Egal ob Barbie-Puppen, Black-Flag-Flyer oder Jerry Maguire–VHS-Kassetten, die Sammelleidenschaft mancher Leute nimmt oft ungewöhnliche Ausmaße an. Dr. Lonnie Hammargren aus Las Vegas setzt da allerdings noch mal einen drauf. Er sammelt nämlich einfach alles. Und dieser Impuls hat ihn laut eigener Aussage bereits über Dr. Lonnie Hammargren hat laut eigener Aussage 10 Millionen Dollar für seine Sammelleidenschaft .
Der 79-Jährige füllt sein Grundstück und seine drei Häuser schon seit mehreren Jahrzehnten mit jeglichen kleinen und großen Gegenständen, die er in die Finger bekommt. Normalerweise öffnet Hammargren die Tore zu seinem Anwesen – auch “Castillo del Sol” genannt – nur am Nevada Day. Für mich macht er jedoch eine Ausnahme und gibt mir eine Privattour durch sein Zuhause, bevor er dort “mal ein wenig aufräumt”.
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Die Tour beginnt sofort an der Eingangstür des größten Hauses: Nachdem sich Hammargren über einen alten Kollegen aufgeregt hat, spielt er den “Johnson Rag” auf dem alten Klavier des berühmten Entertainers Liberace.
Wirklich jeder Winkel von Hammargrens Haus ist bis unter die Decke mit den verschiedensten Sachen vollgestopft. Er ist kein “normaler” Messi, denn statt alten Zeitungen und Klamottenbergen findet man hier vor allem Filmrequisiten, berühmte Wahrzeichen im Kleinformat und Raumfahrzeuge.
Hammargren führt mich durch auftürmende Zusammenstellungen und über verschiedene selbstgebaute Treppen und Stege. Im Grunde ist das Castillo del Sol ein Tempel der DIY-Ethik. Der ehemalige Vizegouverneur von Nevada setzt sich ein Ziel und gibt nicht auf, bis er es erreicht hat. Und das schon sein ganzes Leben lang.
Auf dem Grundstück finden sich auch viele realistische Gummimasken, die Hammargren auf Schaufensterpuppen und Dummies drapiert hat, um so verschiedene Politiker aufs Korn zu nehmen.
Hammargren hält nichts von Religionen und Glauben: “Die sind alle gleich verlogen.” Trotzdem enthält sein Haus auch eine Kapelle und er findet den Buddhismus ganz entspannt.
Hammargrens Liebe zur Wissenschaft wird am deutlichsten, wenn man mit ihm über die Raumfahrt redet. Er arbeitete früher als Arzt bei der NASA und ist mit dem Kosmonauten Alexey Leonov befreundet. Außerdem hat Buzz Aldrin schon in Hammargrens selbstgebautem Space-Shuttle-Modell gesessen und das Juwel der Sammlung ist die originale Kapsel einer Saturn-Rakete.
Direkt nach Hammargrens Weltraumleidenschaft folgt seine Liebe zu Nevada und dem alten Las Vegas. Schilder aus den Mafiatagen der Glitzermetropole zieren das Haus. Und auf dem Dach steht ein mit Dummies besetzter Achterbahnzug, der früher zum berühmten Stratosphere-Hotel gehörte.
Ich frage Hammargren, wie er bei seiner Sammelleidenschaft noch nicht pleite gegangen ist. “Inzwischen bieten mir die Leute ihre Sachen einfach so an”, antwortet er. Und wenn er etwas will, das der Besitzer nicht direkt rausrückt? “Dann rechne ich vor, wie viel Geld es kostet, den Kram zu lagern. Bei mir wäre er viel besser aufgehoben.”
Eigentlich könnte ich mich ein ganzes Jahr lang auf Hammargrens Grundstück umsehen und mir Geschichten zu den einzelnen Sammlerstücken anhören. Ich habe jedoch schon genug von der Zeit des 79-Jährigen in Anspruch genommen. Deshalb begnüge ich mich damit, die bunte und bizarre Sammlung als einzigartiges Ganzes zu betrachten, anstatt sie zu sehr auseinanderzunehmen.
Bevor ich das Castillo del Sol verlasse, frage ich Hammargren noch, ob seine Sammelleidenschaft irgendwann ein Ende finden werde. “Ich habe meiner Frau gesagt, dass ich aufhöre”, meint er daraufhin. “Allerdings lüge ich manchmal.”