lenox eine Menge Fans in Australien hat und wir glücklich waren, dort eine gute Aufführmöglichkeit neben diesen ganzen anderen tollen Filmen bekommen. Wäre es nur nicht so weit weg.
Unten geht’s weiter.
Und jetzt ein paar Worte mit Yung Lenox … natürlich total unzensiert.
Wie hast du es gefunden, dass Stacey und Anthony einen Film über dich machen wollten?
Yung Lenox: Aufregend. Es war cooooooool. [Er hat das cool wirklich so in die Länge gezogen und dann einen Schluck Sprudel getrunken.]
Was magst du an HipHop?
Ich habe das nie viel gehört. Mein Dad hat es mir gezeigt.
Welcher ist dein Lieblingsrapper?
Action Bronson.
Wie war es, gefilmt zu werden? War es schwierig oder gab es Sachen, die dir wirklich Spaß daran gemacht haben?
Es war schwer. Wegen Milliarden Gründen. Irgendwie. Mit Lego spielen. Ja. Auf dem Bett rumspringen dürfen. Vielleicht auch Anthony mit der Nerf-Pistole abschießen.
Mehr Live Fast, Draw Yung gibt es hier!
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