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Der radikale Hippie-Forscher, der mit Delfinen redete und für ‘Stranger Things’ Pate stand

In der ersten Staffel der Netflix-Serie Stranger Things ist Dr. Martin Brenner ohne Zweifel der Bösewicht. Der intelligente und verstörend skrupellose Wissenschaftler führt Experimente mit übernatürlich veranlagten Kindern durch. Das Mädchen Eleven steckt er in einen Wassertank und lässt durch Astralprojektion ihren Geist umherreisen, um sowjetische Agenten abzuhören. Doch selbst das ist für Brenner nur Mittel zum Zweck. Er will mehr! Sein heimliches Ziel ist es, eine Verbindung mit Wesen aus anderen Welten aufzunehmen. Um das zu erreichen, zwingt er Eleven, in spirituellen Kontakt mit einer Kreatur aus einer Paralleldimension zu treten. Sein manischer Forschungsdrang ist der Auslöser für all das Chaos in den bisherigen zwei Staffeln der Mystery-Serie.

So abgedreht Brenner und sein Tun auch scheinen: Die Serienfigur hat ein nicht minder exzentrisches Vorbild in der Realität. Es handelt sich um den bereits im Jahr 2001 verstorbenen John Cunningham Lilly. Selbst wenn euch der Name nichts sagen mag, habt ihr Lilly sicher schon gesehen. Denn der legendäre Forscher war einst als der Delfin-Experte schlechthin und trat in zahlreichen Film-Dokumentationen auf – und das gerne mit Hawaii-Shirt und einer Waschbärfellmütze auf dem Kopf.

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John C. Lilly forderte sogar einen Sitz in der UN für Delfine. Bild: Talia Cohen | Unsplash | Gemeinfrei

Dank ihm wissen wir, dass die schnatternden Meeressäuger zu den intelligentesten Tieren auf Erden zählen und daher nicht auf den Teller gehören. Aber das ist nur die sichtbare und helle Seite von John C. Lillys Karriere.

Die Suche nach dem Geist im Hirn: Von ‘Schöne neue Welt’ zu Bohrlöchern im Schädel

Eigentlich hatte der US-Amerikaner John C. Lilly im Jahre 1933 am CalTech in Pasadena, Kalifornien ein Studium der Physik begonnen. Doch dann kam ihm ein Sci-Fi-Literaturklassiker in die Quere, der bis heute ganze Generationen nachhaltig beeinflusst: Aldous Huxleys Schöne neue Welt. Lilly wechselte prompt zur Biologie – aus einem ganz bestimmten Grund: Konnte man wirklich, wie es im dystopischen Romanwerk beschrieben wird, das Wesen eines Menschen durch gezielte pharmazeutische Behandlung formen?

Lilly wollte es unbedingt selbst herausfinden. Noch mehr trieb ihn aber eine Frage um, die ihn bereits in seiner Kindheit bewegt hatte. Nämlich, ob unsere Wahrnehmung und unsere Gedanken mehr sind als nur ein Mix aus chemischen und elektrischen Reaktionen.

An der medizinischen Fakultät der University of Pennsylvania begann er folgerichtig wenige Jahre später, die Struktur und den Aufbau des Gehirns zu erforschen. Dafür entwickelte Lilly eines der ersten Geräte, die die Gehirnaktivität auf einem Monitor sichtbar machen konnten. Sonderlich human war sein Forschungsprozess, der sich auf Tierversuche verließ, allerdings nicht. Primaten und Katzen bohrte er Löcher in den Schädel und implantierte ihnen hunderte Elektroden. Die nutzte er auch, um mit gezielten Stromstößen einzelne Areale zu stimulieren. Damit wollte Lilly herausfinden, wo Angst, Schmerz oder Glück ihren Ursprung haben. Vorbehalte oder Skrupel gegenüber anderen Lebewesen waren ihm zu dieser Zeit eher fremd.

Als er entdeckte, wie er Affen gezielt einen Orgasmus verpassen konnte, baute er einen Schalter, durch den sie ihn selbst alle drei Minuten auslösen konnten. Das taten sie auch – bis sie nach 16 Stunden erschöpft zusammenbrachen. Für diese Forschung interessierten sich plötzlich auch die US-Geheimdienste. Zumindest offiziell, so lässt sich rekonstruieren, wollte Lilly jedoch nicht mit der CIA oder anderen staatlichen Institutionen kooperieren. Jedoch existiert ein Bericht, in dem er ausführt, dass sich mit seinen Erkenntnissen durchaus die “totale Kontrolle über ein menschliches Geschöpf erlangen” ließe. Fernsteuerbare Spione und Attentäter, die auf Knopfdruck töten? Für Lilly absolut denkbar.

