Robert, (Name geändert), 39, seit Anfang 2016 Deliveroo-Kurier
Clemens Melzer, Pressereferent bei der Basisgewerkschaft FAU (Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union)
Deliveroo-Kurier Robert:
"Zwei Kollegen von mir ist mal das Fahrrad in der Schicht geklaut worden, ersetzt hat ihnen das niemand. Ich nehme meins deshalb immer auf der Schulter mit rein. Das Gleiche, wenn Handy oder Fahrrad kaputt gehen: Wir zahlen und Deliveroo ist fein raus. Probleme bekomme ich auch, wenn ich in der Schicht mal einen Platten habe. Entweder ich schaffe es, den in wenigen Minuten selbst zu flicken, oder ich kann Schicht und Aufträge vergessen. Wenn man mit dem Geld plant, ist das schon ein großer Stressfaktor."
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Clemens Melzer von FAU:
Deliveroo-Kurier Robert:
"Wenn Deliveroo jeden Monat mehr und mehr Fahrer beschäftigt, kann ich plötzlich nicht mehr mit fünf, sondern nur noch mit zwei Schichten in der Woche planen. Ich bin auf diesen Job nicht angewiesen, da ich nebenher auch noch in der Gastro arbeite, aber für Fulltime-Fahrer ist das übel. Prinzipiell mag ich den Job, wir sind eine gute Community und auch der Kontakt zu den Restaurants und Kunden ist meistens nett. Klar, manche Kunden sind auch einfach scheiße, aber das ist ja in allen Bereichen der Gastro so: Du schleppst eine 8-Pizzen-Bestellung in den siebten Stock und keiner gibt dir Trinkgeld, weil es eine Sammelbestellung zum Lunch war. Zweimal habe ich mich besonders aufgeregt: Ein Typ, der einen Burgerladen besitzt, hat nach Feierabend mal selbst was bestellt. Klar haben wir uns wiedererkannt. Sein Tip: null. Das war genau so ein schlechter Scherz wie die Lieferung ins Deliveroo-Office hier in Berlin: kein Tip von den Typen, für die du arbeitest. Und dann erzählen dir die Manager, unser Stundenlohn sei nicht so hoch, weil wir ja Kohle durch Trinkgeld machen. Mit den Restaurants ist es aber meistens easy, im Winter bekomme ich auch schonmal einen Gratis-Chai-Tee. Nur zwei, drei wollen nicht, dass man drinnen wartet, total daneben."
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Das sagen die Restaurants:
Der Geschäftsführer eines schwäbischen Restaurants, möchte anonym bleiben:
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Auch für die Forderung, dass Foodora die Ausgaben der Fahrer übernimmt, ihr Datenvolumen und andere Arbeitsmaterialien?Foodora: "Da unsere Rider alle unterschiedliche Provider nutzen, ist die Übernahme des genutzten Datenvolumens schwierig." Man gebe sich aber Mühe, die App so zu verändern, dass sie immer weniger Datenvolumen verbraucht.Deliveroo wollte gar nicht auf die Forderungen eingehen. Stattdessen schickt ein Unternehmenssprecher ein schriftliches Statement: "Deliveroo bietet über 1.000 Fahrradkurieren in Deutschland gut bezahlte Kooperationsmöglichkeiten an, und jede Woche bewerben sich über hundert neue Kuriere […]. Wir sind stets offen für ihr Feedback […]. In einer neuen Umfrage bestätigten uns fast 90 Prozent der Kuriere, dass sie mit der Zusammenarbeit sehr zufrieden sind und uns weiterempfehlen würden.""Für mich ist dieses Statement ein schlechter Witz. Das Machtverhältnis zwischen Firma und Fahrern ist total asymmetrisch. Ich würde auch nicht von gutbezahlten Jobs sprechen, wenn manche Freelancer ausschließlich auf Provisions-Basis arbeiten und am Wochenende und an Feiertagen keine Zuschläge bekommen. Und zu dem Punkt, dass sich wöchentlich Hunderte bewerben? Das ist ja genau das Problem, wir kämpfen jetzt schon um genügend Aufträge und freie Schichten. Genau deswegen fordern wir das Gegenteil: den Einstellungsstopp.Die Feedback-Kultur, von der die Rede ist, kenne ich auch nicht. Vor ein paar Monaten haben wir einen Brief mit 50 Unterschriften an das Büro geschickt. Eine Antwort haben wir bis heute nicht bekommen."Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.