Menschen

Wir haben Leute gefragt, welche Nachrichten sie ihren Exen geschrieben haben

Eine Textnachricht im Virus

Wer glaubt, fehlende soziale Kontakte seien das Schlimmste an der Corona-Krise, liegt falsch. Schlimmer sind nämlich die falschen sozialen Kontakte. Kontakt mit dem Ex zum Beispiel.

Eine Pandemie ist wirklich kein guter Grund, um sich bei seinem Ex-Freund oder seiner Ex-Freundin zu melden – aber das sind zwölf Tequila auch nicht, also who am I to judge. Die Isolation macht eben einsam.

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Um einen tieferen Einblick in die emotionale Verwahrlosung der Menschheit zu bekommen, haben wir einige inkonsequente Exemplare gefragt, wieso sie ausgerechnet jetzt den Kontakt zu ihren Ex-Lovern gesucht haben – und ob sie nun glücklicher sind.

Da die meisten von ihnen nicht stolz auf ihre Nachrichten sind, haben wir ihre Namen geändert.

Sebastian ist einfach schwach geworden

Ein Moment der Schwäche, schon hat man den Salat. Und schwach ist man ziemlich häufig, wenn man schildkrötenartig in der Bude wohnt, die man für seine Ex eingerichtet hat. Es war niemand da, der mir abraten und mir auf die Schulter klopfen konnte, das funktioniert sonst immer. Warum ich angenommen habe, es gäbe noch etwas zwischen ihr und mir klarzustellen? Keine Ahnung.

Verletzter Stolz und Nostalgie. Vielleicht.

Nach fünf halbherzig-missverständlichen Nachrichten und zehn Memes (Corona-Nonsens und Inside-Jokes) ist klar: Es gibt nichts mehr zu sagen. Alles beim Alten. Und ich bin nach einem sehr schlechten Trip emotional wieder auf kaltem Entzug.

Viviana, 31, hat das Break-up-Gespräch endlich nachgeholt

Meine Ex-Freundin und ich haben uns vor einem Jahr getrennt, aber wir hatten nie ein richtiges Break-up-Gespräch. Die Trennung kam nach drei Jahren relativ kurzfristig und ich habe ihr damals nicht ausführlich meine Gründe erklärt. Vor einigen Tagen hab ich das nachgeholt.

Ich hab ihr geschrieben, dass ich mir nochmal Gedanken gemacht hätte und wir nochmal sprechen sollten. Ein paar Tage später hat sie geantwortet und wir haben telefoniert.

Ich habe das Gespräch nicht aus Langeweile gesucht, sondern weil ich die letzten Monate nochmal reflektiert habe. Außerdem hatte ich jetzt einfach mal die Ruhe, ausführlich mit ihr zu sprechen.

Ich bin super froh, dass ich das gemacht habe. Wir konnten eigentlich alles klären. Gefühlt war das jetzt der richtige Break-up. Es ist traurig, aber jetzt gibt es einen klaren Schlussstrich. Es ging dabei nicht darum, dass wir es nochmal versuchen sollten. Das war eben das Gespräch, das wir direkt nach der Trennung hätten führen sollen.

Tedros, 34, ist über ein altes Foto gestolpert

Um die ersten Symptome der Langeweile auszumerzen, habe ich angefangen auszumisten. Dabei bin ich auf eine Box mit Krimskrams gestoßen und habe ein Foto von mir und meinem Ex-Freund gefunden – ein schönes Bild, gut getroffen. Also habe ich kurzerhand entschlossen, mich bei ihm zu melden. Einfach um zu wissen, wie es ihm geht, weil ich ihn nach wie vor sehr schätze.

Ich habe es ihm geschickt und gesagt, dass ich es schade finde, dass wir nicht mehr sprechen. Er solle sich doch mal melden, wenn er die Tage Zeit zum Telefonieren hat.

Keine Minute später kam eine Voicemail von ihm. Ich war kurz geschockt, seine Stimme zu hören, aber er war sehr nett und hat das Foto gefeiert. Zehn Minuten später haben wir telefoniert – eine Stunde lang. Es war ungewohnt, aber sehr schön. Ich bereue nichts. Wir folgen uns jetzt auch wieder auf Instagram.

Lisa, 28, bereut nichts

Mein Ex ist Allgemeinarzt mit eigener Praxis. Deswegen dachte ich, dass ich mal über meinen Schatten springen und ihm sagen könnte, dass ich in dieser Zeit an ihn denke. Sein Leben ist gerade bestimmt extrem stressig.

Seine Antwort: “Das ist schön. Ich denke auch oft an dich!” Von “oft” war bei mir eigentlich nicht die Rede. Ich weiß auch nicht, ob er verstanden hat, dass ich mich wegen Corona gemeldet habe. War mir dann aber auch egal. Ich habe nicht mehr geantwortet.

Es bringt nichts, wenn wir Kontakt haben. Trotzdem habe ich mich über seine Antwort gefreut und bereue meine Nachricht nicht.

Hannah, 26, lässt die Blumen jetzt von ihrem Ex pflegen

Als die Pandemie gerade ausgebrochen war, habe ich mich entschieden, zu meinen Eltern zu flüchten, weil ich Angst hatte, dass in Berlin eine Ausgangssperre kommt. Das war sehr spontan.

Ich bin mega die Pflanzenliebhaberin. Da mein Ex einen Ersatzschlüssel zu meiner Wohnung und ein Auto hat und vor wenigen Wochen in meine Nachbarschaft gezogen ist, dachte ich, dass er der perfekte Kandidat wäre, um sich um meine Pflanzen zu kümmern. Das macht er jetzt.

Vorher hatten wir eigentlich Funkstille – jetzt schickt er mir immer ganz viele Bilder, um zu zeigen, dass es den Pflanzen gut geht.

Auf die Distanz ist die Situation gerade ganz cool, aber irgendwann muss ich die Pflanzen ja auch wieder abholen. Ich weiß, dass die Sache voll den Rattenschwanz hat. Jetzt würde ich mich natürlich sehr scheiße fühlen, ihn nach meiner Rückkehr wieder zu blockieren.

Die ganze Aktion war total inkonsequent und dumm, aber zumindest geht’s meinen Babes gut.

Ludwig, 31, wollte eigentlich nur Post loswerden

Meine Ex-Freundin und ich haben bis zur Trennung gemeinsam in meiner Wohnung gewohnt. Vor ein paar Wochen hat sie Post bekommen, die wichtig aussah – also habe ich ihr geschrieben und gefragt, wann sie die abholen kommen will.

Sie kam dann vorbei und seitdem haben wir regelmäßig Kontakt. Für mich ist das etwas schwierig, weil sie nach sechs Jahren Beziehung Schluss gemacht hat und ich gerade noch in meiner Selbstfindungsphase stecke. Ich glaube, sie würde gerne wieder mit mir zusammen sein – je mehr Zeit ich aber in Isolation mit mir selber verbringe, desto mehr merke ich, dass ich mich gerade auf niemanden einlassen möchte.

Meine Ex hat auf jeden Fall größere Probleme mit der Isolation als ich. Ich halte den Kontakt gerade eher für sie. Hätte ich allerdings gewusst, dass sich der Kontakt wieder so intensivieren würde, hätte ich mit der Post noch gewartet.

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