Lilly, das Multitalent – vom Floating Tank und Geheimdienst-Avancen

Mitte der 1950er Jahre, so ehemalige Kollegen, hatte sich Lilly nicht nur einen Ruf als begabter Neurophysiologe, sondern als brillantes Multitalent erarbeitet. Ganz nebenbei machte er sich nämlich als Psychoanalytiker und Laborelektroniker verdient und galt als geschätzter Wissenschaftler. Sein Auftreten wird von Zeitgenossen als “professionell und korrekt” beschrieben – fast wie Brenner in Stranger Things. Das noch junge National Institute of Mental Health – kurz NIMH – warb Lilly daher für ein Forschungsprojekt an. Er sollte herausfinden, wie Sinnesdeprivation das psychische und physische Befinden beeinflusst. Also: Wie sich Menschen verhalten, wenn sie ohne äußere Reize mit ihren Gedanken alleine gelassen werden.

Doch schon damals war es gar nicht so einfach, sich möglichst allen äußeren Einflüssen zu entziehen. Der Wissenschaftler erdachte für seine Experimentalstudie daher einen speziellen Tank. Menschen schweben darin aufrecht in einer körperwarmen Salzwasserlösung – ganz so, wie es Eleven in der Netflix-Serie tut. Eine Art Taucherhelm schirmte sie von äußeren Reizen ab. Diese Methode verfeinerte Lilly später. Er nutzte letztlich Wasserbecken, die von einer gepolsterten und lichtundurchlässigen Glocke überdacht wurden.

“Wäre es nicht großartig, 24 Stunden am Tag zu schweben?”

Noch heute haben diese kuppelförmigen Gebilde Hochkonjunktur in Esoterik- und Lifestyle-Behandlungen. Diese Flotation- oder Samadhi-Tanks, wie sie heute genannt werden, waren für der eigentliche Startschuss für John C. Lillys “Jagd nach dem Bewusstsein des Selbst, das sich irgendwo in den Zerebralfalten versteckt.” Denn der Wissenschaftler testete das Tankungetüm an seinen Kollegen und sich selbs. Er fand es, wie er später schreiben sollte, erregend, bewusstseinserweiternd und einfach… geil.

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Auch hier machten sich die Geheimdienste an Lilly heran. Sie hofften, seine Erkenntnisse für Folter- und Verhörmethoden adaptieren zu können. Beispielsweise wollten sie durch Reizentzug den Willen von Spionen aus dem Osten brechen oder sie dadurch gar einer Gehirnwäsche unterziehen. Es ist nicht gänzlich klar, wie Lilly und die US-Behörden verblieben. Allerdings führten andere Wissenschaftler im Rahmen des CIA-Projekts MK-Ultra später ähnliche, aber auch weitaus grausamere Versuchsreihen durch: Sie beraubten Gefangene mit Schwarzbrillen, Kopfhörern und Polstern, die um Arme und Beine geschlungen wurden, ihrer Sinne. Zeitweise standen sie dabei unter Drogen. Spätestens dann wurde klar, welche dramatischen Konsequenzen der Sinnesentzug für die unfreiwilligen Probanden hat: Einige von ihnen trugen nachhaltige psychische Schäden davon oder fielen gar für Tage und Wochen ins Koma.

Wie Lilly zu den Delfinen fand – und später selbst auf Drogen mit ihnen herumschwamm

Sicher ist: Lilly wollte seine Forschung mit den Tanks unbeeinflusst und ohne die Regierung im Nacken fortsetzen. Er wollte mit Tieren arbeiten, die das Schweben im Wasser als Normalzustand erleben. Denn: “Wäre es nicht großartig, 24 Stunden am Tag zu schweben?” Delfine sind perfekt, denn wie wir Menschen sind sie Säugetiere. Zeitgenossen sagen, er habe sich sofort in die Tiere verliebt, doch zunächst betrachtete er sie keineswegs als außergewöhnliche Versuchssubjekte: Er bohrte den Meeressäugern unbedacht Löcher in den Kopf, experimentierte frei herum und tötete sogar einige, um ihr Gehirn zu sezieren.

