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Der VICE Guide zum Überleben in Österreichs Städten

Der VICE Guide zum Überleben in Wels

Lösch deine Erinnerung daran, dass du bei der "School’s Out" Party 2012 das ganze Klo im Fifty vollgekotzt hast. Sei dankbar, dass immer noch niemand den Schlachthof abgerissen hat. Bete, dass Matteo Salvini nicht noch einmal eingeladen wird.
Grafik für den VICE-Guide zu Wels
Grafik: VICE Media

Wels ist eine dieser Städte, bei der man sich beim Durchfahren denkt: "Wow, es ist ziemlich hässlich hier." In Städten wie St. Pölten kann man solche Gedanken darauf zurückführen, dass man die schönen Ecken einfach nicht kennt. In Städten wie Wels kann man solche Gedanken darauf zurückführen, dass es die schönen Ecken nicht gibt.

Alle, die die Stadt irgendwann verlassen haben, um ihr Glück an einem Ort zu versuchen, an dem es keinen FPÖ-Bürgermeister gibt, sind sich einig: Das beste an Wels ist die Tatsache, dass es an der Westbahnstrecke liegt und man die Stadt so alle 15 Minuten verlassen kann.

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Wels von oben

Willkommen in Wels (Foto: Valerie Holter)

Falls du trotzdem in Wels lebst und gerade wütend in dein Handy schaust, weil du mal wieder keinen Parkplatz neben der FH gefunden hast und mit traurigem Blick an deine glorreichen Zeiten im Fifty denkst, dann bist du hier richtig. Wir haben die wichtigsten Überlebenstipps für Welserinnen und Welser gesammelt.

Kulinarik:

  • Es gibt kein so richtig ikonisches Restaurant in Wels, aber dafür drei McDonald’s.

  • Okay, das indische Restaurant am Stadtplatz ist wirklich gut.

  • Wenn du bei McDonald's nicht auffallen willst, dann komm mit dem Moped.

    • Wenn du im Sommer Eis essen willst, dann geh zu Il Gelato oder Costantin.

    • Wehe du gehst an einem Tag zu Il Gelato und am anderen zu Costantin, du hast dich für eine Seite zu entscheiden.

    • Den besten Punsch gibt es im Haas.

    • Die freundlichsten und lustigsten Kellner servieren beim Knödelwirt.


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    Nachtleben:

    • Beim Spar am Bahnhof kannst du bis 21 Uhr Getränke zum Vorglühen kaufen. Also am Freitag. Am Samstag hat er nämlich zu.

  • Man kann nicht über das Welser Nachtleben reden, ohne das ehemalige Fifty-Fifty zu erwähnen.

  • Gehör nicht zu den Menschen, die nostalgisch davon erzählen, wie sie vor mehr als einem halben Jahrzehnt ihre 4youCard gefälscht haben, um mit 15 ins Fifty reinzukommen.

  • Erinnere dich NICHT an die speziellen Rabatt-Aktionen im Fifty, bei denen man einen gratis Drink bekam, wenn man sein Gegenüber an der Bar küsste.

  • Niemand möchte hören, wie du dich damals am Parkplatz vor dem Fifty so hart geprügelt hast, dass die Polizei kommen musste.

  • Lösch deine Erinnerung daran, dass du bei der "School's Out" Party 2012 das ganze Klo vollgekotzt hast.

  • Sei stattdessen dankbar dafür, dass das Fifty 2014 Pleite gegangen ist, es war der schlimmste Club, der je existierte.

  • Dort, wo früher das Fifty war, ist jetzt das Feeling.

  • Geh nichts ins Feeling, die Türsteher sind immer noch genau so schrecklich wie früher im Fifty.

  • Wundere dich nicht, wenn zweimal im Jahr die ganze Stadt Dirndl und Lederhose trägt. Das heißt nur, dass wieder Volksfest-Zeit ist.

  • Falls du dich fragst, ob beim Volksfest tatsächlich halb Oberösterreich betrunken durch Wels geistert: ja. Zieh dir ein Dirndl an, trink sieben Bier, sag ein paar Mal "Ma oida voi geil" und du wirst nicht auffallen.

  • Die Galeriebar ist das neue Grande Dame. Wenn du durchgehst, dann schau immer auf den Boden, ansonsten kann es passieren, dass du über die Schultaschen der Gäste stolperst.

