Eine intCollage von drei Pärchen, die sich alle kurz vor oder während der Corona-Pandemie kennenlernten
Alle Fotos: bereitgestellt von Jonnah Bron
Menschen

Intime Fotos: Diese Pärchen haben sich während der Pandemie kennengelernt

Die Fotografin Jonnah Bron will zeigen, dass Liebe auch in schweren Zeiten aufblühen kann.

Pandemien und romantische Beziehungen sind eigentlich Dinge, die nicht unbedingt zusammenpassen. Seitdem es aber durch die Corona-Krise überall auf der Welt zu Lockdowns gekommen ist, berichten Dating-Dienste von regelrechten User-Anstürmen. Wahrscheinlich haben die Leute alleine bei sich zu Hause einfach nichts anderes zu tun, als mit fremden Menschen zu flirten.

Genau das ist auch der niederländischen Fotografin Jonnah Bron in ihrem Freundeskreis aufgefallen: "Obwohl meine Freundinnen und Freunde bei den Dating-Apps anfangs noch etwas zögerlich waren, gab es um mich herum plötzlich immer wieder neue Pärchen", sagt Bron. Fasziniert habe sich die Fotografin dazu entschlossen, diese und weitere Pärchen fotografisch festzuhalten – und damit zu zeigen, dass die Leute trotz aller Rückschläge Liebe finden können.

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Bron sagt, sie besuche die meisten ihrer Models zu Hause. Dann sollen sie so tun, als sei die Fotografin gar nicht da. Brons Freunde Roos und Rosa waren das erste Pärchen, das für das Projekt abgelichtet wurde. Viele der anderen Paare habe Bron bei Instagram angeschrieben und sogar Antworten aus New York erhalten. Menschen, die nicht in den Niederlanden leben, hält Bron per Videocall fest.

Die Fotografin Jonnah Bron und ihre Freundin Geerten in Unterwäsche

Ein Selbstporträt von Bron mit ihrer Freundin Geerten

Für ihre Fotoreihe hat Bron auch ein Selbstporträt mit ihrer Freundin Geerten geschossen. "Geerten ist meine Mitbewohnerin. Weil wir während des Lockdowns zu Hause viel Zeit miteinander verbrachten, ging alles recht schnell und ich küsste sie einfach", sagt die Fotografin. "Zwar war sie damals noch mit einer anderen Frau zusammen, aber wir waren uns schnell sicher. Schließlich verliebte ich mich in sie." Bei den anderen Lockdown-Pärchen konnte Bron Ähnliches beobachten: "Mit der Person, die man datet, wird es da viel schneller ernst."

Wir haben uns mit einigen der Paare aus Brons Fotoreihe darüber unterhalten, wie sie sich kennenlernten und welchen Einfluss das Coronavirus auf ihre Beziehung hatte.


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Deen (25) und Lotte (23)

Deen und Lotte haben sich während der Corona-Pandemie kennengelernt

Deen und Lotte

Deen und Lotte haben sich bei Instagram kennengelernt. "Eine Freundin sagte zu mir: 'Du solltest ihr folgen, ihr zwei seid quasi genau gleich'", erinnert sich Deen. Zwar hatten die beiden nach der Kontaktaufnahme erst fürs Ende der Woche ein Date ausgemacht, aber dieser Plan wurde nach dem ersten FaceTime-Chat wieder verworfen. "Wir unterhielten uns acht Stunden lang und wussten schnell, dass wir mit dem Treffen nicht so lange warten konnten", sagt Lotte und lacht.

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Deen und Lotte haben sich im August in einem Restaurant zum ersten Mal richtig gesehen. "Wegen der Corona-Auflagen musste alles um 22 Uhr schließen, also sind wir danach durch Rotterdam spaziert und haben bis um 7 Uhr morgens auf einem kleinen Platz rumgemacht", sagt Lotte. "Insgesamt dauerte dieses Date 17 Stunden."

Von da an waren die beiden unzertrennlich. "Die Pandemie hat die Intimität in unserer Beziehung total beschleunigt – vor allem, weil unsere Dates bei uns zu Hause stattfanden", sagt Deen. "Schon am Tag nach unserem ersten Treffen lernte ich Lottes Schwester und Mutter kennen, am darauffolgenden Wochenende stellte ich sie dann auch meiner Mutter vor."