Aliens? Bild: Anson Antony | Unsplash | Gemeinfrei

Mit Fördergeldern und seiner “Altersrücklage” baute er in den späten 1950ern sukzessive das Communication Research Institute auf den Virgin Islands auf. Aber diese Gelder reichten nicht – und er musste doch mit Regierungsstellen anbandeln. Er eruierte beispielsweise, ob sich die Echo-Ortung der Tiere für das Militär adaptieren ließe. Allerdings ohne großen Erfolg. Geschichten, wonach Lilly ebenso für die US-Navy Delphine darauf trainierte, Minen an sowjetische U-Boote zu heften, sind hingegen ein Produkt der Popkultur und wilder Urban Legends. Derartiges versuchten die Militärs später jedoch auf eigene Faust.

Sind Delfine Aliens? Lilly wollte das nicht ausschließen

Anfang der 1960er Jahre finanzierte die NASA die Forschung von John C. Lilly. Die Behörde hoffte, dass seine Arbeit universelle Ansätze zur spezies-übergreifenden Kommunikation hervorbringen könnte. Das wäre ganz gut, wenn man irgendwann auf Außerirdische trifft, so in etwa die Begründung der US-Raumfahrtbehörde.

Wobei Lilly nicht ausschloss, dass Delfine vielleicht sogar selbst Aliens sind. Er brachte die Meeressäuger dazu, spezifische Worte zu imitieren und deren Bedeutung zu erfassen. Sie konnten Kommandos wie “Bring den blauen Ball zur Puppe” nachvollziehen. Gleichzeitig strengte er sich an, die Laute der Delfine zu dechiffrieren und stellte fest, dass sie einem Muster und einer Syntax folgen. Lilly veröffentlichte seiner Erkenntnisse in renommierten Magazinen wie Science und Büchern wie ‘ Delfin, ein Geschöpf des 5. Tages?’ Im gleichen Zug forderte er einen stärkeren Schutz der Tiere und gar einen Sitz für Delfine in der UN. Sie wären “niemand, den man tötet, sondern jemand, von dem man lernt“, so seine Maxime.

Lilly macht sein Hobby zum Beruf: Auf LSD im Tank schweben

Zu dieser Zeit nahm Lilly auch das erste Mal selbst LSD. Er war überzeugt, das Gehirn sei eine Art Biocomputer. Daher könne er sich umprogrammieren und kognitive Schnittstellen zu anderen Wesen öffnen. Bei seinem ersten Trip im Mai 1964 legte er sich in seinen Tank. Bereits nach kurzer Zeit sei “der Boden verschwunden” und er habe “die Sterne auf der anderen Seite der Erde” gesehen. Bei nachfolgenden psychedelischen Exkursen sei er wiederum in andere Welten eingetaucht und habe Geschehnisse verfolgt, die an fremdartigen Orten stattgefunden hätten. Ganz ähnlich wie Eleven in Stranger Things, wenn sie in die Paralleldimension Upside Down stolpert. Lilly habe sich auch öfters zu den Delfinen ins Becken gelegt und sich eine telepathische Kontaktaufnahme versprochen. Allerdings vergeblich.

So schräg diese Experimente auch waren: Sie lieferten wichtige Erkenntnisse über die Wirkweise der Droge und ihren potentiellen Nutzen in der Psychotherapie – aber auch über ihre Gefährlichkeit und Unberechenbarkeit. Lilly beschrieb die volatile Wahrnehmung der Zeit, die Intensivierung der Sinne und eine verstärkte Empathiefähigkeit. Ebenso warnte er aber auch vor Angst- und Panikphasen und stellte die Regel auf “Nimm’s nie alleine” – die er jedoch selbst oft genug brechen sollte.

Die Erkenntnis auf Ketamin: Freiheit für Versuchstiere!

