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Gesundheit

Die Blasenentzündung ist der Donald Trump unter den Krankheiten

Alle kennen sie, viele leiden unter ihr. Aber anstatt zu hoffen, dass sie bald wieder weg ist, sollten wir sie bekämpfen. Also ruft alle: Make Bladders great again!
Höschen: Westend | imago || Bearbeitung: VICE

Die Blasenentzündung ist so unberechenbar, wie Donald Trumps Twitter-Account. Sie ist mal mehr, mal weniger heftig und eskaliert genau dann, wenn man es überhaupt nicht gebrauchen kann.

Du lachst und denkst, dieses Thema ist höchstens einen Tweet wert? Nein, denn eine Blasenentzündung regiert Schätzungen zufolge 50 Prozent aller Frauen mindestens einmal im Jahr. Politiker und Politikerinnen würden das eine absolute Mehrheit nennen. Und obwohl die Zystitis, so der medizinische Fachbegriff, viele Opfer fordert (schwindende Arbeitskraft, fehlende Lebensfreude, keine Motivation, das Bett überhaupt zu verlassen), steht ihre Bekämpfung in keinem Parteiprogramm. Deshalb sollten wir das selbst in die Hand nehmen und dafür sorgen, dass sie in diesem Winter nicht wieder die Weltherrschaft an sich reißt.

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"Du wäschst dich nicht richtig!" – Tipps wie diese sind nicht die Lösung des Problems. Auch wenn das meist die Top-Antwort auf die Frage "Was tun bei einer Blasenentzündung?" bei Jodel ist.

Die Blasenentzündung ist laut Daniela Schultz-Lampel, Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Urologie, immer noch "eine Volkskrankheit", die besonders Frauen beherrscht. "Es bekommen definitiv mehr Frauen eine Blasenentzündung. Ihre Harnröhre ist kürzer, dadurch können sich Bakterien schneller einnisten", sagt Schultz-Lampel gegenüber VICE.

Besonders junge Mädchen bekommen die erste Zystitis nach dem ersten Mal Sex. Aber auch andere Risikofaktoren spielen eine Rolle.

Sie packt dich zum Beispiel, wenn du im Synthetik-Höschen und kurzem Rock ewig auf einer kalten Parkbank auf deine Freundin gewartet hast. Obwohl deine Mutter dir gesagt hast, du sollst dich wärmer anziehen (sie hat Recht). Oder weil dich dein Freund beim Sex erst anal und dann direkt vaginal befriedigt hat, und so Darmbakterien dahin gelangen, wo sie nicht hingehören. Ja, dazwischen irgendetwas abzuwischen ist semi-erotisch, wäre aber hilfreich. Merkt euch das, liebe Männer. Oder du hast eine übertriebene Intimhygiene und schrubbst dich nach jedem Klogang mit zu viel Seife ab. Die Bakterien freuen sich über deine ruinierten Schleimhäute.


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Um effektiv gegen Blasenentzündungen anzukämpfen, muss man weder investigativ Urologen befragen, noch jedes Präparat der Pharmaindustrie einschmeißen. Man kann tatsächlich durch Tipps im Internet scrollen. So banal wie diese sind, ist die Krankheit oft selbst. Und das muss ein Ende haben. "Eine richtige Aufklärung kann tatsächlich dafür sorgen, dass weniger Frauen unter einer Zystitis leiden", sagt Schultz-Lampel. "Und wenn es nur ganz einfache Maßnahmen sind, wie dass man nach dem Sex direkt auf die Toilette gehen sollte. Das kann man nicht oft genug sagen.”

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Hier ein kleiner Guide, der dich durch die kalte Jahreszeit bringt und deine Blase wieder stark macht:

Trinken, trinken, trinken

Im Sommer strömt dir der Schweiß das Gesicht runter, deshalb schüttest du alles an Flüssigkeit in dich hinein, das du finden kannst. Im Winter ist das nicht der Fall. Deshalb ist eine geringe Flüssigkeitszufuhr oft der Grund, warum die erste Blasenentzündung nicht lange auf sich warten lässt. Damit es gar nicht erst soweit kommt, solltest du: genug trinken. Falls du doch eine Zystitis hast, dann hilft ein Mix aus Cranberrysaft, Wasser und Blasentee.

Wärme, Wärme, Wärme

Nicht nur du merkst, dass es kalt geworden ist. Sondern auch deine Harnröhre. Zu Hause hilft vielleicht noch eine Wärmflasche, die du dir in die Hose stecken kannst. Aber spätestens wenn dir im Bus jemand einen Platz anbietet, weil er denkt, du seist schwanger und dann eine feuchtwarme Gummiflasche auf den Boden platscht, würde auch noch dein Gesicht brennen, wenn auch nur vom Erröten.

Deshalb achte drauf, dass du dich dick genug anziehst und nicht in kalten Ecken rumlungerst. Deine Mutter wird das freuen.

Ruhen und schlafen

Das klingt wie ein Rat für Babys, die gerade zahnen. Aber tatsächlich ist ein ohnehin geschwächtes Immunsystem noch anfälliger, wenn du Stress hast oder nicht genug schläfst. Deshalb verschieb alles, was du heute kannst besorgen, doch bitte auf morgen und leg dich oft genug ins Bett.

Nach dem Sex aufs Klo

Wenn du eh schon im Bett liegst und dich mit deinem Freund oder der Freundin austobst, dann geh danach direkt auf die Toilette. Laut Schultz-Lampel ist es wichtig, Darmbakterien, die gerade deine Harnröhre hochklettern, direkt auszuspülen. Somit verminderst du das Risiko, am nächsten Morgen mit schmerzverzerrtem Gesicht zur Toilette zu sprinten, enorm. Wenn es schon zu spät ist, dann meide etwas Sexy Time, um schneller fit zu werden. Achja und merke: Grab keine Pussy mit dreckigen Händen.

Nimm nicht dauernd Antibiotika

"Das erste unangenehme Drücken und Brennen kann mit Ibuprofen behandelt werden", sagt Schultz-Lampel. Ansonsten gibt es auch ein Einmalantibiotikum als Granulat, das dir Hausärzte verschreiben können. Wenn du nur eine Blasenentzündung hast, ohne viel drum herum, dann schluck nicht dauernd Antibiotika. Auch wenn dir unseriöse Foren-Doktoren prophezeien, dass du bestimmt eine schlimme Nierenerkrankung hast und dich besser sofort auf die Warteliste für eine Spenderniere setzen lassen solltest.

Lass es sein, du entwickelst sonst eine Resistenz gegen das Mittel und musst dauernd andere nehmen – und als Nebenwirkung gibt es oft eine gratis Pilzinfektion.

Wenn es blutet, geh zum Arzt

Wenn du nicht nur dauernd das Gefühl hast, du pinkelst dich jeden Moment ein, sondern auch noch Blut im Urin findest, dann geh zum Arzt. Geeignet sind ein Urologe, dein Hausarzt oder deine Gynäkologin. "Wer mehr als zweimal im Jahr, oder noch häufiger, an einer lang andauernden Zystitis erkrankt, sollte sich bei seinem Arzt testen lassen, um die Ursache dafür zu finden", sagt Schultz-Lampel. Von einer Geschlechtskrankheit bis zum schlimmsten Fall, des Nierenversagens, ist dann tatsächlich nichts ausgeschlossen. Lass dich bitte untersuchen.

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