Daten kennen keine Grenzen. Das zeigt sich nirgendwo deutlicher als im internationalen Internetverkehr. Doch es gibt ein Land, durch das unsere Daten besonders häufig geleitet werden: durch die USA, und damit potenziell auch durch die Abhörstationen der NSA. Dank des interaktiven Mapping-Tools Internet Exchange Mapping (IXmaps) kann jeder mit ein paar Klicks nachverfolgen, welche Strecken die eigenen Daten durchs Internet zurücklegen – und an welchen Punkten sie abgehört werden können.
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Das kanadische Karten-Tool IXmaps zeigt dazu die Traceroutes auf, die unsere Daten zurücklegen. Und das sind in den allermeisten Fällen keine direkten Wege. Um von A nach B zu gelangen, passieren die Daten verschiedene Internetknotenpunkte: Anlagen, in denen die Daten der wichtigsten Internetleitungen zusammenlaufen und weiterverteilt werden. Nicht zuletzt durch die Snowden-Enthüllungen wissen wir, dass die NSA in einigen dieser Gebäude Abhörposten eingerichtet hat und somit problemlos alle Daten mitlesen kann, die durch diese Punkte laufen.
IXmaps zeigt auf der Karte, durch welche dieser Knotenpunkte deine Daten laufen könnten; also an welcher Stelle sie leicht abgehört werden könnten. Ziel der Karte ist es, „die geheimen, gefährlichen und oftmals illegalen Überwachungsmethoden aufzuzeigen, die immer alltäglicher werden”, erklärt der Gründer der Seite, Professor Andrew Clement, gegenüber Motherboard.
Die aktuelle Version von IXmaps wurde in Zusammenarbeit mit OpenMedia, der kanadischen Internet-Registrierungsstelle (CIRA) und dem Büro des kanadischen Datenschutzbeauftragten erstellt. Das Projekt ist seit 2008 in Arbeit und befindet sich momentan in der Beta-Phase.
Laut Clement kann die NSA den gesamten Datenverkehr abhören, der die Abhörpunkte in den USA passiert. Momentan sind auf der Karte 18 US-amerikanische Städte verzeichnet, in denen NSA-Abhörstationen bestätigt wurden oder vermutet werden. Außerdem sind in der Karte jene Anlagen gekennzeichnet, die im Verdacht stehen, den Datenverkehr zu überwachen, wie beispielsweise Standorte von AT&T und Verizon.
Die Daten des kanadischen Tools konzentrieren sich vor allem auf Nordamerika, aber auch deutsche Nutzer können den Webtraffic anhand der Karte nachverfolgen. Über die Quick Search lassen sich bereits gespeicherte Routen, die von der eigenen Stadt ausgehen oder über den eigenen Internetanbieter laufen, nachvollziehen. So sieht man beispielsweise, dass eine Verbindung von Berlin zu paypal.com zwar nicht über einen NSA-Posten, aber immerhin über einen AT&T-Knotenpunkt in London führt, der verdächtigt wird, dass er auch der Überwachung dienen könnte.
Eine andere Traceroute in der Datenbank springt auf dem Weg von Berlin zur Internetpräsenz der Universität Kapstadt wie ein Pingpong-Ball über den Atlantik und passiert dabei gleich zwei vermeintliche NSA-Stationen in Washington DC und Atlanta.
Die Datenbank von IXmaps wird ständig erweitert. Wer selbst für mehr Transparenz im Netz sorgen möchte, kann anonym seine eigenen Datenrouten zum Projekt beisteuern.