Immer öfter legte Lilly sich in seinen Tank – zumeist ohne Aufsicht. Dabei setzte er irgendwann nicht mehr nur auf LSD, sondern auch auf das Schmerzmittel Ketamin, das er sich ursprünglich gegen Migräneanfälle spritze. Es sei “viel spaßiger als LSD”, gab er später in Interviews an. Auf einem Ketamin-Trip realisierte er vollkommen erschrocken, dass sein Labor nicht weniger als ein Konzentrationslager für die Wesen des Ozeans sei. Siedendheiß fiel ihm auf, dass er somit nicht besser als jene wäre, die die Tiere jagen und töten. Lilly zog die Konsequenz bald darauf – und ließ seine Versuchstiere kurzerhand frei. Diese Zeit gen Mitte bis Ende der 1960er war es auch, während der Lilly seinen Laborkittel gegen Jeans und Hawaii-Hemden tauschte. Diesen Look hatten sich die Stranger-Things-Macher auch einst für Dr. Brenner vorgestellt. Aber die Idee ging während der Produktionsphase verloren. Heute teilen sich der echte und der fiktive Wissenschaftler aber immerhin noch die stürmische Frisur.

Die Serienfigur Dr. Martin Brenner aus Stranger Things. Foto: Netflix | Screenshot: Motherboard

Durch seine zunehmend metaphysisch gefärbten Abhandlungen und sein unkonventionelles Auftreten bröckelte Lillys Ansehen. Gleichsam schloss er aber auch starke Bande zum Psychologen und Gegenkultur-Guru Timothy Leary und dem gefeierten Kosmologen Carl Sagan, der vom Werk des Marinebiologen stark beeinflusst war.

Lilly wurde dadurch einer der Begründer der SETI-Bewegung, die nach Leben im All fahndet. Dazu war er die Galionsfigur einer wissenschaftlichen Geheimgesellschaft, die aus der ersten SETI-Konferenz von 1961 hervorging. Sie nannte sich The Order of the Dolphin und hatte als Ziel, nicht nur außerirdische Wesen auszumachen, sondern mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Ein Spinnerverein? Weit gefehlt. Zu den Mitgliedern gehörten neben Carl Sagan auch der Astrophysiker Frank Drake, der Evolutionsbiologe J.B.S. Haldane und der Nobelpreis-gekrönte Chemiker Melvin Calvin. Sie kommunizierten in verschlüsselten Briefen und trugen als Erkennungszeichen einen Delfin-Button am Revers.

Kosmische Entitäten im Hyperraum: Der Marinebiologe forscht am technologischen “Gott”

Irgendwann zu Beginn der 1970er will Lilly unter Einfluss “verschiedener psychoaktiver Substanzen” tatsächlich auf “kosmischen Entitäten” gestoßen sein, die durch das geistige Netz des Hyperraums verbunden wären. Diese würden in einzelnen Hierarchie- und Verantwortungsebenen die Geschickte im Universum lenken. Die Kontrollmacht der Erde taufte er in seinem Buch Der Scientist das Earth Coincidence Control Office – kurz ECCO. Dabei handle es sich um “Gott” oder zumindest das, was viele Menschen als die göttliche Macht auf Erden betrachten. Andere dieser transdimensionalen Geist- und Energiewesen würden für die einzelnen Sonnensysteme, die Galaxien und den Kosmos als Ganzes zuständig sein. Sie würden historische Ereignisse beeinflussen und vermeintliche Zufälle inszenieren, um der Menschheit zu helfen, sich in einer “gesunden und friedlichen Weise zu entwickeln”, wie Lilly schrieb. Er sei von ihnen als “Agent auf der Erde” auserwählt worden.

https://www.youtube.com/watch?v=pI9mfl4eHZk&ytbChannel=VulgarTrader

Ebenso visionierte der Marinebiologe aber auch eine außerirdische Bedrohung herbei. Das sei die Solid State Intelligence. Das wäre eine “Intelligenz, weit größer als die des Menschen”, die aus Netzwerken und Computern besteht. Sie wolle die Menschheit aus einer fernen Welt dahingehend beeinflussen, die Delfine auszurotten und die eigene Versklavung durch Künstliche Intelligenzen einzuleiten. Damit nahm Lilly Warnungen wie jene von Elon Musk oder Stephen Hawking vorweg. Er fürchtete, die Menschheit würde gen Ende dieses Jahrhunderts von Computern durch “künstliche Bioformen” ersetzt und die kläglichen Reste des Homo sapiens könnten nur noch in Städten unter Glaskuppeln existieren. In Panik hatte Lilly gar im Weißen Haus angerufen. Er wollte Präsident Gerald Ford vor dieser Zukunft warnen, aber wurde nicht durchgestellt.

