Yung Hurn mit dem besten “Hangover”-Interview 2017

“Come on, that’s so 2007. Und das beim Schweizer Rundfunk?” – schon zu Beginn des Video-Interviews zeigt Yung Hurn, dass die nächsten Minuten alles andere als Shisha-Atmosphäre mit munterer Phrasen-Drescherei werden. Seine Kritik an der Idee der Interviewerin, einen 100-Sekunden-Clip aus seinen Antworten zu machen, lässt diese nur entgeistert die Arme heben. Was folgt, ist ein so großartig unkoordiniertes Interview, bei dem wohl auch Falco anerkennend mit der Zunge geschnalzt hätte.

Yung Hurn spielt mit seinem Fußball der Luxusmarke MCM, ahmt ihren Schweizer Dialekt nach, lacht nach einer Antwort in sich rein und fragt plötzlich eine andere Person im Raum: “Wie viel verdient sie im Monat?” Kein Respekt vor dem Gesprächspartner, unangenehm für alle Beteiligten – außer Yung Hurn, dem es offensichtlich ein bisschen zu blendend geht. Macht aber alles nix irgendwie. Munter erzählt der Rapper spontan eine Anekdote, springt ein paar Mal auf und ab und beantwortet dann die Frage nach seinem Lieblingsdrink mit: “Wasser, weil das ist das Gesündeste auf der Welt.”

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Video-Interviews mit Yung Hurn gibt es nur wenige. Das könnte daran liegen, dass der Wiener keine Lust hat, die totgetrampelten Wege einer normalen Promo-Maschinerie zu gehen und sich vor jede Kamera zu hocken, um dann eine quälende Stunde lang Themen abzuhaken. Weniger quatschen, mehr die eigene Kunst für sich sprechen lassen. Auch als wir 2015 mit ihm drehten, weigerte er sich mitunter beharrlich, irgendwelche Erwartungen zu erfüllen – was das Verlangen anderer, ihn vor eine Kamera zu zerren nur noch verstärkt haben dürfte.

Das sowieso schon konstruierte Gespräch eines normalen Interviews wirkt umso künstlicher, da die Moderatorin von SRF Virus Hurn ohne Reaktion auf seine Antworten Fragen zuwirft und ihn verwirrt laut grübeln lässt. Es fühlt sich ein bisschen so an, als würde man ein Tier im Zoo anstarren und immer wieder gegen das Fenster klopfen, damit es irgendwas macht. Hurn selbst (der im Infotext des Videos als “eine Art hyperaktives Kind” beschrieben wird) fasst die komplette Situation ganz treffend zusammen, wenn er auf die Frage antwortet, wie ernst er die Leute im Raum nehmen würde: “Ihr nehmt mich doch auch nicht ernst.” Vielleicht ist das hier zufällig und unfreiwillig eines der besten Musikerinterviews 2017. Die Messlatte liegt jetzt jedenfalls verdammt weit oben!

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Checkt hier Yung Hurns neues Video zu “Ok Cool”:

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