Wir haben Raver beim Melt Festival ihre Gefühle malen lassen

„Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist” – Victor Hugo

„Die Natur muss gefühlt werden” – Alexander von Humboldt

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„Ich hatte vom Feeling her ein gutes Gefühl” – Andreas Möller

Anhand dieser inspirierenden Zitate merkst du sicher schon: Jetzt wird es echt deep. Als ich am vergangenen Samstag beim Melt Festival gegen sechs Uhr früh durch den sich tapfer in Trance tanzenden Rest vom Schützenfest schlenderte, stellte ich fest: Eigentlich fahren deine Gefühle nur auf Festivals so richtig bis zum Kotzen Achterbahn mit dir. Vom ersten Alkohol-Hoch am Nachmittag, über spontane Verliebtheit in das sexy Individuum neben dir, die heißen Fummeleien zum Headliner bis hin zum endlosen Trübsal, wenn du deinen Schwarm auf dem Weg zur nächsten Bühne aus den Augen verlierst, noch bevor ihr Nummern austauschen konntet. Nicht auszudenken, welches Elend dir widerfährt, wenn das Ganze auch noch auf bewusstseinsverändernden Substanzen geschieht. Um mehr über die Gefühlswelten derjenigen zu erfahren, die in den letzten Stunden all das und noch viel mehr erlebt haben, gab ich ihnen Stift und Zettel in die Hand und fragte sie: Kannst du mir mit einem Bild beschreiben, wie du dich gerade fühlst?

Selig

Rutger liebt das Melt, Sven Väth und Lametta, und Rutger bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Deshalb malte uns Rutger diesen selig schmunzelnden Rutger mit Sturmfrisur und Herzchen als Augen und Nase. Ich liebe dich auch, Rutger.

Aufgekratzt

Je später der Abend, desto größer die Ohren. Für den jungen Engländer Kieran (20) fühlte sich der Kopf bereits so an, als würde ihm eine sechszackige Krone aus dem Schädel schießen. Deshalb guckt er logischerweise ein bisschen von schräg nach schief und ist mega aufgedreht.

Gleichgültig

Die frühen Sonntagsstunden können sehr verwirrend sein, vor allem wenn man wie diese schüchterne Künstlerin nicht so recht weiß, was man mit den letzten Stunden vorm Zu-Bett-Gehen anfangen soll, wenn alle Rockbands das Festivalgelände verlassen haben und nur noch umtz-umtz spielt.

Heiter bis wolkig

Nicht minder schüchtern dieser männliche Festivalbesucher, der zumindest aber noch ein Fünkchen Hoffnung in minimalistische Form bringt. Aufstrebend, gen Himmel gerichtet, aber auch nix Halbes und nix Ganzes, eben heiter bis wolkig.

Überrascht

Uh, sehr schön. Voll meta. Bevor du googeln musst: Serendipität bezeichnet eine zufällige Beobachtung von etwas ursprünglich nicht Gesuchtem, aber sehr Überraschendem. Überrascht waren wir, hier ein Pony zu beobachten, das durch Bäumchen und visualisierte Herztöne galoppiert und sich die Sonne auf die Mähne scheinen lässt. Es handelt sich hierbei vermutlich um den metaphorischen Major Tom Cox.

Entspannt

Paula hat sich gerade wie eines der kleinen Bötchen zum Takt der Musik treiben lassen, als ich sie mit unserer Quatscherei vom Tanzen abhielt. So high wie die Vögel in ihrem Bild war sie selbst nicht, dafür aber schon sehr verliebt in ihren Freund. Und vielleicht auch in mich, wenn ich die Nachricht so interpretieren darf.

Verliebt

Eigentlich hatte ich Lisan ebenfalls gebeten, mir etwas Schönes zu zeichnen, aber wollen wir mal nicht so sein. Das hier ist ja auch ganz hübsch geworden. Eine Liebesklärung an ihre Freundin – simpel und von Herzen.

Bedächtig, aber bestimmt

Hier war bereits eine Menge Alkohol im Spiel und eventuell hat sich der Künstler auch irgendwo den Kopf angeschlagen. Was ich mit gutem Willen erkennen kann, ist eine ziemlich benebelte Schnecke, das Symbol für Behäbigkeit und Sensibilität. Aufmüpfiger sind da die links und rechts dazu gekrakelten Worte: „Ich will keine Spießer, nur Liebe”. Oder so.

Frisch und funkelnd

Dieses florale Kunstwerk hat satte zehn Minuten gedauert und somit schon einen Preis für außerordentliche Tüchtigkeit im Dienste des Journalismus verdient. Sabia fühlte sich in dem Moment nicht nur unglaublich inspiriert von meiner Frage, sondern auch fresh und sparkly wie frisch knospende Rosen und Sternschnuppen.

Müde

Nicht mehr ganz so lebensbejahend diese Zeichnung im Stile des schwarzen Zimmers von Meisterhaus-Bewohner Georg Muche. Für den anonymen Künstler wird es definitiv Zeit ins Bett zu gehen. Und vorher noch schön viel Wasser trinken.

Weich

Nein, das ist kein furzendes Haus. Das ist Leons Gefühl der Weichheit, das sich in einem solide gebauten Landhaus versteckt, aus dessen Wand ein Apfelbaum mit schwerelosen Früchten sprießt. Hey, keine Ahnung. Früh morgens um sechs hat das für mich alles noch irgendwie Sinn ergeben; ich habe verstanden und genickt. Aber manche Momente und Gefühle lassen sich anscheinend einfach nicht richtig festhalten. Trotzdem danke, Leon.

Schickt Kristina ein Bild eurer aktuellen Gemütslage: @frkrstnbm

Dieser Artikel ist vorab auf THUMP erschienen.

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