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Fünf Dinge, die wir in der Zeitschrift 'Friedhofskultur' über den Tod gelernt haben

Zum Beispiel wie das schönste Grab aussieht und warum tote Menschen Bäume umbringen können.

Friedhofskultur. Diesen Monat: "Der Friedhof der Zukunft"

Sterben müssen wir alle. 2015 gab es in Deutschland 925.239 Todesfälle, in Österreich waren es schätzungsweise 82.500. Im Jahr, so Schätzungen, setzt die Bestattungsbranche über fünf Milliarden Euro mit Särgen, Urnen, Kühltruhen, Blumenkränzen, Friedhofplanungssoftware und ähnlichem um. Ableben kann sich also durchaus lohnen, zwar nicht für den Ablebenden, aber für die Milliardenindustrie. Deswegen ist es auch eigentlich nicht überraschend, dass es eine eigene Fachzeitschrift gibt, die ausschließlich dem deutschen Friedhofswesen gewidmet ist: die Friedhofskultur. Sogar dieösterreichische Bestatterbranche wurde in diesem Fachmagazin bereits thematisiert.

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Diese Zeitschrift gibt es nicht erst seit gestern, sondern seit immerhin 106 Jahren, herausgegeben vom Verband der Friedhofsverwalter Deutschlands. In den vergangenen 106 Jahren gab es ein paar Namensänderungen, sowohl bei Zeitschrift als auch Verband und trotzdem erschien sie kontinuierlich weiter.

Das Hochglanzmagazin mit immerhin 48 Seiten erscheint monatlich, wird per Abo vertrieben und kostet pro Ausgabe stolze 18,20 Euro. Die Zielgruppe besteht aus allen, die auf die ein oder andere Weise mit Friedhöfen zu tun haben: Friedhofsverwalter und Gärtner, Bestatter, Landschaftsplaner und -architekten oder Steinmetze. Wir haben uns zwei Ausgaben angesehen, um rauszufinden, was in der Friedhofsszene gerade so abgeht. Wir haben einiges über den Tod gelernt.

Tomatenanbau auf dem Friedhof ist umstritten

In Neuburg an der Donau hat eine Frau Tomaten auf dem Grab ihrer Großeltern angebaut. Hauptsächlich als Andenken an die beiden, weil sie zu Lebzeiten ihrer Großeltern viel Zeit mit ihnen im Garten und eben vor allem mit dem Anbau von Tomaten verbracht hat. Was eigentlich eine herzallerliebste Geschichte sein könnte, passt der zuständigen CSU-Stadträtin überhaupt nicht (man möchte sagen: natürlich). Die Dame befürchtet, dass der Neuburger Friedhof zu einem Schrebergarten verkommen könnte. Nach langen Diskussionen wurden die Tomaten allerdings akzeptiert, wenn auch mit der Auflage, dass sie auf keine anderen Gräber überwuchern dürfen.

Es gibt eine Wahl zum schönsten Grab Frankfurts

Offenbar wählten 6.000 Besucher am Tag des Friedhofs (18. September, gleich noch was gelernt) das schönste Frankfurter Grab. Die Abstimmung erfolgte verknüpft mit einem Gewinnspiel. Das Gewinnergrab hat das Thema Mondlandung und es steht eine kleine Rakete drauf. Platz zwei hatte das Thema "Flowerpower", Platz drei "Musikgrößen". Leider erfährt man in der Zeitschrift nicht, wer unter diesen Meisterwerken liegt.

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Totenasche ist nicht gut für die Umwelt

Menschliche Asche ist ziemlich belastet, vor allem mit Chrom. Dafür ist nicht unbedingt der Lebenswandel des Toten verantwortlich, sondern erodierender Chrom in den Drehplatten der Krematoriumsöfen. Gerade wenn also Asche in Friedwäldern (der offizielle Name für Grabstätten im Wald) bestattet wird, liegen die Überreste mehrerer Toter (jeweils zwischen 2,5 und 3 Kilo) um einen Baum herum. Dann geht es insgesamt um mehrere Tausend Kilo Asche auf einem relativ kleinen Areal. Davon abgesehen kann durch die Asche auch noch der pH-Wert im Waldboden verändert werden. Die Konsequenz: Baumsterben durch Menschensterben.

Pokémon Go darf man auf Friedhöfen spielen

Joggen und/oder Pokémon Go auf dem Friedhof? Themen, über die man sich bei Friedhofskultur Gedanken macht. Darf man joggen oder ist das pietätlos, und was ist, wenn du ein Lavados auf dem Nachbargrab entdeckst? Die Friedhofsprofis sehen das überraschend entspannt. Grundsätzlich ist alles in Ordnung, solange man damit niemanden stört.

Es gibt Werbung für wirklich alles

Friedhofsbagger ("Starke Technik für schmale Wege"), Urnenwandsysteme, Nebeleffektschalen, Kunstrasen, pietätvolle Kühlvitrinen (besonders personalsparend durch 1-Mann-Bedienung), Software für die moderne Friedhofsverwaltung und so weiter.

Zugegebenermaßen wird die Friedhofskultur nicht unbedingt zu unserem Lieblingsmagazin werden oder in absehbarer Zeit auf unseren Nachttischen liegen, damit wir vorm Schlafengehen was Entspanntes zum Schmökern haben. Aber immerhin können wir alle sichergehen, dass die Friedhofsbranche gut informiert bleibt. Auf die nächsten 106 Jahre!