Eine Hand hält eine Kräuterpflanze ohne Topf hoch, um das dünne Wurzelwerk zu zeigen; ein Experte erklärt, wie dir deine Küchenkräuter nicht direkt nach dem Kauf wieder wegsterben
So sieht das dünne Wurzwerk vieler Kräuterpflanzen aus | Foto: bereitgestellt vom Autoren 
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So krepieren deine Küchenkräuter nicht ständig

"Die meisten meiner Tipps gelten für alle Kräuter. Außer für Basilikum, das spielt in einer eigenen Liga", – Luca De Marco, italienischer Koch und Gärtner
Andrea Strafile
Rome, IT

Es ist immer das gleiche traurige Spiel. Du stehst im Supermarkt vor dem Kräuterregal und ein kleines Basilikumpflänzchen lacht dich so sehr an, dass du es mit nach Hause nimmst. Du willst deinen Balkon ein bisschen dekorieren und dein Pasta-Game auf ein neues Level heben. Aber dann ist schon wenige Tage nach deinem Einkauf nur noch ein trauriges, braunes Etwas übrig. Die Basilikumpflanze ist mal wieder gestorben. 

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Wie genau schafft man es, dass Küchenkräuter nicht direkt wieder austrocknen, verwelken oder komische Flecken auf ihren Blättern bekommen? Hier kommt Luca De Marco ins Spiel. Der Koch und Gärtner beschäftigt sich schon seit zehn Jahren mit aromatischen Pflanzen. Zusammen mit seiner Frau Francesca Lombardi betreibt er in Rom zwei spezielle Kräuterläden, in denen er auch vegetarisch kocht. "Die meisten meiner Tipps gelten für alle Kräuter. Außer für Basilikum, das spielt in einer eigenen Liga", sagt er.

Ein mittelalter Mann mit Brille, Dreitagebart und Peaky-Blinders-Mütze steht vor einem Kräuterladen und hält eine Pflanze in die Kamera

Das ist Luca De Marco, er liebt Kräuter | Foto: bereitgestellt von Luca De Marco

"Drei Dinge sorgen dafür, dass Kräuter ein langes und gesundes Leben haben: Sonne, Wind und nicht zu viel Wasser", sagt De Marco. "Du solltest sie nur ein paar Mal pro Woche bei Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang gießen. Nur um Juli und August brauchen sie mehr Wasser." Es ist besser, Kräuter früh morgens oder abends zu gießen, weil das Wasser in der Erde dann nicht verdunstet oder zu warm wird und die Wurzeln beschädigt.


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De Marco sagt, dass es besser sei, Kräuter etwas zu wenig zu gießen als zu viel. Denn die Pflanzen haben normalerweise dünne Wurzeln, die schnell faulen. Die Erde muss sich richtig entwässern können und darf nicht noch nass sein, wenn du die Kräuter wieder gießt. Wenn sich die Blätter der Pflanzen gelb färben und dann welk werden, ist das ein klares Anzeichen dafür, dass du sie zu viel gießt. 

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Verschiedene Kräuter liegen in der Auslage eines speziellen Kräuterladens zum Anschauen bereit

Eine Auswahl der Kräuterpflanzen, die De Marco in seinen Läden verkauft | Foto: bereitgestellt von Luca De Marco

De Marco empfiehlt auch, verschiedene Kräuter zusammen einzupflanzen. "Je bunter zusammengewürfelt, desto besser", sagt er. "Jede Pflanze gibt Nährstoffe ab, die die anderen brauchen. Wenn du sie miteinander einpflanzt, entsteht ein schönes Zusammenspiel." Das gilt allerdings nur für Kräuter wie Rosmarin, Thymian, Majoran und Salbei. Basilikum und Minze müssen einzeln eingepflanzt werden.

"Wenn ich ein Bild davon zeichnen müsste, wie du deine Kräuter auf dem Balkon anordnen solltest, würde es so aussehen: Salbei, Rosmarin und Thymian, Majoran außen am Rand, Basilikum zur Wand hin und Minze dazwischen", sagt De Marco. Wir haben das mal für ihn übernommen:

Eine Illustration zeigt, wie man Kräuterpflanzen am besten auf dem Balkon anordnen sollte: Rosmarin, Thymian, Salbei und Majoran außen am Rand, Basilikum zur Wand hin und Salbei dazwischen

So stellt sich der Kräuterexperte De Marco den perfekten Balkon vor | Illustration: VICE

Basilikum ist eine vielseitige Kräuterpflanze, die ursprünglich aus den tropischen Regionen Zentralafrikas und Südostasiens stammt. Es gibt viele verschiedene Arten – etwa rotes Basilikum, Thai-Basilikum oder Zitronenbasilikum –, aber im Supermarkt bekommst du normalerweise im Mittelmeerraum herangezogenes Basilikum mit mittelgroßen Blättern. Die Pflanze wächst nur einmal im Jahr, zwischen April und Oktober. "Im Gegensatz zu anderen aromatischen Pflanzen, die sich nach dem Winter vielleicht erholen, stirbt Basilikum immer", sagt De Marco.

Basilikum braucht Sonnenlicht, aber nicht zu viel, und muss mehr als andere Kräuterpflanzen gegossen werden – wenn es heiß ist, fast täglich. Du erkennst leicht, ob dein Basilikum Durst hat: Wenn die Blätter hängen, braucht die Pflanze Wasser. Wie De Marco erklärt, kaufst du im Supermarkt nicht eine große Basilikumpflanze, sondern vier oder fünf kleinere, die zusammen eingepflanzt wurden. Das Beste, was du für das Überleben deines Basilikum tun kannst: Pflanze es in einen größeren Topf um, damit genug Platz zum Ausbreiten der Wurzeln und zum Wachsen da ist.

