Stell dir vor, du sitzt frühmorgens im Bett und überlegst, ob du die Vorlesung in Rechnungswesen besuchst oder blau machst. Auf einmal stehen 15 schwer bewaffnete und behelmte SEK-Einsatzkräfte in deinem Schlafzimmer und fesseln deine Hände mit Kabelbindern. Wenn du in den letzten Monaten einen florierenden Kokainhandel betrieben hast, bist du womöglich zu Recht in dieser Situation gelandet. Doch immer wieder brechen Spezialeinsatzkommandos die Haustüren Unschuldiger auf – oder leisten sich andere haarsträubende Pannen.
Für viele der Betroffenen sind die SEK-Fehler alles andere als lustig: Oft verletzen und traumatisieren die Polizisten und Polizistinnen die Betroffenen schwer. Allein das Berliner SEK tötete bei Fehleinsätzen zwischen 2008 und 2013 acht Hunde. In manchen Fällen erhalten die Opfer dafür Schadensersatz. In anderen lädt sie der Polizeichef als Entschuldigung immerhin zu einer Tasse Tee ein. Dennoch unterlaufen den deutschen Spezialeinsatzkommandos auch Fehler, die ebensogut aus dem Drehbuch einer Slapstick-Komödie stammen könnten.
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Wir haben die Einsatz-Pannen des SEK gesammelt.
Falsche Hausnummer: Einsatzkräfte aus NRW zünden Blendgranate auf Rentnerinnen-Balkon
Eigentlich wollten die Einsatzkräfte in Lüdenscheid die Türen von Rockern und Rockerinnen eintreten. Doch statt die Bandenmitglieder im Schlaf mit einer Razzia zu überraschen, stand das SEK Anfang Dezember in der Wohnung einer 88-jährigen Rentnerin. Offenbar hatten sie sich in der Hausnummer geirrt. Berichten zufolge sollen die Polizisten drei Türen aufgerammt, Blendgranaten auf dem Balkon gezündet und die abgeschlossene Schlafzimmertür der Frau gesprengt haben. Wie die Rentnerin erklärt, seien die Beamten aber erschrockener gewesen als sie selbst. “Ich habe erstmal alle gefragt, ob sie Kaffee haben wollen und Weihnachtsgeschirr auf den Tisch gestellt”, zitiert ein Nachrichten-Blog die 88-Jährige.
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Kumpel des Verdächtigen sieht SEK und winkt ihnen zu
Bereits im Juni 2011 haben Düsseldorfer Einsatzkräfte in Köln eine Festnahme so vermasselt, dass wahrscheinlich sogar die Hobby-Ermittelnden aus dem RTL2-Nachmittagsprogramm gelacht hätten. Während die Polizistinnen auf einem Großmarktgelände auf den Zugriff warteten, lief ein Bekannter des Verdächtigten an ihnen vorbei. Und winkte ihnen sogar freundlich zu, bevor er ins Büro des gesuchten Geschäftsmannes lief. Als der Mann bei seiner Rückkehr erneut an den Beamten vorbeilief, soll er sich sogar mit ihnen unterhalten und ihnen vorschlagen haben, sich mal auf einen Drink zu treffen. Der Geschäftsmann flüchtete am Ende in seinem Audi R8. Die überforderte Polizei reagierte mit einem “Notzugriff” und gab mehr als 100 Schüsse auf das fortfahrende Auto ab.
Mit dem Panzer zur Weihnachtsfeier der Hells Angels
Manche fühlen sich krass, wenn sie schon nüchtern mit dem Taxi vor dem Club vorfahren. Andere machen den dramatischen Auftritt mit einem sensationellen Outfit komplett: Das Spezialeinsatzkommando der Düsseldorfer Polizei fuhr im Dezember 2017 im Panzer und in voller Montur bei der Weihnachtsfeier der Hells Angels vor. Die Polizei hatte den Verdacht, dass die Gäste bewaffnet sein könnten. Damit legitimierten sie den rigorosen Eingriff: Die Einsatzkräfte sollen die Einrichtung des Clubhauses verwüstet, die Anlagen der DJs zerstört und mehrere Gäste teilweise schwer verletzt haben, berichtete der Anwalt der Bandenmitglieder. Am Ende hatte sich der Verdacht der Polizei übrigens nicht bewahrheitet.
Berliner Einsatzkräfte fragen Betrunkene nach dem Weg
Auch ein missglückter Einsatz des Berliner SEK hatte im September 2013 schwere Folgen. Eine Frau hatte die Polizei gerufen, weil ihr Partner sie geschlagen und zu Hause Waffen gehortet haben soll. Auf der Straße wartete sie auf die Beamten, Berichten zufolge war sie “stark alkoholisiert”. Dennoch ließen sich die Polizistinnen von der Frau das Fenster zur Wohnung ihres Partners zeigen. Und stürmten sie offenbar, ohne das Klingelschild nochmal zu checken. Das SEK betrat die falsche Wohnung und überraschte einen zu dem Zeitpunkt 21-jährigen Studenten und seine Mutter. Ein Polizeihund griff den Mann an und ließ erst ab, als die Polizisten ihren Fehler bemerken. Der Gebissene musste daraufhin mehrmals operiert werden. Und der eigentliche Verdächtige? Den klingelten die Einsatzkräfte im Anschluss wach. Er war offenbar auf dem Sofa eingeschlafen und hatte von dem Lärm im Haus wahrscheinlich gar nichts mitbekommen.
Berliner SEK will Schwerbewaffnete festnehmen und landet in einer Polizeiübung
Egal ob der Büro-Feueralarm getestet wird oder ein nordkoreanischer Atomwaffen-Angriff: Es ist in jedem Falle nicht schlecht, allen Beteiligten vorher mindestens einmal Bescheid zu geben. Andernfalls ergeht es ihnen wie dem Berliner SEK und seinen Brandenburger Kollegen und Kolleginnen im Jahr 2005. Die Brandenburger hatten am Berliner Bahnhof Rummelsburg einen Einsatz bei einer Geiselnahme im ICE geprobt – allerdings niemandem davon erzählt. Es kam, wie es kommen musste: Menschen riefen die Polizei, weil sie Bewaffnete auf einem Dach rumlaufen sahen. Die Berliner Polizei schlug mit SEK und Präzisionsschützenkommando auf, sperrte die Umgebung ab und bereitete die Festnahme vor. Erst als die Polizisten und Polizistinnen das Bahngelände stürmten, zückten ihre Brandenburger Kolleginnen die eigenen Dienstausweise. Tja.
Mit dem Taxi zum SEK-Einsatz
Wir werfen ungern mit Wandkalender-Sprüchen umher, aber manchmal ist der Weg eben doch das Ziel. Besonders, wenn du gerade als Einsatzkraft der Polizei unterwegs bist und eine Schule von einem vermeintlichen Amoklauf befreien musst. Zwei SEKler aus Köln mussten bei einem Einsatz im Oktober 2014 transportmäßig improvisieren: Weil ihr Auto auf dem Weg zum Einsatz liegen blieb, bestellten sie sich kurzerhand ein Taxi. Damit fuhren sie zu einem Kölner Gymnasium und evakuierten gemeinsam mit den anderen Kräften vorsorglich das Gebäude. Einen Amoklauf gab es am Ende zum Glück nicht. Und auch die Taxifahrt der Beamten soll kein Sicherheitsproblem gewesen sein, erklärte ein Polizeisprecher im Anschluss. Dennoch: Mit dem Taxi zum SEK-Einsatz fahren muss man erstmal machen. Dafür geben wir Props.
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