Wir haben uns betrunken, um ein pflanzliches Nüchternheitsmittel zu testen

Nüchtern sein ist zur Weihnachtszeit eine ganz schöne Herausforderung. Bei den ganzen Bürobesäufnissen, Weihnachtsfeiern und den vielen Gelegenheiten, bei denen man zu Hause sitzt und in eine Flasche Hochprozentiges weint, bleibt einfach nicht mehr so viel Zeit, in der das Blut keinen Promillewert aufweist.

Was also, wenn es eine Möglichkeit gäbe, deine Leber mit einem Chokeslam durch einen brennenden Kneipentisch zu prügeln und dich hinterher blendend zu fühlen? Sober Up, ein flüssiges „Nahrungsergänzungsmittel” in einem kleinen Metallröhrchen, behauptet, dir genau dabei helfen zu können.

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Auf der Website des Produkts heißt es, Sober Up könne „vor, während und nach dem Feiern die geistige Klarheit und körperliche Gesundheit verbessern”, was mir wirklich gelegen kam, denn meiner körperlichen Gesundheit stand eine saftige Abreibung bevor.

Um das magische Elixir auszuprobieren, haben meine Kollegin Leala und ich uns betrunken und dann vor und nach unseren Shots Sober Up einen Alkoholtest gemacht. Als ich mich auf den Weg in die Bar machte, konnte ich schon aus dem Augenwinkel den Nobelpreis sehen, den ich mir mit meinem selbstlosen Einsatz für die Wissenschaft verdienen würde.

Als erstes mussten wir unseren Alkoholpegel testen, bevor wir überhaupt einen Tropfen anrührten. Mein Ergebnis war 0,0, was bedeutet, dass ich fahrtüchtig und im Stande war, schweres Gerät zu bedienen—und mich außerdem so richtig zulaufen zu lassen.

Hier sind wir nach zwei Shots beim Konsum von zwei Gläsern Kronenbourg. Wie mein Gesichtsausdruck erkennen lässt, bin ich gerade dabei, über etwas von immenser Bedeutung zu philosophieren. Wie der Gesichtsausdruck meiner Kollegin erkennen lässt, denkt sie sich gerade: „Mann, erzählt der Typ Scheiße.”

Hier kann man unseren Zustand nach einer weiteren Runde Shots sehen—dazu gab es gleich noch ein Bier für den Herren und den Weißwein des Hauses für die Dame. Im Namen der Wissenschaft muss ich an dieser Stelle anmerken, dass nicht alle Getränke auf dem Tisch von uns waren, sondern von lauten, wütenden, glatzköpfigen Männern hinterlassen worden waren, die anscheinend dort eine Weihnachtsfeier für laute, wütende Glatzköpfe abgehalten hatten. Wie die Bilder unschwer erkennen lassen, bin ich dagegen lediglich ein ruhiger glatzköpfiger Mann.

Nach so viel Wissenschaft war es an der Zeit, Nägel mit Köpfen zu machen und ein paar Zahlen aufzuzeichnen. Wir warteten 30 Minuten, damit der Alkohol sich auch wirklich bis in die hintersten Winkel der Blutbahn verteilen konnte, und machten dann einen Atemtest, um zu beurteilen, wie knülle wir waren. Meine Kollegin brachte es auf 1,2 und ich auf 1,3 Promille, was laut Internet das Stadium ist, in dem es zu „übermäßiger Redseligkeit” und „vorübergehenden Erektionsstörungen” kommen kann. Das Testgerät gab auch praktischerweise ein durchdringendes Piepsen von sich und ließ ein großes gelbes Zeichen mit einem durchgekreuzten Auto aufleuchten. Nicht nur kann ich also keinen Sex mehr haben, ich kann außerdem auch nicht mehr fahren. Danke, dass du es mir noch unter die Nase reibst, Blasgerät.