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Du darfst auch nicht vergessen, dass im Supermarkt verkaufte Basilikumpflanzen unter speziellem Licht herangezogen wurden, damit sie schneller wachsen. Die Gesundheit der Wurzeln ist dabei zweitrangig. Deswegen ist es so schwer, Basilikum selbst nach dem Umpflanzen am Leben zu halten. Vielleicht kaufst du das nächste Mal Kräutersamen und nicht direkt die ausgewachsenen Pflanzen? Das gilt übrigens für alle Kräuter.

Um die Lebenszeit deines Basilikum zu verlängern, solltest du De Marco zufolge die Blätter nicht wahllos abzupfen, sondern immer nur die vom oberen Teil der Pflanze nehmen. So haben die unteren Blätter, die normalerweise auch kleiner sind, mehr Zeit zu wachsen. Außerdem ist es wichtig, die Blätter nicht einfach abzureißen, sondern sie zusammen mit ihrem Stiel am Ansatz abzuschneiden. Wenn die Pflanze anfängt zu blühen, solltest du die Blüten sofort entfernen, um den natürlichen Zyklus zu verzögern.

Eine kleine Salbeipflanze in einem grünen Topf

Das ist Salbei | Foto: bereitgestellt vom Autor

Salbei ist eine weitere weit verbreitete aromatische Pflanze. Bei ihr bilden sich weiße Flecken auf den Blättern, wenn du dich nicht richtig um sie kümmerst. "Unter einem Mikroskop sieht die Textur von Salbeiblättern ziemlich komisch aus, fast schon wie Wildleder", sagt De Marco. Und genauso wie auf Wildleder in einem feuchten Schrank kann sich auch auf der Oberfläche von Salbei schnell Schimmel bilden. Um das zu vermeiden, solltest du die Pflanze an einem gut belüfteten Ort aufstellen und die Erde, in die du sie – idealerweise zusammen mit Thymian oder Rosmarin – eingepflanzt hast, nie zu nass werden lassen.

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Rosmarin ist so etwas wie ein sanfter Riese und gehört zu den kräftigsten aromatischen Pflanzen. Rosmarin kann auch ohne viel Pflege harsche Winter überstehen und schützt dazu die schwächeren Pflanzen um sich herum – vor allem vor direkter Sonneneinstrahlung. "Die kleineren und dickeren Blätter des Rosmarin speichern Wasser besser", erklärt De Marco. Die Kräuterpflanze wächst außerdem das ganze Jahr über. Es kann sein, dass sie bei kälteren Temperaturen ihre Blätter verliert, aber die wachsen wieder nach, wenn es wieder wärmer wird.

"Rosmarin wird nur wütend, wenn du ihn nicht regelmäßig umtopfst, wenn du ihn zu viel gießt oder wenn er nicht genug Wind abbekommt", sagt De Marco. Im Normalfall solltest du jede Kräuterpflanze umtopfen, wenn sie nicht größer wird. Und wenn sich auf deinem Rosmarin weiße Schimmelflecken bilden, solltest du ihn an einen Ort stellen, wo mehr Wind weht.

Kräuterpflanzen wie Thymian und Majoran sind dem Rosmarin sehr ähnlich. Deshalb lieben sie es auch, wenn du sie zusammen mit Rosmarin einpflanzt. Ihre dicken Blätter machen es möglich, dass sie sogar in direktem Sonnenlicht wachsen. Sie brauchen auch nicht viel Wasser: Du musst sie nur zweimal pro Woche gießen, im Sommer dreimal. "Sie stecken voller ätherischer Öle, sie trocknen also nur selten aus", sagt De Marco.

Ein kleiner Strauch Zitronenthymian in einem grünen Topf

Zitronenthymian gehört zu De Marcos Lieblings-Thymiansorten | Foto: bereitgestellt vom Autoren

Minze ist ähnlich wie Basilikum und will lieber allein gelassen werden: Da Minzwurzeln horizontal wachsen, können sie in die Quere von anderen Pflanzen kommen, mit denen sie sich einen Topf teilen. De Marco sagt allerdings, dass sich verschiedene Minze-Arten sehr wohl fühlten, wenn man sie zusammen eintopft. 

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"Es gibt so viele verschiedene Minze-Arten. Und jede hat sehr spezifische Eigenschaften. Bergminze ist total balsamisch, dann haben wir noch die Mojito-Minze, die Pfefferminze oder die römische Minze", sagt De Marco. Insgesamt existieren über 20 Minze-Arten, dazu kommen noch Hybride.

Die grünen Blätter einer Mojito-Minze in Nahaufnahme

Mojito-Minze hat für Minze besonders große Blätter | Foto: bereitgestellt vom Autoren

Falls du dir Sorgen machst, dass Kräuterpflanzen aus dem Supermarkt irgendwelche Chemikalien enthalten, dann kannst du aufatmen. "Pflanzen sind lebende Organismen", sagt De Marco. "Wenn man erstmal wegnimmt, was ihnen schadet, reinigen sie sich ganz schnell selbst. Außerdem werden sie normalerweise in kleinen Töpfen verkauft, so viele Chemikalien können da gar nicht drin sein."

Innerhalb eines Monats sollten sie zurück in ihrem natürlichen Zustand sein – und du kannst dein kleines Kräuterparadies ohne Sorgen hegen und pflegen.

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