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‘Zeit Verbrechen’: Wir haben Sabine Rückert gefragt, wie sie runterkommt

Sabine Rückert, Macherin von Zeit Verbrechen, vor einem Game of Thrones Hintergrund

Jede Woche eine neue Folge grausamer Verbrechen und jeden Tag alle Arten von News. Als stellvertretende Chefredakteurin von Deutschlands größter Wochenzeitung Die ZEIT und Host des Podcasts ZEIT Verbrechen muss das Leben hart sein, eins der Reizüberflutung ständigen Stresses.

Wir haben Sabine Rückert gefragt, wie sie damit umgeht. Am Ende hilft, wie meistens, vor allem Popkultur.

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VICE: Frau Rückert, wie schwer ist es für Sie, als stellvertretende Chefredakteurin der ZEIT, die Realität auszuknipsen? Sabine Rückert: Man kann sagen, ich bin dazu verflucht, mich ununterbrochen den Nachrichten zu stellen. Ich kann mich der Realität nicht entziehen, weil sie mein Beruf ist.

Also lassen Sie sich permanent von News berieseln?
Wir haben kürzlich einen Titel gemacht zu genau der Frage: Wie kann man verhindern, dass man ständig von düsteren Nachrichten bombardiert wird? Wie kann man sich noch irgendwie erholen?

Das ist auch meine Frage!
Ich habe drei Möglichkeiten für mich gefunden. Ich wohne auf dem Lande, die erste ist deshalb, dass ich lange Spaziergänge mit meinem Mann mache. 10, 15 Kilometer. Und zwar ohne Handy.

Die zweite?
Wir wohnen seit 30 Jahren mit denselben Leuten in einer Wohngemeinschaft. Wir essen abends gemeinsam, trinken viel Wein miteinander und laden Freunde ein. Dabei reden wir nicht über Politik, sondern nur über private Dinge, oder auch mal metaphysische Geschichten.

Und die dritte?
Das ist dann die mediale Flucht. Wobei ich es nicht Flucht nennen will, denn ich finde, das ist nicht nur erlaubt, sondern nötig, damit man nicht verzweifelt und depressiv wird.

Was heißt das konkret für Sie?
Ich bin ein großer Seriengucker und habe gerade meinen Mann dazu bewegen können, mit mir alle acht Staffeln Game of Thrones zu gucken. Die Serie finde ich großartig.

Warum?
Weil ich niemals weiß, was passieren wird.

Sonst schon?
Ich bin ja über 60 Jahre alt und habe schon sehr, sehr viele Filme gesehen. Vor allem bei ARD-Produktionen weiß ich nach spätestens zehn Minuten, wie die Sache ausgeht, das arme Mädchen kriegt den schönen Grafen. Hier nicht. Es heißt ja “Kill Your Darlings” und damit macht Game of Thrones buchstäblich ernst. Fast alle Figuren werden umgebracht, vor allem wenn man gerade sein Herz an sie verschenkt hat.

Das Ende wurde hart kritisiert, wie sehen Sie das?
Ich fand es großartig. Natürlich ist das märchengeschulte Publikum enttäuscht, weil der schöne dunkellockige Mann aus dem Norden nicht mit der schönen Blonden aus dem Süden zusammen sein darf. Aber das hier ist kein Märchen. Und ich finde den Gedanken, dass jemand mit hehren Absichten deshalb bösartig werden kann, weil er zu viel Macht bekommt, einen genialen Gedanken – auch wenn wir hier schon wieder bei der Realität sind.

Wie meinen Sie das?
In Game of Thrones ist ja niemand nur gut oder nur böse – außer Jon Schnee, der langweiligste aller Charaktere. Es ist die unbegrenzte Macht, die die Menschen verdirbt, und da muss ich natürlich auch an Putin und die Ukraine denken.

Wie lang haben Sie für Game of Thrones gebraucht?
Mein Mann und ich hatten Urlaub, da haben wir eigentlich kaum etwas anderes gemacht. Tagsüber haben wir gelesen oder waren radeln, abends haben wir Game of Thrones geschaut.

Wie schaffen Sie das, wenn Sie nicht gerade Urlaub haben?
Wir schauen nach dem Abendessen oft die Tagesschau und dann Serien. Ich bleibe problemlos bis zwei Uhr wach, er macht meistens früher schlapp.

**Dann schauen Sie nicht alles zusammen.
**Ich habe immer noch eine zweite Serie, die ich allein gucken kann, wenn er schläft.

Lesen Sie auch die Bücher?
Dicke Bücher finde ich wunderbar, schaffe das aber abends nicht mehr. Ich lese ja ohnehin den ganzen Tag. Am Wochenende lasse ich mir stundenlang von meinem Mann vorlesen, aus der Zeitung, oder eben Literatur. Das sind Reanimationsversuche, bevor ich Montag früh wieder ran muss. Mein Tipp für die Flucht vor der Realität in harten Zeiten ist aber ein anderer.

Nämlich?
Nicht alleine zu sein und jemanden um sich zu haben, den man lieb hat.

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