Es war an dieser Stelle nur sinnvoll, sich auf die Straße zu begeben, um zu sehen, ob wir den polizeilichen Standardtest für Trunkenheit am Steuer bestehen und 30 Sekunden lang wie Vollidioten auf einem Bein stehen konnten. Wie hier zu sehen ist, haben wir beide mit Bravour bestanden.

Wir vor dem Konsum von Sober Up

Wir nach dem Konsum von Sober Up

Jetzt fragst du dich vielleicht, wie dieses Zeug schmeckt. Und ich könnte an dieser Stelle ein paar Hundert Wörter lang über den vollmundigen Geschmack schwadronieren, wobei ich zahlreiche negative Adjektive verwenden könnte. Doch stattdessen möchte ich einfach nur darum bitten, dass du dir ansiehst, was mein Gesicht in diesem Bild so macht. Studiere den Ausdruck wirklich ganz genau. Dort findest du die Antwort.

Laut der Website sollen sich die Giftstoffkonzentration im Körper innerhalb von 30 Minuten nach dem Trinken von Sober Up um durchschnittlich 60 Prozent verringern. So lange haben wir also gewartet und dabei je ein großes Glas Wasser getrunken, wie es in der Anleitung steht und wie es der ekelerregende Geschmack gebietet. Dann haben wir ein weiteres Mal geblasen, um zu sehen, wie viel Alkohol neutralisiert worden war. Ich brachte es auf den niedrigeren Wert von 1,1, vielleicht befand ich mich also auf dem aufsteigenden Ast (IHR WISST SCHON, WEGEN DER SACHE MIT DEN EREKTIONSSTÖRUNGEN). Tja, nur kam meine Kollegin auf beeindruckende 1,4 Promille—also 0,2 mehr als bei der letzten Messung. Das ergibt nicht wirklich Sinn, aber andererseits glaube ich, dass zu diesem Zeitpunkt eigentlich kaum noch etwas Sinn ergab.

Um das ganze fair zu gestalten, beschlossen wir, zurück im Büro noch einen Test zu machen—der Einsatz des Nüchternheitstrunks lag inzwischen eine Stunde zurück. Ich hatte immer noch stolze 1,0 Promille. Das lag immerhin 0,3 unter meinem ursprünglichen Wert. Ich wagte mir vorzustellen, dass meine potentielle Zukunft so glänzend aussah wie mein Kopf in diesem Bild.

Hier sind wir, Sportsfreunde: der Morgen danach. Da ich beschlossen hatte, nach dem Experiment noch ein paar Überstunden für die Wissenschaft zu machen, fühlte ich mich ganz schön wacklig auf den Beinen, als ich ins Büro kam. Als man mir sagte, ich müsse noch eine Portion dieses Zeugs kippen, war ich also dementsprechend missmutig. Doch ich trank es, und bei einem weiteren Atemtest erzielte ich solide 0,8 Promille. Laut Internet ist das der Zustand, in dem man ein „Abstumpfen der Gefühle” und „eingeschränkte Denkfähigkeit” erlebt. Das wirkte zutreffend, denn ich konnte mein Gesicht nicht so wirklich fühlen und war dumm genug, mehr Sober Up zu trinken.

Welche Schlüsse können wir aus dieser gründlichen wissenschaftlichen Studie ziehen? Erstens: Wenn du die Art Person bist, die dumm genug ist, an ein magisches Nüchternheitsmittel zu glauben, dann kann man dir nur Glück wünschen, wenn du erst einmal Autofahren gelernt hast und auf die Welt losgelassen wirst. Oder wenn du Sex hast. Es gibt kein magisches Nüchternheitsmittel. Zweitens: Das einzige Heilmittel für einen Kater ist ein herzhaftes Frühstück, das jede Menge Fett und Öl und Ketchup enthält—und du kannst mir glauben, das schmeckt auf jeden Fall besser als irgendein fragwürdiger Kräutertrunk.