Foto: Screenshot von YouTube aus dem Video “Young M.A “OOOUUU” (Official Video)” von Young MA.
Auch wenn ihr den Namen Young M.A noch nie gehört habt, ihren Track “Ooouuu” kennt ihr vielleicht. Die Newcomerin aus New York hat letztes Jahr mit der Single mehr als nur auf sich aufmerksam gemacht, das Ding hat inzwischen auf YouTube über 180 Millionen Klicks! Die 25-Jährige spielt technisch locker in der oberen Rap-Liga und erfüllt dabei auf den ersten Blick auch erstmal einige der gängigen Rap-Klischees: Hennessy, Tattoos, Bitches. Dabei steht M.A nicht nur auf Frauen, manche Fans erkannten anfangs gar nicht, dass sie selbst eine ist. Tiefe Stimme, Cap, Goldketten, Grills, Waffen. Jap, Young M.A füllt das Bild eines “typisch” männlichen Rappers aus und das vor authentischem Hintergrund. Im Interview mit Noisey stellte sie ihr Umfeld zwar vielmehr als “Familie” als als Gang dar – aber schon die Ermordung ihres Bruders 2009 lässt vermuten, dass die Ghetto-Bilder nicht nur Fassade sind.
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Ihr Bruder war auch ihre größte Inspiration, wie die Rapperin im Interview beim Breakfast Club erzählt: “He was the reason why I played football, […] he was the reason why I like girls. I mean he, he was like the biggest influence in my life. When he died it was like a big RIP […] Now I just make sure I do it in his memory.” Wenn sie aber danach gefragt wird, welcher Künstler sie am meisten beeinflusst hat, nennt sie immer 50 Cent.
Wer mit so viel Talent und Schlagkraft durchstartet, bekommt Respekt. Und dank dieser beiden Attribute wird Young M.A von anderen Artists und Fans auch als offen homosexuelle Rapperin in der auch 2017 noch oft homophoben und frauenfeindlichen HipHop-Szene akzeptiert. Ihr großes Vorbild Fifty postete ein gemeinsames Foto auf Instagram, Nicki Minaj wurde schon fälschlicherweise verdächtigt, auf Young M.A zu stehen, da sie ihren Respekt etwas zweideutig ausdrückte, und Jeezy nennt die Rapperin im Interview mit Larry King als Beispiel dafür, dass die Szene bereit für homosexuelle Rapper sei.
Mit der breiten Akzeptanz für queere und homosexuelle Rapper ist es aber noch nicht so weit her. Rapper wie Le1f werden immer wieder wegen ihrer sexuellen Orientierung angefeindet. Was Young M.A angeht, finden sich dagegen kaum krasse Hater-Kommentare unter ihren YouTube-Videos. Trotzdem geht es immer wieder um ihr “unweibliches” Aussehen.
Oft liest man auch die Frage wie ihre Line “Damn, she make me weak when she deep throat” aus dem Hit “OOOUUU” denn bitteschön gemeint ist? Nun, Young M.A deutet im Breakfast Club an, dass es um Dildos geht. Ganz einfach.
Quelle: Screenshots der Kommentare unter dem YouTube-Video “Young M.A “OOOUUU” (Official Video)” von Young MA.
Die Kommentare scheinen insgesamt eher neugierig und anerkennend zu sein. Und wenn doch ein dummer oder eindeutig homophober Kommentar kommt, gibt es kaum Likes und dafür viele Gegenstimmen. Trotzdem hat die Rapperin ihren Hatern im Dezember den Track “Eat” gewidmet, der immerhin auch schon über 13 Millionen Klicks hat: “I eat this hater shit for breakfast – they feed me”. Über sechs Minuten lang spittet sie all den Leuten, die ihr ihre Homosexualität vorhalten, ihre Punchlines entgegen:
“Because they call me a dyke, a faggot, a gay bitch
I ain’t shit, that hate shit, that hatred, goddamn
That just make them look less of a man, fam
And to sit on y’all is part of the damn plan
They just mad cause I beat the pussy like bam bam”
Young M.A könnte ihren Erfolg auch einem direkten, unaufgeregten Umgang mit der eigenen Sexualität zu verdanken haben. Immer wieder erzählt sie in Interviews, wie sie schon als Kind lieber das gemacht hat, was Jungs so gemacht haben und früh merkte, dass sie Mädchen anziehender findet. Ist halt so. Punkt. Im Mittelpunkt bleibt die Musik: “I never look at it like that. I never look at LGBT when I do music. I don’t stick in that box. I just do music.”
Auch Cakes da Killa versucht die Aufmerksamkeit vermehrt auf seine Skills, statt seine sexuelle Orientierung zu lenken. Bei ihm blieb der große Hype-Erfolg jedoch bisher aus. Young M.A ist damit wohl die erste homosexuelle Rapperin, die vergleichsweise breite Anerkennung erfährt.
Bereits 2015 hat Young M.A ihr Album Sleep Walkin bei M.A Music / 3D veröffentlicht. Das neue Album namens Her Story ist in Planung.