Roos (26) und Rosa (22)

Das Pärchen Roos und Rosa küsst sich auf dem gemeinsamen Bett

Roos und Rosa

Roos und Rosa haben sich im März bei Tinder kennengelernt. "Wir schrieben gut einen Monat lang, bevor wir uns trauten, ein richtiges Date zu haben", sagt Roos. "Ich war bei meinen Eltern in Quarantäne, deswegen hielt ich es für ein zu großes Risiko, mich mit anderen Leuten zu treffen." Beim ersten Date gingen die beiden einfach spazieren. Und Roos hatte eine Bedingung: nebenher noch weitere Menschen zu daten, war nicht drin.

Seitdem haben Roos und Rosa fast jeden Tag einen Spaziergang gemacht. "Unser erstes Abendessen in einem Restaurant war total aufregend", sagt Roos. "Zwar kannten wir uns da schon drei Monate lang und waren schon fest zusammen, aber weil ich mich so lange nicht mehr mit irgendjemanden in der Öffentlichkeit getroffen hatte, wusste ich nicht, was ich anziehen oder wie ich mich verhalten sollte. Es fühlte sich so an wie ein erstes Date."

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Noah (22) und Noralie (26)

Das Paar Noah und Noralie liegt zusammen auf einem Bett

Noah und Noralie

Noah und Noralie haben sich im Januar bei einer Jugend-Klimakonferenz in der Schweiz zum ersten Mal gesehen. Drei Tage später ging Noah für sechs Wochen nach Nepal. "In diesen sechs Wochen haben wir viel miteinander geredet", sagt Noah. "Als ich dann wieder in Amsterdam ankam, holte Noralie mich vom Flughafen ab."

Da Noah und Noralie nicht in der gleichen Stadt wohnen, müssen sie erst Zug fahren, um sich zu sehen. Da die niederländische Regierung jedoch dazu rät, während der Corona-Pandemie so viel wie möglich auf öffentliche Verkehrsmittel zu verzichten, versuchen die beiden, ihre Dates immer besonders schön und lang zu gestalten. "Unser erstes Treffen dauerte vier Tage. Unser zweites dann zwei Wochen", sagt Noah. "Wenn dein Sozialleben gezwungenermaßen pausiert, kannst du dir kaum vorstellen, wie ein Leben ohne Pandemie überhaupt aussehen würde. Noralie und ich haben aber viele gemeinsame Freunde, deswegen klappt das alles so gut."

Luna (18) und Sam (22)

Das "Corona-Pärchen" Luna und Sam küsste sich leidenschaftlich auf einem Bett

Luna und Sam

"Ich bin mit Sams Ex befreundet", sagt Luna. "Ich habe viel Zeit mit ihm verbracht, als die beiden noch zusammen waren. Während des Lockdowns bildeten wir drei quasi einen Haushalt." Luna und Sam haben sich schon immer gut verstanden. Aber erst nach dem Ende von Sams Beziehung kamen richtige Gefühle dazu.

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Schließlich entschieden sich die beiden dazu, nur zu zweit zu Hause einen Film zu schauen. "Weil wir uns während des Lockdowns schon so häufig gesehen hatten, waren wir bei unserem ersten Date viel befreiter", sagt Sam. "Ich glaube, dass wir uns wegen dieser Nähe viel schneller ineinander verliebten."

Josef (22) und Boisé (21)

Josef und Boisé kamen während des Corona-Lockdowns zusammen

Josef und Boisé

Josef fiel Boisé zum ersten Mal auf, als sie den Laden betrat, in dem er arbeitete. "Wir sind beide sehr zögerlich, was den ersten Schritt angeht", sagt Josef. "Noch am gleichen Tag sahen wir uns später bei einer Party wieder. Aber selbst da waren wir noch zu schüchtern", sagt Boisé. Erst als die beiden im Februar bei Bumble matchten, verabredeten sie sich für ein Date. 

"Wir waren beide extrem nervös", erzählt Josef. "Aber als wir uns sahen, machte es direkt klick."

Als in den Niederlanden im März der Lockdown verhängt wurde, hatten Josef und Boisé schon zwei Dates hinter sich. "Plötzlich hatte ich viel mehr Freizeit und nicht mehr so viele Gedanken im Kopf. So konnte ich intensiv über meine Verbindung zu Boisé nachdenken", sagt Josef. "Ohne COVID wären wir wahrscheinlich erst viel später zusammengekommen."

Eva (22) und Lara (20)

Das Pärchen Eva und Lara küssen sich

Eva und Lara

Eva und Lara matchten im März bei Tinder, ihr erstes Date fand per FaceTime statt. "Ich war total nervös, weil ich sonst nur selten Videochats mache – schon gar nicht mit Leuten von Tinder", sagt Eva. Irgendwann entschlossen die beiden, sich richtig zu treffen.

