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Steht uns eine Bettwanzen-Epidemie bevor?

Die Biester nerven gerade Frankreich. Wir haben einen Forscher gefragt, wie man sich vor ihnen schützen kann.
Eine gigantische Bettwanze neben dem Eiffelturm in Paris, die Wanzen breiten sich gerade vermehrt aus.
Foto: Getty Images

Niemand mag Bettwanzen. Absolut niemand. Die winzigen Drecksviecher machen sich über dich her, wenn du friedlich schläfst. Ihre Bisse jucken und treten dann auch direkt flächendeckend auf. Tagsüber verstecken sich die Blutsauger in kleinen Ritzen. Haben sie sich einmal in der Wohnung eingenistet, wird man sie nur schwer wieder los. Lange war es relativ still um die Krabbeltiere, aber jetzt feiern sie ein Comeback.

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Vor allem in Frankreich sind Bettwanzen gerade ein großes Thema. Sie scheinen dort einfach überall zu sein: in öffentlichen Verkehrsmitteln, Kinos und deinen Albträumen. Die Hauptstadt Paris ist offenbar besonders betroffen, wie zahlreiche eklige Fotos und Videos zeigen.


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Ende September bemühten sich französische Behörden darum, die Ängste und Sorgen der Bevölkerung zu beschwichtigen. Denn natürlich bereiten diese kleinen ovalen Blutsauger den Menschen Ängste und Sorgen. Der französische Verkehrsminister Clément Beaune schrieb auf X, dass er die Betreiber der öffentlichen Verkehrsmittel zusammenbringen werde, um die Bevölkerung über die neuesten Anti-Wanzen-Maßnahmen zu informieren.

Dabei hatte die französische Regierung bereits 2020 eine Kampagne gestartet, um die Ausbreitung der Plagegeister einzudämmen. Geholfen hat das offenbar wenig. Drei Jahre später sind Bettwanzen immer noch ein wichtiges Thema in der französischen Politik. Und die Zeit drängt tatsächlich: 2024 finden die Olympischen Sommerspiele in Paris statt.

James Logan ist Professor für medizinische Insektenkunde an der London School of Hygiene and Tropical Medicine und CEO des Unternehmens Arctech. Er sagt, es gebe mehrere Gründe, warum Bettwanzen häufiger vorkommen. Der Klimawandel sei ein Faktor. "Die meisten Insekten vermehren sich besser, wenn es wärmer ist. Wenn es also mehr warme Monate pro Jahr gibt, können sich auch die Insekten besser vermehren."

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Insbesondere die Bettwanzenpopulationen wachsen in vielen Regionen der Welt, sagt Logan. "Das liegt auch am weltweiten Reiseaufkommen. Insbesondere seit Ende der Pandemie bewegen sich die Menschen viel mehr durch die Welt, als sie das vor ein paar Jahren noch gemacht haben."

Außerdem seien Bettwanzen widerstandsfähiger gegen Insektizide und andere giftige Chemikalien geworden, mit denen man sie früher bekämpft hat. Der Forscher macht auch die wachsende Beliebtheit von Gebrauchtmöbeln für die zunehmende Verbreitung verantwortlich.

Die Situation in Paris sei aber nicht unbedingt schlimmer als an anderen Orten. "Ich habe keine wissenschaftlichen Daten gesehen, die das nahelegen", sagt Logan. "Bettwanzen gibt es überall, und es werden immer mehr. Es ist also nicht überraschend, dass es sie in einer Stadt wie Paris gibt."

Der Forscher vermutet, dass ein Teil der Aufregung um die Viecher mit der anstehenden Olympiade zu tun hat. "Vielleicht hat Paris aber auch nur etwas Pech und es gibt dort gerade wieder einen Anstieg."

Aber was kann man tun, um sich vor Bettwanzen zu schützen? Und stehen Düsseldorf, Graz, Zürich, Berlin oder Rostock bald ähnliche Plagen bevor? In öffentlichen Verkehrsmitteln könnte man theoretisch Insektenspray benutzen, aber bevor du dich jetzt panisch jeden Morgen eindieselst: Logan sagt, dass die Gefahr, in der U-Bahn einer Bettwanze zu begegnen, sehr gering sei – selbst in einer Stadt wie Paris.

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"Wenn du auswärts übernachtest, zum Beispiel in einem Hotelzimmer, stellst du dein Gepäck am besten nicht auf den Boden", sagt Logan. "Lass die Koffer und Taschen immer geschlossen, damit nichts reinkrabbeln kann. Auf diese Weise gelangen diese Tiere nämlich mit zurück zu dir nach Hause."

Außerdem solltest du deine Klamotten nicht auf dem Boden liegen lassen. Sollten sie doch dort gelandet sein, kontrollier sie. "Besonders an den Nähten, stell sicher, dass sich dort nichts versteckt." Falls du in deinem Hotelzimmer eine Bettwanze entdeckst, solltest du unbedingt nach einem neuen Zimmer fragen.

Für das absolute Worst-Case-Szenario – du hast die Viecher mit zu dir nach Hause gebracht – hat Logan nur einen Ratschlag: Ruf die Schädlingsbekämpfung. "Es ist wichtig, die Tiere so schnell wie möglich zu finden und dann dafür zu sorgen, dass sie entfernt werden. Das gelingt mit Abstand am besten, indem man einen professionellen Schädlingsbekämpfer ruft." 

Eine gute Nachricht gibt es dann doch: Bettwanzen übertragen keine Krankheiten, aus medizinischer Sicht sind ihre Bisse nur nervig und sehen nicht schön aus. Laut James Logan leben wir ohnehin in einer Insektenwelt und müssen lernen, damit schlauer umzugehen. "Wir werden sie nie loswerden, also müssen wir herausfinden, wie wir uns am besten vor ihnen schützen können." Er und sein Team bei Arctech arbeiten aktuell an einer Falle, die die Bettwanzen mithilfe von Pheromonen anlockt. 

Logan warnt, dass die Erderwärmung Einfluss auf die Insektenpopulation haben wird. "Bettwanzen gäbe es auch so, aber ihr Bestand wird durch die steigenden Temperaturen wahrscheinlich größer. Das gilt auch für andere Insekten, die uns wirklich Grund zur Sorge machen sollten, wie Mücken." 

Bereits jetzt hat sich die Tigermücke, die das Dengue-Virus übertragen kann, bis nach Deutschland ausgebreitet. Im Mittelmeerraum – zum Beispiel in Frankreich, Italien, Spanien und Kroatien – gab es bereits vereinzelte Ausbrüche von Dengue-Fieber. "Das ist vielleicht ein Vorgeschmack auf das, was uns noch bevorsteht."

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