  • Wenn man "Clubs Wels" googlet, findet man nur Szene1-Fotos von der Eröffnungsparty des Orange Clubs aus 2015.

  • Falls dich diese Fotos (aus welchem Grund auch immer?!) dazu inspirieren, in den Orange Club zu gehen, dann ist das eher blöd, denn den Orange Club gibt es nicht mehr.

  • Geh am besten gar nicht in Wels fort, denn die Wahrscheinlichkeit, dass das jeweilige Lokal von einem Tag auf den anderen geschlossen wurde, ist ziemlich hoch.

  • Infrastruktur:

    • Natürlich hasst auch in Wels jeder die Busverbindungen, also hasse sie auch du.

    • Hasse sie besonders an Sonn- und Feiertagen.

    • Besorg dir ein Auto, aber stell dich darauf ein, dass deine Beziehung zu ihm zwiegespalten sein wird.

    • Wels ist eine einzige Einbahn und du wirst dich mindestens dreimal verfahren, bis du endlich die heiß ersehnte Stadtausfahrt gefunden hast.

    Kultur:

    • Es gibt den Schlachthof und das Medienkulturhaus.

    • Sei dankbar, dass der Schlachthof immer noch nicht abgerissen wurde.

    • Kein Mensch, der nicht im Rahmen eines Schulausfluges dazu verpflichtet war, hat jemals das Welios besucht, also lass es auch du sein.

    • Geh weiter zum nächsten Punkt, mehr gibt es hier nicht zu lesen.

    Freizeit:

    • Im Sommer entspannst du dich am besten am Traunufer, das ist zwar nicht wie die Donaulände in Linz, aber es ist das beste bisschen Natur, das du bekommen kannst.

    • Man kann am Traunufer auch laufen gehen.

    • Ja, auch dieser Punkt ist hier vorbei.

    Traun Wels

    Es ist nicht alles schlecht an Wels (Foto: Valerie Holter)

    Politik:

    • Wels ist eine FPÖ-Hochburg, also gib Menschen Konter, wenn sie rassistisch sind.

    • Versuche nicht zu weinen, wenn dir wieder einfällt, dass Wels die größte österreichische Stadt unter FPÖ-Regierung ist.

    • Habe immer Taschentücher dabei, falls du trotzdem weinen musst.

    • Sei dankbar dafür, dass Matteo Salvini die Einladung des Welser Bürgermeister Andreas Rabl, in Wels Urlaub zu machen, nicht angenommen hat.

    • Bete dafür, dass Rabl Salvini nicht noch einmal einlädt.

      Sonnenuntergang Wels

      Kein Sonnenuntergang täuscht über die Gebäude hinweg. (Foto: Valerie Holter)

      Sonstiges:

    • Wenn du ein Geschäft in der SCW suchst, schau am besten vorher nach, ob es wirklich noch existiert, denn genauso wie die Lokale, tut es das wahrscheinlich nicht.

    • Junge Menschen sind meistens nur in Wels, um ein nerdiges MINT-Fach an der FH zu studieren. Lächle und tu so, als ob du Ahnung von Process Engineering hättest, wenn sie zu sprechen beginnen.

    • Alle Studierenden sind sich einig, dass das schlimmste an der FH ihr Standort ist. Nein, damit ist nicht gemeint, dass ihre Lage innerhalb der Stadt so blöd ist, es liegt einfach nur daran, dass sie in Wels ist.

    • Weil niemand von diesen jungen Menschen in Wels wohnen will, pendeln alle. Stell dich darauf ein, dass du dein Auto verfluchen wirst, während du dich um 7:05 Uhr mit einem Studienkollegen um den letzten Parkplatz in FH-Nähe prügelst.

    • Spar dir Geld an. Du wirst es brauchen, um die ganzen Strafzettel zu bezahlen, die du bekommst, weil du dich natürlich nicht geprügelt hast, sondern dein Auto mal wieder in der Kurzparkzone steht und du vergisst, alle 90 Minuten die Parkuhr neu zu stellen.

    • Es kann sein, dass sich Kinos hier in Reitsportmärkte verwandeln. Sei nicht überrascht. Nimm es hin und kauf dir Zaumzeug statt einen Film anzusehen.

    • Es stimmt, was die Leute sagen: In Wels ist mehr schlecht als gut.

    • Schreib unter diesen Artikel einen wütenden Facebook-Kommentar, dass es nicht Wels heißt, sondern Wöööööös.

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