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Zuerst trafen sich Eva und Lara mit genügend Abstand draußen in einem Park, weil Eva beruflich mit älteren Menschen zu tun hat. "Eigentlich wollte ich Lara schon beim ersten Date küssen, aber das konnte ich wegen meiner Patienten nicht machen", sagt Eva.

"Als wir uns zum ersten Mal trafen, hatte ich auch noch was mit anderen Frauen. Deswegen wäre es sowieso unverantwortlich gewesen, wenn wir uns direkt geküsst hätten", erzählt Laura. "Aber als ich ihr schrieb, dass ich mich nicht mehr mit anderen Frauen verabreden werde, küssten wir uns direkt beim nächsten Treffen zum ersten Mal."

Raoul (24) und Ishara (23)

Das "Corona-Paar" Raoul und Ishara küssen und schmusen

Raoul und Ishara

Raoul und Ishara lernten sich durch einen gemeinsamen Freund kennen und fingen im April an, per Instagram zu chatten. "Von da an schrieben wir uns rund um die Uhr", sagt Raoul.

Eigentlich wollten die beiden bei ihrem ersten Date im Park etwas trinken, aber das Wetter spielte nicht mit. Also lud Ishara Raoul zum Mittagessen zu sich nach Hause ein. "Er blieb direkt das ganze Wochenende", erzählt Ishara.

Raoul und Ishara finden, dass die gesellschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus ihrer Beziehung gut getan haben. "Durch den Lockdown wurden wir durch nichts und niemanden abgelenkt", sagt Raoul. Außerdem habe er im April noch den Plan gehabt, für vier Monate nach Kasachstan zu gehen und dann sein Masterstudium in Dänemark zu beginnen. Ohne Corona hätte er Ishara wohl gar nicht näher kennengelernt, sagt Raoul.

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Imke (23) und Elisa (20)

Das Pärchen Imke und Elisa küssen sich auf dem gemeinsamen Bett

Imke und Elisa

Zu Beginn der Pandemie lebte Imke in den Niederlanden und Elisa in Belgien. Elisa stieß bei Instagram auf ein Bild von Imke: "Sie sah aus wie meine Traumfrau, deswegen folgte ich ihr direkt." Aber auch Imke war sofort von Elisa angetan und schrieb ihr eine Nachricht. "Danach unterhielten wir uns jeden Tag stundenlang", sagt Imke.

Die beiden wollten sich unbedingt richtig sehen, aber die belgisch-niederländische Grenze war wegen der Pandemie dicht. Also schickten sie sich erstmal weiter selbstgezeichnete Bilder und Pflanzensamen per Post zu.

"Wir hatten uns noch kein einziges Mal richtig gesehen, als wir fest zusammenkamen. Sogar unsere Familien kannten sich dank eines Videocalls schon", sagt Elisa. "Aber als die Grenze wieder geöffnet wurde, trafen wir uns sofort." Derzeit leben die beiden zusammen in Antwerpen. "Ich frage mich manchmal immer noch, wie ich mit Elisa einen Menschen kennenlernen konnte, der so perfekt für mich ist", sagt Imke.

Sophie (17) und Natalie (17)

Das Pärchen Sophie und Natalie bei einem Video-Call

Sophie und Natalie

Sophie und Natalie leben in New York. Kennengelernt haben sich die beiden letztes Jahr bei einer von Greta Thunberg veranstalteten Klimademo. Sie verstanden sich auf Anhieb und wurden Freundinnen.

Zwar hegte Natalie schon länger stärkere Gefühle für Sophie, aber an dem Tag, an dem sie sie endlich um ein Date bat, verhängte man in New York einen Lockdown. Sophie begab sich in einem anderen Bundesstaat in Quarantäne. 

"Natalie erzählte mir per FaceTime, was sie wirklich für mich empfand", sagt Sophie. Die beiden jungen Frauen konnten sich dann endlich wiedersehen, als Sophie im Juni zurück nach New York zog. Zu diesem Zeitpunkt waren sie und Natalie schon seit drei Monaten ein Paar.

Jetzt kosten die beiden voll aus, dass sie sich richtig sehen können. "Wir treffen uns im Park, bekochen uns gegenseitig oder gehen in gemütliche, kleine Bars", sagt Sophie. "Obwohl die Aussicht auf einen zweiten Lockdown uns echt Angst macht, bin ich mir sicher, dass unsere Beziehung auch das ohne Probleme überstehen würde."

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