Gras macht Orgasmen intensiver, sagt diese Studie

Seit Jahrzehnten untersuchen Forscherinnen und Forscher, wie Cannabis die Erfahrung im Bett beeinflusst. Bereits 1983 gaben in einer wissenschaftlichen Umfrage zwei Drittel der Befragten an, dass sie Sex besser finden, wenn sie Cannabis konsumiert haben. In jüngeren Studien ging man der Frage auf den Grund, warum Cannabis die Erfahrung beim Sex für manche besser macht und für andere verschlechtert.

Insgesamt gibt es aber noch nicht viele wissenschaftliche Untersuchungen zur aphrodisierenden Wirkung von Cannabis. Das liegt auch daran, dass es noch bis vor wenigen Jahren sehr aufwändig war, die Substanz und ihre Wirkung auf den menschlichen Körper zu erforschen. Das hat sich zumindest in Nordamerika stark verbessert.

Auch von VICE: Banks übers Dealen mit Cannabis, Schmuggelrouten und Streckmittel – Grasland Podcast

Die neuste Studie zum Thema Cannabis und Sex ist am 20. Januar in der Fachzeitschrift Journal of Cannabis Research erschienen und stammt von einem Forscherteam der East Carolina University und der North Carolina State University. Unter der Leitung von Amanda Moser erstellte das vierköpfige Team einen Online-Fragebogen zu Sexualleben und Konsumgewohnheiten.

811 Menschen im Alter von 18 bis 85 Jahren nahmen daran teil, alle hatten schon Erfahrungen mit Cannabis. 64 Prozent von ihnen identifizierten sich als weiblich, 73 Prozent gaben an, in einer monogamen Beziehung zu sein, und über die Hälfte der Befragten konsumierte Cannabis täglich. 59 Prozent gaben außerdem an, absichtlich vor dem Sex high zu werden. Die meisten konsumierten Cannabisblüten, aber es gab auch einige, die Edibles, Öl oder andere Darreichungsformen bevorzugten.

Über 70 Prozent der Befragten berichteten von einem stärkeren sexuellen Verlangen und intensiveren Orgasmen nach dem Cannabiskonsum. Auch die Mehrheit derjenigen, die angaben, high zu masturbieren, berichteten von gesteigerter Lust. Die Intensität der Orgasmen fiel bei beiden Geschlechtern ähnlich hoch aus, allerdings gaben Frauen im Vergleich ein stärker gesteigertes Sexualverlangen an und 40 Prozent von ihnen waren der Meinung, dass Cannabis ihre Fähigkeit erhöht, beim Sex mehrmals zu kommen.

Die meisten Befragten gaben an, dass der Cannabiskonsum ihren Geschmacksinn und Berührungen intensiviert, interessanterweise empfanden die wenigsten eine Steigerung ihres Gehör- und Geruchsempfindens.

"Tendenziell hat Cannabis einen positiven Einfluss auf die wahrgenommene sexuelle Leistung und Zufriedenheit von Menschen – unabhängig von Geschlecht oder Alter", schrieben die Forscherinnen und Forscher in der Studie. Cannabis könne außerdem dabei helfen, die Geschlechter-Ungleichheit bei der Lustempfindung zu verringern.

Die Umfrage ist allerdings mit etwas Vorsicht zu genießen. Wie die Autorinnen und Autoren selbst anmerken, handelt es sich bei den Studienteilnehmern überwiegend um weiße Frauen mit Hochschulbildung, die obendrein auch größtenteils erfahrene Cannabis-Userinnen sind. Außerdem beruhen die Studienergebnisse ausschließlich auf der subjektiven Wahrnehmung der Befragten. Die Untersuchung wurde nicht unter Laborbedingungen durchgeführt. Entsprechend schwer lässt sich das Konsumverhalten vergleichen, auch die genauen körperlichen Abläufe bleiben unbekannt. Darüber hinaus fehlt ein Vergleich mit dem Sexleben von Menschen, die kein Cannabis konsumieren. 

Das Autorenteam weist zudem auf die Möglichkeit hin, dass es sich dabei um eine sich selbst erfüllende Prophezeiung handeln könnte. So beschrieben die Menschen, die absichtlich vor dem Sex Cannabis konsumieren, ihre Befriedigung als intensiver als diejenigen, die weniger zielgerichtet konsumieren. Wenn man allerdings bereits davon ausgeht, dass Kiffen die eigene Erfahrung im Bett verbessert, kann Cannabis einem unabhängig von seiner tatsächlichen Wirkung – also allein durch die Erwartung an die Droge – das Quäntchen Entspannung oder Selbstbewusstsein schenken, welche genau das dann wahr werden lässt.

Folge VICE auf Facebook, TikTok, Instagram, YouTube und Snapchat.