Die schlimmsten Aussagen aus der ÖVP-Zeit von Marcus Franz

Das dürfte sich Reinhold Lopatka anders vorgestellt haben. Marcus Franz bringe „zusätzliche Expertise” in den ÖVP-Klub, verkündete der Klubobmann im Juni 2015. Lopatka, der die ÖVP „jünger, weiblicher und moderner” machen wollte, glaubte wohl, Franz passe in dieses Bild. Mit welcher dieser drei Eigenschaften war damals schon unklar.

Im verbalen Ausrutschen ist Marcus Franz jedoch offenbar genauso talentiert wie sein ehemaliger Chef, Franz Strohsack aka Stronach. Am Dienstag nahm der gelernte und studierte Internist nach einer heftigen Rüge von Lopatka semi-freiwillig seinen Altherrenhut und verließ die ÖVP, wie Der Standard berichtet. Hier ein paar Beispiele, die nicht unwesentlich zu seinem Abschied beigetragen haben dürften.

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Er hat seine Frau Durch Pograpschen kennengelernt

Mit diesem Tweet assoziiert man ihn, den Arzt, der stolz auf der Heute-Titelseite erzählt, bei seiner Frau gleich „medias in res” gegangen zu sein. Veni, vidi, wäh!

Homosexuelle und Kinderlose sind „amoralisch”

„In Ihrem Wertegerüst: Ist Homosexualität amoralisch?”, fragte profil und Franz antwortete: „Wenn ich strenge Moralmaßstäbe anlege, ist es mit Sicherheit amoralisch, wiewohl es in den Genen steckt.” An einer anderen Stelle im Gespräch ergänzte Franz außerdem, „freiwillige Kinderlosigkeit ist aus meiner Sicht [auch] amoralisch.”

Reichen solche Aussagen für einen Parteiausschluss in der ÖVP? Nope. Franz tätigte sie bereits, bevor er wechselte. Die ÖVP nahm ihn trotzdem, Lopatka: „Ich möchte nicht zulassen, dass Franz auf ein, zwei Aussagen reduziert wird.” Wenn es doch nur bei ein, zwei Aussagen geblieben wäre …

Hitler, der „Linksextremist” und die Gebärdensprache, eine „Prothese”

Nach einem Monat bei der ÖVP twitterte Franz: Hitler war ein „Linksextremist”—zumindest wäre er das aus seiner Sicht der politischen Sphäre.

Ein halbes Jahr später meint er, dass die Gebärdensprache eine „Prothese” für einen „Mangel” darstellt. Der Klubobmann muss sich auf Twitter für seinen Abgeordneten entschuldigen—nicht zum letzen Mal.

Merkel ist kinderlos und deshalb …

Auf dem superseriösen Fisch+Fleisch-Blog erkundete Franz tiefenpsychologisch die Motive für Angela Merkels Handeln, was sich im Volltext dann so liest:

„Frau Merkel will als die metaphorische “Mutti” des Staates das negative Faktum der nicht vorhandenen oder zu wenigen eigenen Kinder mit der Einbringung vieler, vieler junger Migranten wieder gut machen. Sie schafft damit für die kinderlose Gesellschaft die Kompensation eines Mangels. Die nie geborenen eigenen Söhne werden dazu aus dem Orient geholt und deren Ankunft wird zunächst einmal gefeiert wie eine echte Geburt.”

Das war allem Anschein nach selbst den Schwarzen zu viel. Der Rausschmiss erscheint dennoch scheinheilig. Lopatka hatte sich nach eigenen Angaben die Reden und Arbeiten von Franz vor seinem Wechsel bereits angeschaut. Er musste wissen, wie Franz weltanschaulich tickt. Der Wannabe-Frank-Underwood hatte mit Marcus Franz hoch gepokert. Und hoch verloren.

Christoph auf Twitter: @Schattleitner