Lilys späte Jahre: Das Ende der Wissenschaftskarriere ist der Beginn der esoterischen Legende

Als John C. Lilly diese Ketamin- und LSD-Rausch-Erkenntnisse in Büchern wie Simulationen von Gott, Das Tiefe selbst und Tanks For The Memories propagierte, war endgültig Schluss mit der seriösen Wissenschaft. Stattdessen war er nun ein psychedelischer Sinnsucher und metaphysischer Reisender geworden. Lilly selbst betrachtete sich als Psychonaut. Dennoch wurde er von Forscherkollegen und auch Intellektuellen wie Allen Ginsberg weiterhin als brillanter Geist und Visionär gefeiert. Denn seine Beiträge zur Forschung waren unbestreitbar. Ebenso nahm ihn die Hippie-, New-Age-Bewegungen und amerikanische Gegenkultur als LSD-Prophet und Bewusstseinsmessias auf.

Lilly nahm diese neue Identität offenbar gerne an. Er unternahm Nackt-Meditationsrunden, dröhnte sich gemeinsam mit Studenten zu, frohlockte bei berauschten Wanderungen durch die Natur und machte es sich zur Angewohnheit, mit Waschbärfellmütze umherzulaufen. Seine Thesen zum Verstand und seine Ideen über kosmische Kommunikation, wie er sie im semi-autobiographischen Das Zentrum des Zyklons zusammenfasste, wurden für viele “Freigeister” zur Pflichtlektüre. Er wurde zum Prototyp des exzentrischen Hippie-Wissenschaftlers und naturverliebten Alternativ-Genius.

John C. Lillys Erbe: Der unsterbliche Popkultur-Wissenschaftler

Das surreale Leben und Wirken von Lilly gab aber nicht nur Grundstoff für die Wassertankforschung, das Upside-Down und Dr. Brenner in Stranger Things ab. Lilly war auch Vorbild für den Wissenschaftler Jake Terell im Film Der Tag des Delfins , der zeigt, wie Delfine die menschliche Sprache erlernen. Lillys LSD-Experimente waren wiederum Basis für Paddy Chayefskys Roman Altered States, der 1980 vom Regisseur Ken Russell als Der Höllentrip verfilmt wurde. Ebenso fand seine Delfin-Forschung und Vorstellung von Space-Göttern im 1992 veröffentlichten Sega-Mega-Drive-Videospiel Ecco the Dolphin Niederschlag. In dem steuert der Spieler einen intelligenten Delfin durch eine zunehmend wundersame Unterwasserwelt. In der trifft er auf den Herrscher des Ozeans, das Volk von Atlantis und boshafte Außerirdische. Auch all die die schmalzigen Klischee-Motive von Delphinen, die durch das All segeln oder in Regenbogenozeanen umherspringen, sind letztlich dem schrullige Wissenschaftler zu verdanken.

Lillys drogengeschwängerte Arbeit an Delfin-Kommunikation hat Computerspiele wie Ecco The Dolphin (hier für den SEGA Mega Drive) beeinflusst. Bild: Flickr | CC-BY 2.0

Bis zu seinem Tod im Jahre 2001 war John C. Lilly immer wieder mit neuen Büchern, Vorträgen und Forschungsprojekten aktiv. Wobei er zuletzt weniger über Götter und Computerwesen sprach – wohl auch, da seine Drogentrips nach einem Fahrradunfall und anderen Missgeschicken auf LSD seltener wurden.

Stattdessen setzte er sich in seinen späten Jahren mit der von ihm gegründeten Human Dolphin Foundation auf Hawaii wieder mehr für das Verständnis und den Schutz der Delfine ein. Er unternahm einen erneuten Anlauf, deren Sprache zu entziffern. Dieses Mal versuchte er es nicht nur auf akustischer, sondern auch auf emotionaler Ebene. Dabei wurde Lilly zu einem der Pioniere der Delfin-Therapie, bei der Menschen mit Angststörungen oder Behinderungen mit den Meeressäugern zusammengebracht werden. Die Annahme: Alleine der Kontakt mit den Tieren könne eine positive, bewusstseinserweiternde Wirkung haben. Zumindest auf dieser Ebene haben sich Lilly und seine Delfine wohl ganz gut verstanden.